VerkehrslärmSeit Umbau der Kreuzung an der B266 in Kommern leidet Anlieger-Paar noch mehr

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Dieter Hammes weist aus der geöffneten Eingangtür auf die naheliegende Kreuzung.

Wenige Meter vor der Eingangstür des Ehepaars Hammes liegt die Kreuzung der B266 mit der Eickser Straße.

Ein Kommerner Ehepaar beschwert sich über massiven Verkehrslärm. Während ihre Nachbarn Lärmschutzwände haben, reichte bei ihnen der Platz nicht.

Es saust und braust, es hupt, röhrt und quietscht vor dem Haus von Anne Elisabeth und Dieter Hammes in Kommern. Tag und Nacht fließt der Verkehr auf der B266 gerade einmal 40 Meter von der Haustür des Ehepaares entfernt vorbei. Und verursacht jede Menge Lärm.

Der Umbau der Kreuzung mit der Eickser Straße mit einer Ampelanlage habe die Lage nun noch verschlimmert. Das bestätigen auch neue Messungen des Landesbetriebs Straßen.NRW. Doch eine Lösung zu finden, die für die beiden akzeptabel ist, gestaltet sich schwierig.

Bei den Lärmschutzwänden wurde das Haus der Eheleute ausgespart

1997 hat das Ehepaar das Haus erworben. Damals seien sowohl der Verkehr als auch der Lärm viel geringer gewesen, erinnern sie sich. Jetzt seien nach den monatelangen Bauarbeiten an der Kreuzung mehrere Lärmschutzwände errichtet worden. Gut für zahlreiche Anwohner der viel befahrenen Verkehrsader. Doch das Haus der Familie Hammes, das an der Ecke des Kirchbergs zum Severinsweg liegt, ist davon ausgespart worden.

„Ursprünglich war geplant worden, die Kreuzung weiter nach links zu legen und die Lärmschutzwand hinter der Kapelle vorbeizuführen“, sagt Anne Hammes und präsentiert die zehn Jahre alten Baupläne. Dazu sei Flüsterasphalt geplant gewesen. Doch davon sei später nicht mehr die Rede gewesen.

Ein Kreisverkehr hätte den Lärm auch nicht reduziert

Zeitweise sei auch über einen Kreisverkehr nachgedacht worden. „Das wäre von der Geschwindigkeit besser gewesen. Aber der Lärm wäre dann noch größer geworden, weil die Lkw dann immer bremsen, was mitunter quietscht, und hinterher dann wieder beschleunigen müssen“, erinnert sich Dieter Hammes an die Gründe, die aus seiner Sicht gegen diese Lösung sprachen.

Nun regelt also eine Ampelanlage den Verkehr an der Kreuzung, mit allen Vor-, aber auch allen Nachteilen. So berichtet das Ehepaar, dass es dort seit dem Umbau keine schweren Unfälle mehr gegeben habe.

Doch die Nachteile wiegen schwer. Da sei zum Beispiel das ständige Knacken der akustischen Blindenampel, das sehbehinderten Menschen ermöglichen soll, die Ampel zu finden. Für Anne Hammes ein permanentes Ärgernis: „Der Lärm ist extrem, gerade in der Nacht ist der nicht nur in unserem Schlafzimmer, sondern auch bis weit in die Nachbarschaft zu hören.“

Leiser sei es durch die Ampel nicht geworden, eher im Gegenteil. Denn das Bremsen und Gasgeben sei auch mit dieser Lösung unabdingbar. Wenn die Ampel aber auf Grün stehe, gebe es das altbekannte Problem: „Die Leute beschleunigen, wenn sie sehen, dass Grün ist“, hat Dieter Hammes beobachtet. Das gefahrene Tempo habe stark zugenommen, die vorgeschriebenen 70 km/h würden kaum eingehalten. „Während der Bauphase hat die Polizei oft kontrolliert und auch viele erwischt, aber seitdem haben wir niemanden mehr hier gesehen.“

Mit der Hupe grüßen sich Autofahrer an der Kommerner Kreuzung

Auch gebe es durch die Verengung in Richtung Mechernich oft ein Rennen darum, wer als Erster in die Engstelle komme. „Das ist immer wieder ein Machtkampf“, sagt er. Und sie fügt hinzu: „Wer kein Gas gibt, hat verloren.“

Und dann immer wieder das Hupen. Entweder, weil ein Autofahrer nicht schnell genug das Gaspedal finde. Oder auch, weil Kollegen sich unterwegs fröhlich akustisch grüßten.

Besonders bedauert das Ehepaar aber, dass es wegen des Verkehrslärms kaum noch in dem liebevoll gestalteten Garten sitzen mag. Denn über die Freifläche des Kommerner Friedhofes schallt der Verkehrslärm ungebremst auf die Terrasse des Einfamilienhauses. „Der gegenüberliegende Hügel wirkt wie ein Trichter in unsere Richtung für den Verkehrslärm“, sagt Dieter Hammes. Wenn dort eine Lärmschutzwand stünde, dann würde das ihre Situation verbessern. Doch die ist nicht vorgesehen.

Im Prinzip hat das Ehepaar Hammes ein Anrecht darauf, dass der Landesbetrieb Lärmschutzmaßnahmen an ihrem Haus finanziert. So sind bereits Lärmschutzfenster installiert, die den Geräuschpegel senken. Doch noch immer, so haben es die neuesten Messungen ergeben, dringen 68 Dezibel tagsüber und 61 während der Nacht ins Hausinnere.

Eine Erhöhung der Mauer könnte den Lärm reduzieren

Eine Möglichkeit wären Schalldämmlüfter, die Frischluft in das Hausinnere leiten, aber den Lärm mindern. Doch die wollen sie nicht, denn diese Geräte würde ja auch wieder Lärm verursachen.

Ein Wunsch wäre stattdessen, dass der Landesbetrieb dem Ehepaar bei der Erhöhung der Mauer unter die Arme greifen würde, um den Lärm, der vom Friedhof herüberzieht, etwas mindern zu können. Eine weitere Anregung hat Anne Hammes: Andernorts werde oft das Tempo reduziert, das wäre doch auch eine Möglichkeit für ihre Situation.


Der Landesbetrieb Straßen.NRW will Abhilfe schaffen

Torsten Gaber, Pressesprecher von Straßen.NRW, bestätigt, dass sich die Lärmwerte in einem einzelnen Haus – welches, möchte er aus Datenschutzgründen nicht sagen – seit dem Umbau verschlechtert hätten. Die Lärmschutzwand sei fertiggestellt und könne nicht mehr verlängert werden, da der Platz nicht ausreiche.

„Da wir aufgrund des Umbaus der Bundesstraße 266 am Knoten Eicks jedoch grundsätzlich verpflichtet sind, Lärmvorsorgemaßnahmen für die mit einer zusätzlichen Lärmbelastung betroffenen Grundstücke herzustellen, werden wir an den betroffenen Häusern mit den Eigentümern individuelle Lösungen abstimmen, zum Beispiel lärmmindernde Fenster und Lüftungen oder Dachisolierungen.“ Entsprechende Schreiben seien bereits ausgearbeitet und würden in Kürze verschickt, teilt Pressesprecher Gaber mit.

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