Die Unwägbarkeiten der Coronazeit haben Annegret und Volker Prause gut überstanden und von der Flut sind sie verschont geblieben. Trotzdem ist im Dezember im Landhaus Brunnenhof in Mechernich-Holzheim Schluss.
Gastronomie in der Krise„Deutsche Küche“ als Auslaufmodell im Kreis Euskirchen?

Die Plätze im großen Gastraum des Holzheimer Brunnenhofs bleiben ab Mitte Dezember leer: Annegret und Volker Prause ziehen sich nach insgesamt 44 Jahren in der Gastronomie aus dem Berufsleben zurück.
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Für Annegret und Volker Prause ist es ein dreifacher Abschied: Nach insgesamt 44 Jahren im Gaststätten- und Hotelgewerbe verabschieden sich die beiden Gastronomen nicht nur in den wohlverdienten Ruhestand und von ihrem Landhaus Brunnenhof in Holzheim, sondern kehren auch der Eifel den Rücken. Nach 18 Jahren im Rheinland geht es für die beiden noch vor Weihnachten wieder zurück ins Oldenburger Land.
„Auf die beiden vergangenen Jahre hätten wir rückblickend aber auch sehr gerne verzichten können“, sagt Prause mit Blick auf die Corona-Pandemie. Trotzdem sei der Betrieb, den das Paar im Jahr 2004 in Holzheim übernommen hatte, ganz gut durch diese schwierige Zeit gekommen: „Der Hotelbetrieb für Geschäftsreisende und Monteure durfte ja weiterlaufen“, erklärt Prause. „Unser Glück war, dass in dieser Zeit die Molkerei in Obergartzem gebaut wurde, da hatten wir oft eine 100-prozentige Auslastung.“
Außer-Haus-Geschäft während Coronazeit fokussiert
Wandlungsfähigkeit bewiesen die beiden Gastronomen auch, was den Verkauf ihrer Speisen anging: „Wir haben das Außer-Haus-Geschäft in der Pandemiezeit stark ausgebaut“, berichtet Ehefrau Annegret. Es habe Wochenenden mit 300 verkauften Essen gegeben und 60 Weihnachtsgänsen an Heiligabend. „Jeder Kunde hatte ein Zeitfenster zum Abholen, da ist sich keiner begegnet“, blicken die beiden stolz auf diese gemeisterten Herausforderungen zurück.
Der Laden lief also auch während der Corona-Zeit, und die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr verstärkte diese Entwicklung noch einmal: „Wir bekamen am Publikumsandrang zu spüren, dass in der Region insgesamt 31 Restaurants ausgefallen sind“, sagt Prause. Einige seien schnell wieder zurückgekommen, andere Betriebe verschwanden hingegen ganz von der gastronomischen Landkarte. „Wir haben gleichzeitig auch mitbekommen, wie schwer es ist, hier in Holzheim einen neuen Pächter als Nachfolger zu finden“, sagt der 66-Jährige.
Ob es auch in Zukunft deutsche Küche im Brunnenhof geben werde? „Da bin ich eher skeptisch. Die wenigsten Deutschen wollen sich einen so stressigen Job mit solch unattraktiven Arbeitszeiten antun“, so der Küchenchef. Auch von den drei eigenen Kindern habe sich nur Sohn Max der Gastronomie zugewandt: „Als Rezeptionist eines Luxushotels hat er aber wenigstens geregelte Arbeitszeiten“, so der Vater.
Gesundheit ist wichtiger als das Geschäft
Trotzdem: „Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist, obwohl wir leider schon etwas überzogen haben“, zieht Annegret Prause eine Bilanz des gemeinsamen Berufslebens. Nach einem gesundheitlichen Rückschlag habe man sich entschieden, „jetzt die Reißleine zu ziehen und aufzuhören“, formuliert es Küchenchef Volker Prause. So, wie er es auch vor fast 45 Jahren als Seemann und Weltreisender getan hatte: „Sonst wäre ich nicht mehr davon losgekommen“, sagt er rückblickend auf die fünf Jahre, die er zuvor als Smutje eines Handelsschiffes auf den Weltmeeren verbracht hatte.
Wir hatten früher auch hier in Holzheim bis zu zehn Mitarbeiter für Küche und Service zur Verfügung – heute ist es schon schwer, fünf für ein Wochenende zusammenzubringen.
Neben der eigenen Gesundheit sind es vor allem die Begleitumstände, die dem Gastronomen-Paar den Abschied aus dem Berufsleben erleichtern: „Die Personalsituation wird immer schwieriger“, bringt es die Chefin auf den Punkt: „Wir hatten früher auch hier in Holzheim bis zu zehn Mitarbeiter für Küche und Service zur Verfügung – heute ist es schon schwer, fünf für ein Wochenende zusammenzubringen.“ Und als ob dieses Problem für sich alleine genommen nicht schon bedeutend genug wäre, kamen seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine auch noch die Kostensteigerungen in fast allen Bereichen dazu.
„Wir wollten eigentlich noch bis zum kommenden Jahr weitermachen, aber jetzt ist Schluss“, haben die Prauses für sich entschieden. Dabei war es nicht immer leicht für die beiden Nordlichter in der Eifel: „Die ersten Jahre in Holzheim waren schwer“, erinnert sich Annegret Prause. Die Leute seien vor allem abends an die Theke zum Biertrinken gekommen. „Alle redeten Platt und durcheinander und einer übersetzte auf Hochdeutsch“, lacht Volker Prause.
Veranstaltungsprogramm brachte den Erfolg
Den Wendepunkt markierte dann der Start der Kleinkunst- und Varieté-Reihe „Wintergarten im Landhaus Brunnenhof“. „Die Gäste kamen, um Kultur zu genießen und überzeugten sich ganz nebenbei beim Essen von unserer Qualität“, so Küchenchef Prause. „Danach kamen sie immer mehr auch abseits der Konzerte und Shows, unser Image wuchs und wuchs.“ Mit den Veranstaltungen geht es auch Anfang Dezember noch weiter: Insgesamt vier Travestieshows mit Jessica Ravell & Friends stehen noch auf dem Programm.
Der Betrieb läuft dann bis Freitag, 16. Dezember, weiter. Am 17. Dezember feiert das Paar Abschied mit Freunden. „Und dann kommen meine Kochhosen ins Feuer“, verrät der Küchenchef. „Die Eifel nehmen wir aber im Herzen mit nach Norddeutschland“, sagt Prause versöhnlich. Und spätestens an Karneval gibt es ein Wiedersehen mit den Freunden in Holzheim: „Rosenmontag simmer widder dabei.“ Allein schon für den Karneval haben sich die 18 Jahre in der Nordeifel gelohnt, sagt Volker Prause mit einem Lächeln.