Startschuss fürs FestNettersheimer Böllerschützen sind froh über Rückkehr zur Normalität

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Das Foto zeigt den Moment, als sich die speziellen Böllerpistolen der in Trachten gekleideten Schützen mit Blitz, Rauch und mächtigem Getöse in den Abendhimmel entladen.

Alle Jahre wieder treffen sich die Böllerschützen in Nettersheim, um die Heilige Nacht einzuböllern. Nach der coronabedingten Pause kamen in diesem Jahr rund 50 Gäste zum Grundstück der Familie Booch, um das lautstarke Spektakel mitzuerleben.

Nach der Unterbrechung in den Vorjahren durch die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe stimmten in Nettersheim die Böllerschützen wieder auf die Weihnachtsfeiertage ein.

Das war der Moment, auf den viele gewartet hatten: Laut donnernd rollte der Schall der Schüsse durch das Tal, als die Nettersheimer Böllerschützen am Samstagabend wieder die Tradition des Weihnachtsböllerns aufnahmen. Nach Corona und der verheerenden Flutkatastrophe war dies mehr als das oft beschworene Stück Normalität, das zurückkehrt. Die rund 50 Gäste, die vor Ort das lautstarke Weihnachtsspektakel verfolgten, machten deutlich, dass zu einem zünftigen Nettersheimer Weihnachtsabend eben auch die Schüsse aus der Böllerpistole gehören.

„Ich bin im vergangenen halben Jahr so oft darauf angesprochen worden, ob es wieder stattfindet“, sagte Wolfgang Booch. Mit seiner Frau Inge ist er jedes Jahr Gastgeber für die Böllerschützen. 2004 hatte Bernd Elschner, besser bekannt als „Böller-Bernd“, das Weihnachtsböllern aus Berchtesgaden importiert und mit seinen Freunden auf dem damals noch unbebauten Grundstück durchgeführt. Seitdem, so Booch, habe das in jedem Jahr stattgefunden, auch nachdem im Jahr 2009 das Haus gebaut worden war. „Hier ist auch auf der Baustelle geböllert worden“, sagte er schmunzelnd. Er empfinde das mittlerweile als Tradition.

Von Köln aus auf den Weg nach Nettersheim zum Weihnachtsböllern gemacht 

Dazu gehört neben dem eigentlichen Anlass, dem Böllern, auch das gemeinschaftliche Miteinander der Menschen, die sich alljährlich auf dem Grundstück im Grabenweg versammeln. Man kennt sich und hält gern beim Glühwein ein Schwätzchen, während sich die Mitglieder der „Kapelle unterwegs“ formieren, um Weihnachtslieder zu spielen. Während es immer dunkler wird, geht der Blick zur Pfarrkirche, wo das Ende des Kindergottesdienstes den Start für das Böllern darstellt.

Viele neue Gäste hatten in diesem Jahr den Weg zum Nettersheimer Weihnachtsböllern gefunden. „Wir sind im Jahr 2020 aus Köln nach Nettersheim gezogen, die beste Entscheidung, die wir je gemacht haben“, sagte Alicja Augustyniak begeistert, die mit ihrer Familie im Neubaugebiet oberhalb des Höhenwegs ihre neue Heimat gefunden hat.

Fünf Musiker der „Kapelle unterwegs“ spielen auf der Terrasse von Wolfgang Booch Weihnachtslieder.

Die Musiker der „Kapelle unterwegs“ nutzten die Ladepausen der Böllerschützen, um einige Weihnachtslieder zu Gehör zu bringen.

Aus Kommern waren Kathrin und Guido Voss in Begleitung ihrer Eltern gekommen, die aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt über Weihnachten in die Eifel gereist waren. „Wir haben die Böllerschützen bei unserem Polterabend kennengelernt“, sagte Guido Voss.

Vier Männer und eine Frau stellten sich in diesem Jahr unter der Leitung von Böllermeister Eduard Eßer an die Kante des Abhangs ins Tal, um die 20 Gramm Schwarzpulver aus den rund fünf Kilogramm schweren Böllerpistolen zur krachenden Entladung zu bringen.

Wir sind im Jahr 2020 aus Köln nach Nettersheim gezogen, die beste Entscheidung, die wir je gemacht haben
Alicja Augustyniak

Als Choreographie hat sich im Laufe der Jahre die Folge aus „Langer Ratsche“, bei der die Schützen nacheinander mit mehreren Sekunden Pausen ihre Schüsse abgeben, „Kurzer Ratsche“, bei der die Pause nur eine Sekunde beträgt, und „Salut“, der gleichzeitigen Zündung aller Pistolen, entwickelt. Zwischen den einzelnen Salven spielte immer wieder die „Kapelle unterwegs“, um den Schützen Zeit zu geben, ihre Böllerpistolen neu zu laden.

Und wenn der Lärm der Böllerpistolen verklungen ist, dann ist auf dem Grundstück der Familie Booch nur noch ein vielstimmiges „Frohe Weihnachten“ zu hören, bevor die Menschen sich nach einem letzten Schluck Glühwein auf den Weg zum heimischen Christbaum machen.

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