Neueröffnung in EuskirchenUnten gibt es Kaffee, oben glühen die Nähnadeln

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Sandra Wolbert hat am Kuchenheimer Markt ein Café eröffnet. Der Kaffee wird in Sammeltassen serviert.

Sandra Wolbert hat am Kuchenheimer Markt ein Café eröffnet. Der Kaffee wird in Sammeltassen serviert.

Euskirchen-Kuchenheim – Es ist für Sandra Wolbert eine ganz persönliche Liebeserklärung an die gute alte Zeit: Ihr Café „Fabric Schmiede“ am Kuchenheimer Markt, direkt gegenüber dem Dönkes.

Doch das Café ist viel mehr als nur ein liebevoll gestalteter Ort, an dem frisch gemahlener Filterkaffee aus Sammeltassen serviert wird. Es ist gleichzeitig auch Atelier, Nähstube und Stoffladen. In erster Linie ist es aber die Verwirklichung eines Lebenstraums. „Hier steckt viel Herzblut drin“, sagt die 39-Jährige, die mit ihren zwei Kindern und Mann Sascha seit sechs Jahren in Kuchenheim lebt.

Café und Nähstube in Kuchenheim: Jede freie Minute in das Gebäude gesteckt

Vor der Eröffnung habe sie jede freie Minute in das Gebäude gesteckt, das Jahrzehnte lang ein Haushaltswarengeschäft war. Aus alten Kabelrollen machte die studierte Modedesignerin individuell gestaltete Tische. Der alte Schrank, der sich stilvoll ins Ambiente einfügt, sei ihr geschenkt worden, berichtet Wolbert. Und die Sammeltassen samt Geschirr stammen mitunter vom Trödelmarkt.

Am Weltfrauentag habe sie das leerstehende Gebäude am Kuchenheimer Markt besichtigt. Sofort sei in ihrem Kopf der Plan gereift, daraus nicht nur ein Café zu machen. „Mein Mann fand die Idee gut, wollte aber erst einen Businessplan sehen“, sagt die 39-Jährige.

Die studierte Modedesignerin Sandra Wolbert hat in der ersten Etage der „Fabric Schmiede“ einen Stoffladen integriert.

Die studierte Modedesignerin Sandra Wolbert hat in der ersten Etage der „Fabric Schmiede“ einen Stoffladen integriert.

Wenige Wochen später öffnete Wolbert das erste Mal die Tür der „Fabric Schmiede“. Der Name sei eine Hommage an die alte Schmiede Kuchenheims, die direkt neben dem Café war und dem englischen Wort für Stoff – nämlich Fabric. „Einen Businessplan hat mein Mann bis heute nicht gesehen“, sagt die leidenschaftliche Bäckerin schmunzelnd.

„Die Gäste sollen hier bewusst entschleunigen“

Klar, dass es zum Filterkaffee auch immer ein Stück selbstgebackenen Kuchen gibt. „Die Gäste sollen hier bewusst entschleunigen, gerne auch einfach zum Buch greifen und den Moment genießen“, so Wolbert: „Meine Passion zur Mode und zum Nähen mit meinem liebsten Hobby, dem Backen und Kochen, kombinieren zu können, macht unglaublich viel Spaß.“

Während im Erdgeschoss die Zeit zurückgedreht werden kann, sollen im Obergeschoss die Nähnadeln glühen. „Nähen ist längst wieder ein Trend. Und da man zum Nähen Stoff benötigt, habe ich auch gleich ein Stofflädchen integriert“, erklärt die Wahl-Kuchenheimerin, die unter anderem für die Showtanzgruppen aus Iversheim, Kuchenheim und der Euskirchener Prinzengarde die Showtanzkostüme entworfen und geschneidert hat.

Café öffnet vorerst drei Mal die Woche

Das Café wird zunächst dienstags, freitags und samstags von 14.30 bis 18.30 Uhr geöffnet sein. Zu diesen Zeiten hat auch der Stoffladen offen. Zusätzlich können Stoffe montags zwischen 10 und 13 Uhr erstanden werden.

Zeitreise – wer möchte, auch mit gerösteten Erdnüssen.

Zeitreise – wer möchte, auch mit gerösteten Erdnüssen.

„Der Sonntag ist mir heilig und für die Familie da“, erklärt Wolbert. Zudem wolle sie an den anderen Tagen – einschließlich Dienstagabend – Nähkurse für Anfänger, Fortgeschrittene, Kinder oder Männer anbieten. Und Dienstagmittag soll es in der „Fabric Schmiede“ immer eine selbst kreierte Suppe geben – zum vor Ort essen oder „to go“.

Neueröffnung spricht sich langsam herum

Am ersten Tag habe sie praktisch allein im Café gesessen. Mittlerweile habe es sich herumgesprochen, dass Kuchenheim einen neuen Ort zum Verweilen habe, sagt die 39-Jährige. Dass auf dem Marktplatz geparkt werden dürfe, sei Fluch und Segen zugleich. „Die Fluktuation ist schon groß. Und auch der Verkehr, der über die B 56 fließt, könnte gerne weniger sein“, berichtet sie.

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Und dann fragt sie mehr oder weniger rhetorisch: „Ein Café mit selbst gebackenen Kuchen und einem Stoffladen in einem Ort, der Kuchenheim heißt und der für seine Tuchfabrik bekannt war – was hätte ich da anderes machen sollen?“ 

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