HoDformingMechernicher Firma verbesserte den Metallleichtbau mit spezieller Technik

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Unscheinbare „Backform“: HoDforming-Geschäftsführer Peter Amberg zeigt ein Bauteil, das mit dem HDF-Verfahren hergestellt wurde.

Unscheinbare „Backform“: HoDforming-Geschäftsführer Peter Amberg zeigt ein Bauteil, das mit dem HDF-Verfahren hergestellt wurde.

Mechernich-Firmenich – Auf die erste Probe sei er sehr stolz gewesen, sagt Dr. Peter Amberg, Geschäftsführer von HoDforming. Amberg war sicher: Das ist die Zukunft des Leichtbaus. „Deshalb habe ich die Probe sofort ans Wirtschaftsministerium geschickt.“ Dort sei einer Mitarbeiterin zunächst jedoch gar nicht klar gewesen, was sie überhaupt in den Händen gehalten habe.

„Ich verstehe davon nicht viel, aber es ist wirklich eine sehr schöne Backform“, habe es daher in der Antwort geheißen. Die „Backform“ ist das Ergebnis eines Verfahrens, mit dem Amberg den Metallleichtbau verändern möchte – eines Verfahrens, das deutlich kostengünstiger und umweltschonender als seine Vorgänger ist.

Spezielle Warmumformung von Metall

Hot Die Forming (HDF) nennt sich die Technologie, die das Unternehmen entwickelt hat. Damit ist eine spezielle Art der Warmumformung von Metall gemeint: Nicht nur das Metall wird dabei erhitzt, sondern auch die Werkzeuge und Formen, um es zu bearbeiten. Normalerweise wird das Metall zum Schmelzen gebracht, dann aber in kalte Formen gegossen. So kühle das Metall schnell ab, es lasse sich schlechter verformen, erläutert Amberg. „Wir hingegen verwenden heiße Werkzeuge.“

Das mache den Prozess sicherer und schneller. Mit dem HDF-Verfahren kann ein Aluminiumblech so bearbeitet werden, dass es eine Zugfestigkeit von 350 Megapascal hat – mehr als die meisten Stahlbleche. Aluminium steht bei HoDforming nicht umsonst im Mittelpunkt. Das Metall ist deutlich leichter als Stahl und wird deshalb häufig in der Automobilbranche verwendet.

Mit Innovationspreis ausgezeichnet

Für das HDF-Verfahren ist die Firma HoDforming mit dem Innovationspreis „Rheinland Genial“ ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wird von der Metropolregion Rheinland an Unternehmen vergeben, die Innovationen entwickeln. Auch Verbände, Vereine, Projekte oder Personen können mit dem Preis ausgezeichnet werden.

Über die Vergabe des Preises entscheidet die Geschäftsführung der Metropolregion. Die Kriterien für die Nominierung legt die Jury großzügig aus. So sollen Innovationen und Erfindungen aus den verschiedensten Branchen gewürdigt werden.

Vorschläge zur Nominierung können alle Mitglieder der Metropolregion Rheinland einreichen. Voraussetzung: Die Nominierten müssen ihren Sitz in der Region haben.

Persönlich gratulierte Landrat Markus Ramers den Verfahrenserfindern aus Firmenich zur Auszeichnung. „Unser Wirtschaftsstandort lebt davon, dass wir Innovationen anstreben und uns neuen Technologien nicht verschließen“, so Ramers bei der Preisverleihung in der Zikkurat. Lob kam auch von Ulla Thönnissen, der Geschäftsführerin der Metropolregion Rheinland und Initiatorin des Preises. Das Rheinland sei die forschungsstärkste und innovativste aller zwölf Metropolregionen, erläuterte Thönnissen. (maf)

Fast schon unspektakulär wirkt die Werkstatt von HoDforming. Überall stehen Werkzeuge und Maschinen. Auf einem Tisch liegen kreuzförmige Bauteile aus Aluminium und Stahl. Viele Leute verirren sich nicht auf die Rückseite der Firmenicher Zikkurat, wo die Werkstatt liegt.

Unternehmer aus verschiedensten Branchen würden aber nur zu gerne einen Blick in die Technologieschmiede werfen. Denn sie ist voller Wissen – das Amberg nicht gerne teilt. Nur sein siebenköpfiges Team hat Zugang zur Werkstatt. Und für dieses hat Amberg Metallbau-Spezialisten wie Dr. Jürgen Hirsch gewinnen können. Hirsch war lange Zeit für Hydro Aluminium tätig und gilt an der RWTH Aachen als Aluminiumexperte.

Landrat Ramers und Amberg mit dem Innovationspreis.

Landrat Ramers und Amberg mit dem Innovationspreis.

Seit 1996 beschäftigt sich Amberg mit dem HDF-Verfahren. Aber erst jetzt sei er „mit der richtigen Technologie zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Die Warmumformung von Metall trägt nämlich dazu bei, große Mengen Kohlendioxid einzusparen. Unter anderem deshalb, weil das Verfahren verhältnismäßig wenig Energie und Material benötigt. Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum die Technologie aus Firmenich weltweit gefragt ist. „Bei uns wird die Zukunft geschmiedet“, sagt Amberg.

Bereits mehrere Patente

Und das meint er wörtlich: Die Leichtbauteile, die sich mit dem HDF-Verfahren herstellen lassen, werden in Fahrzeugen aller Art verbaut – ganz egal, ob sie mit Strom, Wasserstoff oder Benzin fahren. Da wird indirekt weiteres Kohlendioxid eingespart, weil die Fahrzeuge leichter werden. Die HoDforming gilt mittlerweile als offizieller Zulieferer der Automobilindustrie. Viel Kraft habe das gekostet, berichtet Amberg: „Aber wir haben es letztendlich geschafft.“

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Theoretisch könnten die mit der HDF-Technologie gefertigten Bauteile auch für Möbelstücke, Fahrräder oder in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt werden. Für letzteren Zweck aber bräuchte das Unternehmen größere Anlagen. Und zumindest in absehbarer Zeit solle es die nicht geben, sagt der Geschäftsführer.

Stattdessen will sich Amberg auf die Technologie selbst konzentrieren. Sein Unternehmen versteht er nicht als Metall-, sondern als Technologieschmiede. Zwei Patente schützen derzeit Ideen aus der HoDforming-Werkstatt, eine weitere Idee durchläuft das Anmeldeverfahren beim Deutschen Patent- und Markenamt. Und ein viertes Patent bereitet Amberg gerade vor.

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