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Ernte bis in den OktoberAuf dem Krewelshof wird der Erdbeeranbau zur Wissenschaft

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Ruland begutachtet die Erdbeeren, die in einem Foliengewächshaus heranwachsen.

Erdbeer-Experte Thomas Ruland kontrolliert das Wachstum der insgesamt 23.660 Erdbeerpflanzen auf dem Krewelshof. Die Bewässerung erfolgt bereits automatisiert über ein Tropfsystem. In Zukunft soll eine Künstliche Intelligenz bei der Früherkennung von Pflanzenkrankheiten zum Einsatz kommen.

Um den Anbau der beliebten Sommerfrüchte weiter zu optimieren, soll auf dem Krewelshof in Mechernich-Obergartzem auch KI eingesetzt werden.

Wissen Sie auf Anhieb, woher Brom- und Himbeere ihren Namen haben? Der Blick ins Wörterbuch verrät, dass beide Bezeichnungen aufs Althochdeutsche zurückgehen: Brombeere bedeutet demnach „Beere des Dornstrauchs“ (sehr nachvollziehbar), während es erst mal unklar bleibt, warum die Himbeere die „Beere der Hirschkuh“ (von althochdeutsch Hintperi) sein soll. Bei der Erdbeere ist es einfacher, denn die wächst auf der Erde (die Verwandtschaft zum altenglischen „strēawberige“, also Stroh-Beere, lassen wir an dieser Stelle einfach mal außen vor).

Im modernen Obstanbau hat sich die Erdbeere allerdings von ihrem angestammten Wuchsort entfernt: Im Erdbeerhaus auf dem Obergartzemer Krewelshof wachsen die Pflanzen mit den roten Früchten auf Stellagen in etwa 1,50 Metern Höhe, was das Pflücken enorm erleichtert. „Wir produzieren hier quasi nur für den Eigenbedarf“, sagt Theo Bieger: „Wir verkaufen unsere gesamte Ernte nur über die Hofläden oder verarbeiten die Früchte direkt in der Backstube zu leckerem Erdbeerkuchen für unsere Gastronomie.“

Volle Wertschöpfung vom Gewächshaus bis zum Erdbeerkuchen

Der Krewelshof-Bauer setzt für den Geschäftserfolg auf Direktvermarktung. „Das hat auch den Vorteil, dass wir nicht an die Preis- oder Größenvorgaben des Handels gebunden sind. Diese kleinen Beeren zum Beispiel würde uns der Handel gar nicht abnehmen“, sagt Bieger und deutet auf einen Strauch, an dem unterschiedlich große Erdbeeren wachsen. „Außerdem sind unsere Früchte aromatischer, weil wir sie erst im vollreifen Zustand ernten.“

Erdbeeren wachsen auf dem Krewelshof Eifel in Obergartzem.

Volles Aroma: Nur vollreife Früchte werden von Biegers Team geerntet.

Auf dem Krewelshof Eifel in Obergartzem hat die Erdbeerernte begonnen. Regenkappen aus Kunststofffolie schützen die empfindlichen Früchte.

Teils in Tunneln, teils nur überdacht: Die Erdbeeren werden in Obergartzem bestens vor zu viel Feuchtigkeit von oben geschützt.

Seine Produktion hat Bieger vor wenigen Jahren vom Freiland in die beiden jeweils rund 150 Meter langen Erdbeerhäuser verlegt. Daneben befindet sich noch eine weitere Anlage, die die Pflanzen mit sogenannten Regenkappen aus Kunststofffolie vor zu viel Feuchtigkeit von oben schützt. „In diesem Jahr sind es insgesamt 23.660 Pflanzen der Sorte Favori“, ergänzt Sohn Max Bieger, der gerade seine Masterarbeit zum Thema „KI im Erdbeeranbau“ geschrieben hat.

„Unser Ziel ist es, den Anbau mithilfe Künstlicher Intelligenz weiter zu optimieren“, so der Jung-Landwirt: „Je früher wir zum Beispiel Pflanzenkrankheiten erkennen, desto besser können wir gegensteuern und gezielt behandeln.“ Erreicht werden soll dies durch den Einsatz eines mit Kameras ausgestatteten Roboters, der selbstständig die Reihen mit den Pflanzen abfährt. „Die KI wertet dann die Bilder aus – viel schneller und verlässlicher, als dies ein Mensch tun könnte.“

Seniorchef Theo Bieger ist offen für technische Entwicklungen

Auch Seniorchef Theo Bieger ist begeistert von den technischen Möglichkeiten, die sich im Erdbeeranbau entwickeln. „Die Firma Dyson hat in England einen Roboter für die automatisierte Erdbeerernte entwickelt“, berichtet Bieger. Ob sich so etwas auch für den Krewelshof lohnt, lässt der Bauer offen. Bislang kümmern sich Saisonkräfte ums Pflücken der süßen Früchtchen.

Bauer Theo Bieger zeigt den Tropfer des Bewässerungssystems, über das die Erdbeerpflanzen versorgt werden.

Theo Bieger zeeigt den Tropfer des Bewässerungssystems, über das die Pflanzen mit der richtigen Wassermenge versorgt werden.

„Bücken muss man sich auch nicht mehr, denn man kann in den Reihen mithilfe von Rollwagen ganz einfach und auf bequemer Höhe pflücken“, so Bieger: „Morgens sind erst die reifen Erdbeeren dran, danach ziehen die Mitarbeiter weiter zu den Spargelfeldern.“

Dass die Erdbeerpflanzen reiche Ernte tragen, das ist Aufgabe von Mitarbeiter Thomas Ruland. Regelmäßig kontrolliert er, ob die Pflanzen genug Wasser bekommen. „Gerade bei Erdbeeren können Fehler schnell zu Ernteausfällen führen“, so der Fachmann: „Beispielsweise bedeutet ein Tag ohne Wasser quasi keine Ernte“. Das Bewässerungssystem funktioniert ebenfalls automatisiert: Über einen Tropfer erhalten die Pflanzen die richtige Wassermenge.

Erdbeerernte läuft in Obergartzem bis weit in den Oktober hinein

„Zu viel Wasser ist dabei ebenso schädlich wie zu wenig“, sagt Theo Bieger: „Der Bedarf steigt je nach Sonneneinstrahlung an. Wenn es zu heiß wird, wird unter dem Foliendach zusätzlich Wasser aus unserem Bewässerungsteich versprüht, um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren.“ Der Teich auf dem Hofgelände wird übrigens mit dem Niederschlagswasser gespeist, das über die Dachflächen der Betriebsgebäude aufgefangen wird.

Wenn alles wie geplant weiterläuft, rechnen Bieger und sein Team mit einer durchgehenden Ernte bis weit in den Oktober hinein. „Die Sorte Favori, die wir anbauen, zeichnet sich dadurch aus, dass sie immertragend ist: Die Pflanzen bilden ständig neue Blüten und Früchte“, erklärt Theo Bieger. Positiver Nebeneffekt: „Anders als bei herkömmlicher Supermarktware können wir unseren Kunden im Hofladen über die gesamte Saison Früchte mit gleichem Geschmack und Aussehen anbieten.“


Neuer Krewelshof-Standort in Stockheim an der B56 geplant

Vor 25 Jahren haben Theo Bieger und seine Familie den ersten Krewelshof im rechtsrheinischen Lohmar eröffnet, 2014 kam der Standort an der Bundesstraße 266 bei Obergartzem hinzu.

Einen dritten Erlebnisbauernhof mit eigenem Hofladen und Gastronomie soll es bereits in wenigen Jahren an der B56 in Stockheim bei Düren geben. „Es ist geplant, dass mein Sohn Max diesen Betrieb übernehmen wird“, verrät Seniorchef Theo Bieger: „Aktuell warten wir aber noch auf die Baugenehmigung.“ Im Herbst sollen bereits die ersten Obstbäume auf dem künftigen Betriebsgelände gepflanzt werden. (thw)