Veränderungen geplantMechernicher Pfarrer informiert über „Kirche der Zukunft“

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Wie sehen Gemeinden und deren Arbeit künftig aus? Darüber wird im Bistum Aachen derzeit diskutiert.

Mechernich – Bleibt die Kirche im Dorf? Diese Frage wird derzeit im Bistum Aachen im Rahmen des synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozesses „Heute bei dir“ diskutiert. Rund um die Frage „Wie sieht die Kirche der Zukunft aus?“ wurden Basis-Arbeitsgruppen gegründet, die sich mit den Themen beschäftigen. Eine dieser Arbeitsgemeinschaften setzte sich mit der Weiterentwicklung der pastoralen Räume auseinander und erarbeitete drei Modelle, wie die Gliederung künftig aussehen könnte.

Diese Ausarbeitung nahm Pfarrer Erik Pühringer, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara in Mechernich, zum Anlass, um Kirchenvorstände, Beschäftigte in Ämtern und Gläubige zu einer Versammlung zu diesem Thema einzuladen.

Drei Modelle stehen zur Diskussion

„Die größte Angst ist, dass die Einheiten zu groß werden“, sagt Pühringer im Gespräch mit dieser Zeitung. Und diese Angst kommt nicht von ungefähr: Gleich zwei Modelle sehen vor, dass die Zuschnitte sich verändern – entweder neue Pfarreien mit 40.000 bis 55.000 Katholiken oder nur noch acht Pfarreien im gesamten Bistum statt wie bisher acht Regionen. In denen würden die jetzigen GdG als Kirchengemeinden existieren. Lediglich Modell eins sieht vor, dass die Pfarreien bleiben und nur die GdG größer wird.

„Heute bei dir“-Prozess

Das Bistum Aachen hat 2018 mit dem Prozess „Heute bei dir“ begonnen, um konkrete Handlungsimpulse zu entwickeln, „die eine Kirche der Zukunft wahr werden lassen“, so das Bistum. Dafür würden Gespräche zwischen Gläubigen, Experten und kirchlichen Mitarbeitenden geführt. Im Vordergrund stünden dabei die Inhalte, nicht die Strukturen. „Wie kann Kirche wieder näher bei den Menschen sein? Wie kann der Glaube heute verkündet werden?“ Das Bistum begrüße es, dass sich viele Menschen in den Prozess einbringen.

Bis März werden die Berichte der Basis-AG im Synodalkreis beraten, bevor die Synodalversammlung über die Entscheidungen diskutiert und berät. Die diözesanen Räte geben zum Schluss ein Votum ab. (jes)

28 Interessierte waren der Einladung von Pühringer gefolgt und diskutierten etwa eineinhalb Stunden in fünf Kleingruppen über den Abschlussbericht der Basis-AG. „Die drei Szenarien sind sehr schwierig“, sagt Pühringer. „Es gibt bei allen Vor- und Nachteile.“ So sei Modell eins besonders nah an den jetzigen Formen und am vertrautesten – „die zunächst sympathischste Lösung“. Allerdings merkten die Gläubigen an: „Wir verschieben das Problem nur in die Zukunft“, und die Beibehaltung werde nicht mehr lange funktionieren. Bei Modell zwei äußerten viele Teilnehmer ihre Skepsis gegenüber den großen Strukturen. Auch Aachen täte sich mit solch großen Strukturen in der Eifel schwer, so Pühringer: „Wir sind 70.000 Katholiken in der Eifel. Je nach Zuschnitt sprächen wir beispielsweise von einem Gebiet von Ahrhütte bis Kalterherberg.“ Doch die Teilnehmer sehen in dem Modell auch Vorteile: Die Vernetzung der Kirche vor Ort biete auch Chancen, die Fusion auf Ebene heutiger GdG sei sinnvoll und nachvollziehbar oder die Bündelung von Verwaltungsaufgaben scheine sinnvoll, so hieß es etwa.

Es wird Veränderungen geben

Modell drei sei dagegen ein „Horrorszenario“, begünstige nur die „Flexibilität der oberen Etage“ und sei der „übernächste Schritt, wenn die katholische Kirche weiter stirbt“.

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Auf Augenhöhe im Gespräch über die Zukunft der Kirche vor Ort (v.r.): Franz Esser, Berti Jannes, Gerda Schilles, Thomas Wolfgarten, Marco Sistig, Pfarrer Erik Pühringer und Marita Wetzel.

„Es wird sich für uns in Mechernich einiges verändern und auch ändern müssen“, sagt Pühringer. „Die jetzigen Pfarreien sind nicht mehr wirklich lebensfähig.“ Denn für kleine Orte sei es kaum leistbar, alle Angebote weiter abzudecken. Aber in diesem gesamten Prozess müsse kommuniziert werden, sind sich Gläubige und Pühringer einig. „Fusion ist für viele Identitätsaufgabe und ,alles gleich', jeder definiert Fusion aber anders“, so Pühringer.

Pühringer setzt auf Arbeitsteilung

Die Gemeinschaft nutzen, bedeute Arbeitsteilung. Das könne laut Pühringer die Lösung sein. „Begrifflichkeiten sind überall anders, aber sie sagen nichts über den Inhalt aus. Mir kommt es darauf an, wie die Strukturen inhaltlich gelebt werden“, fährt Pühringer fort. Und wenn sich bei einer Fusion jede Gemeinde auf ihre Stärken konzentriere und schwächere Aufgabenbereiche abgebe, sei das ein Gewinn, sagt der Pfarrer.

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Die Anmerkungen der Interessierten hat Pühringer zusammengefasst und an die Basis-AG gesendet, die die Anmerkungen „nach oben weitergeleitet“ hat. „Das ist ein sehr gutes Zeichen“, so Pühringer. Ob und wie die Rückmeldungen bedacht werden, ist aber nicht klar. Noch laufen die Gespräche des Synodalkreises. Nach Aussage des Bistums Aachen erkennt der Bischof das Verfahren des Synodalkreises ausdrücklich an und macht sich die Entscheidung zu eigen. Mit einem Ergebnis rechnet Pühringer erst 2023.

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