Schäden beseitigtTagespflege in Nettersheim öffnet ein Jahr nach der Flut

Lesezeit 3 Minuten
Pater Georg segnet einen Raum mit Weihwasser. Im Hintergrund sitzen Seniorinnen und Senioren an Tischen vor einer Fensterfront.

In Nettersheim feierten die Senioren mit Pater Georg und den Mitarbeitern der Einrichtung die Eröffnung der Tagespflege „St. Martin“.

Länger als ein Jahr hat es gedauert, bis die Tagespflege-Einrichtung „St. Martin“ in Nettersheim offiziell nach der Flut eröffnen konnte. Bereits seit 2018 habe die Caritas die Ausweitung der Tagespflege geplant, nun wurde das Vorhaben endlich umgesetzt.

Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund. Gemessen daran muss die Tagespflege St. Martin der Caritas in Nettersheim, die am Gedenktag des Heiligen Martin eingeweiht und eingesegnet wurde, ein großer Erfolg werden. Denn bis hier Senioren betreut werden konnten, war es ein langer und nicht immer einfacher Weg.

„Wer hätte das vor einem Jahr gedacht“, sagte Markus Thur, der gemeinsam mit Ute Stolz im Vorstand des Caritasverbands für die Region Eifel und dort unter anderem für den Bereich Tagespflege zuständig ist. Denn da hatte der Genfbach sich in der Flutnacht am 14. Juli 2021 einen Weg durch die fast fertiggestellten Räume im Gebäude des neu errichteten Rosenthalquartiers gebahnt und den Vorbereitungen auf eine baldige Eröffnung ein jähes Ende bereitet.

Leben im Alter durch Tagespflege erleichtern

Bereits im Jahr 2018 sei über die Ausweitung der Tagespflege nachgedacht worden, erläuterte Thur. Vier Einrichtungen waren zu der Zeit aktiv, in Roetgen, Simmerath, Dahlem und Blankenheim. „Wir hatten viele Anmeldungen aus Nettersheim“, so Thur. So sei es eine Win-Win-Situation gewesen, als die Firma G + S Wohnbau GmbH ihre Pläne vorstellte, in Nettersheim mehrere hochwertige Gebäude für das Leben im Alter zu errichten, in dem auch eine Tagespflegeeinrichtung Platz finden sollte. Noch Ende 2019 sei der Mietvertrag unterschrieben worden, bevor im September 2020 der erste Spatenstich erfolgt sei.

Die Pläne für eine Eröffnung im Jahr 2021 seien von der Flut ruiniert worden. „Nun feiern wir ein Jahr später Eröffnung“, sagte Thur. Seit dem 18. Juli sei die Einrichtung mittlerweile in Betrieb und liefere einen Beitrag zum selbstbestimmten Leben im Alter. „Die Tagespflege entlastet die Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, und gibt diesen die Möglichkeit, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben“, erklärte Thur.

Die Gesellschaft hat sich verändert, ältere Menschen wollen zu Hause bleiben und nehmen auch Hilfe in Anspruch.
Markus Thur, Vorstand Caritasverband Eifel

Bis zu 15 Senioren könnten täglich in der Tagespflege betreut werden. „Normalerweise sind zwischen zehn und 14 Personen da“, sagte Einrichtungsleiterin Klaudia Nücken. „Wir hören immer wieder von unseren Gästen, das sei ein so schöner Tag gewesen“, freute sie sich. Acht Mitarbeiter kümmern sich täglich von 8 Uhr bis 16 Uhr um die Gäste.

Nach dem Frühstück werde gemeinsam die Zeitung gelesen, bis zum Mittagessen stehen Bewegungsübungen, Erinnerungsarbeit oder Spiele wie Bingo und Kegeln auf dem Programm.

Nach einer Mittagsruhe werden weitere Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten. „Das können Angehörige nicht leisten“, sagte die examinierte Altenpflegerin.

Bedarf an individuellen Lösungen für Pflege im Alter wächst

„Der Bedarf ist da“, erklärte Thur. Die Leute strebten immer mehr nach häuslichen Lösungen für die Pflege. Die Tagespflege sei ein relativ neues Konzept, vor 20 Jahren habe es das noch nicht gegeben. „Die Gesellschaft hat sich verändert, ältere Menschen wollen zu Hause bleiben und nehmen auch Hilfe in Anspruch“, betonte er.

Eine Erweiterung auf eine sechste Tagespflegeeinrichtung sei derzeit nicht geplant, sagte er. Mittlerweile sei eine gute Abdeckung in der Region erreicht.

„Das ist gelebte Kirche vor Ort, ein Zeichen der lebendigen Kirche“, sagte Pater Georg aus Steinfeld, der die Einsegnung vornahm. Dass die Einrichtung den Heiligen Martin als Schutzpatron habe, sei kein Zufall. Martin sei als Helfer derjenigen, die Not litten, bekannt gewesen. „Er war der erste christliche Heilige, der kein Märtyrer war“, erläuterte Georg. Martin sei ein Einsiedler gewesen, den die Bewohner von Tours per Akklamation entgegen dem Willen Roms zum Bischof ausgerufen hätten. „Das ist ein altes Recht, das bis heute gültig ist, das wusste ich gar nicht“, gestand er. Doch in der ein und der anderen Bischofsstadt sollte es auch einmal angewendet werden, bemerkte er augenzwinkernd.

Rundschau abonnieren