Alte SchätzchenRund 200 historische Traktoren waren in Lückerath zu bestaunen

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Mit vier Traktoren und seiner Familie war Anton Schmitz aus Mönchengladbach nach Lückerath gekommen.

Mit vier Traktoren und seiner Familie war Anton Schmitz aus Mönchengladbach nach Lückerath gekommen.

Alle zwei Jahre zieht es die Liebhaber alter Trecker und Landmaschinen  in den Mechernicher Ortsteil Lückerath.

Wenn die Zugvögel sich auf den Stromleitungen sammeln, um nach Süden zu ziehen, naht der Herbst, weiß der Ornithologe. Und wenn die Oldtimertraktoren gen Lückerath ziehen, ist dem erfahrenen Eifeler klar: Es ist Vatertag. Regelmäßig alle zwei Jahre, wenn nicht Pandemien durch das Land ziehen und jegliches Gesellschaftsleben unmöglich machen, wird seit 2012 der Mechernicher Ortsteil zum Mekka der Liebhaber von ausrangierten Landmaschinen. Rund 200 der ratternden und knatternden Trecker kamen diesmal am Himmelfahrtstag nach Lückerath. Viele blieben bis Samstag.

Seit mehr als zehn Jahren sind die Traktorfreunde Lückerath mit ihren knapp 50 Mitgliedern aktiv. Zentrum des Geschehens ist vor allem der Hof von Karl-Heinz Schick. Hier sammeln sich die Wohnwagen der zum Teil von weither angereisten Teilnehmer, hier ist die Wiese, auf denen die Fahrzeuge ausgestellt werden, und in seiner Lagerhalle statt in einem Festzelt treffen sich auch die Fahrer, um sich über ihre angejahrten Schätzchen auszutauschen.

Siebeneinhalb Stunden Fahrt für 100 Kilometer bis Lückerath

Wie Anton Schmitz, der mit kompletter Familie und vier Traktoren aus Mönchengladbach angereist ist. „Wir haben uns sehr auf das Treffen gefreut“, erzählt er. Zwei der alten Traktoren, ein Fiat und ein Ford, seien extra für den Termin fertiggemacht worden: „Montag wurden sie getüvt, Dienstag angemeldet und Mittwoch ging’s los.“

Doch aus den geplanten vier Stunden für die rund 100 Kilometer lange Strecke nach Lückerath wurden durch die Tücken der Technik siebeneinhalb. „Bei dem Ford Mayor sind auf der Fahrt zwei Ventilfedern gebrochen“, berichtet Schmitz. Eigentlich das Todesurteil für den Motor, wenn man nicht, wie es in jedem guten Haushalt der Fall sein sollte, noch einen Reservezylinderkopf zu Hause auf Vorrat hat. So nahm der Fiat den Ford noch hinter dem Wohnanhänger bis Lückerath in Schlepptau. Hier angekommen wurde der Transfer des Ersatzteils organisiert, und dieses wurde flugs eingebaut. „Jetzt ist alles wieder tutti, und wir können am Sonntag zurückfahren“, so Schmitz.

Landwirt Karl-Heinz Schick hat auch Freude an alten Traktoren

Die Liebe zu den Traktoren wurde ihm in die Wiege gelegt. „Unsere Familie sind Scherenschleifer, Korbmacher und Schrotthändler“, erklärt er. Sein Großvater, der ursprünglich Pferdehändler war, sei irgendwann als Hobby auf die Traktoren umgestiegen.

Karl-Heinz Schick, auf dessen Anwesen sich das Geschehen des Traktortreffens konzentriert, hat dafür gesorgt, dass die alten Schätzchen regelmäßig nach Lückerath kommen. „Normalerweise arbeite ich als Landwirt mit großen Schleppern, aber ich habe Spaß an den alten Traktoren“, sagt er. Vor knapp 15 Jahren habe er sich sein erstes Exemplar gekauft, einen Fahr D180 H.

Zahlreiche Helfer organisieren das Treffen

Nicht nur habe er immer mehr Leute in Lückerath mit seinem Hobby angesteckt, auch bei ihm selbst hätten sich die Hallen mit Fahrzeugen gefüllt. „Mittlerweile habe ich zwölf, denn ich habe den Platz, um sie unterzustellen“, sagt der Lückerather Traktormogul lächelnd.

Um ein Traktortreffen zu organisieren, braucht es viele Hände. Das ganze Dorf wird am Vatertag zur Aktionsfläche, denn dann treffen auch die Tagesgäste ein. „An diesem Tag kommt auch das meiste Publikum“, sagt Schick, das habe die Erfahrung gelehrt.

Schnäppchen sind inzwischen nur schwer zu finden

Doch in Lückerath steht rund um das mehrtägige Treffen noch mehr auf dem Programm. So versammelten sich die Fahrer am Freitag zu einer Feldmesse mit Diakon Manfred Lang, bevor es zu einer mehrstündigen Ausfahrt über die Feldwege rund um Lückerath ging.

Mittlerweile hätten die Preise für alte Traktoren angezogen, richtige Schnäppchen seien mittlerweile schwer zu finden, sagt Schick. Doch jetzt würden auch die Fahrzeuge aus den 1990er-Jahren interessant. „Die hatten noch nicht so viel Elektronik“, erklärt er. Die heutigen Fahrzeuge könnten mangels Ersatzteilen für die komplizierte Technik keine 30 Jahre alt werden, werde gesagt. Anders bei den alten Fahrzeugen, bei denen Selbermachen dazugehöre. Wie bei Karl Rupp aus Krekel, der mit seinem alten O&K gekommen ist. Sieben Traktoren nennt er sein Eigen.

„Mich reizt alles, was alt ist und von der PS-Zahl überschaubar“, sagt er. Als gelernter Kfz-Techniker kann er im Zweifel auch selbst Hand anlegen. Ihn begeistere die einfache Technik, mit der die Ingenieure früher die Probleme gelöst hätten. „Die Leute waren nicht auf den Kopf gefallen“, lobt er die Konstruktionen.

Im Gegensatz zu den aktuellen Fahrzeugen: „Die Dinger von heute werden nie zu Oldtimern werden, das merkt man jetzt schon“, sagt er. Früher sei auf Sicherheit gebaut worden. Und beim Äußeren fehle heute die individuelle Note: „Alles nur noch Einheitslook.“

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