Abo

Prestigeobjekt in der EifelForum Vogelsang entwickelt sich zum Millionenloch

Lesezeit 3 Minuten
Die Nachricht von fehlenden Mitteln platzte jüngst wie eine Bombe.

Die Nachricht von fehlenden Mitteln platzte jüngst wie eine Bombe.

Vogelsang – Mitten im Nationalpark Eifel entsteht ein Prestigeprojekt: Eine überregional bedeutsame Dokumentation zum Nationalsozialismus soll in der ehemaligen Nazi-Anlage Vogelsang bei Gemünd in der Eifel entstehen. Zugleich will das Land dort die zentrale Ausstellung zum Nationalpark Eifel errichten. Der Nationalpark ist das einzige Großschutzgebiet in dieser höchsten Kategorie in NRW.

Außerdem will die Nordeifel dort ein zentrales touristisches Regionalportal errichten. 35 Millionen Euro stellte die Landesregierung bereit, um das Gemäuer für die neuen Nutzungen herzurichten. Hinzu kommen weitere sieben Millionen aus Steuermitteln für eine ambitionierte historische Ausstellung. Mehrfach musste wegen unerwarteter Schwierigkeiten auf der Baustelle der Eröffnungstermin bereits verschoben werden. Erst um Monate, schließlich um ein Jahr. Und nun, ein halbes Jahr vor dem zuletzt verkündeten Fertigstellungstermin, wird an der Baustelle auch noch das Geld knapp. Es gebe eine Finanzierungslücke von drei Millionen Euro, hat Manfred Poth, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung und Allgemeine Vertreter des Landrats Günter Rosenke, einräumen müssen.

Aber das beschrieb nur einen Teil der Wahrheit. Tatsächlich war das ehrgeizige Bauprojekt schon zuvor abgespeckt worden, weil klar wurde, dass man sich alle Blütenträume wohl doch nicht würde leisten können. Die Streichung betraf einen umstrittenen Außenaufzug am Turm Vogelsangs, aber auch die Verlegung eines Besucherparkplatzes. Damit konnte eine weitere Finanzierungslücke von bis zu drei Millionen Euro verhindert werden.

In der Summe wäre bei einer Bauplanung von 35 Millionen Euro das Ziel also schon um runde sechs Millionen Euro verfehlt worden. Als Ursachen nennen die für Vogelsang Verantwortlichen die gestiegenen Baupreise und diverse Überraschungen beim Bauen im Altbau-Bestand. Verantwortlich fühlt sich dafür niemand, alle weisen den Verdacht von Versäumnis und Versagen weit von sich. Schuld seien die Förder-Kriterien, gemäß denen keine Vorsorge für Preissteigerungen und Unvorhersehbares möglich gewesen sei.

Angesichts der neuerlichen Drei-Millionen-Lücke sehen die Akteure keine Möglichkeit mehr, Geld durch Verzicht auf weitere Einzelprojekte freizumachen. Dafür müssten Kernbereiche der Gesamtplanung geopfert werden. Zum Jahreswechsel dauerten die Bemühungen um eine Finanzierung an.

Die Vogelsanger Akteure, angeführt von Poth, verhandeln mit vielen Partnern. Man hofft beim Land auf eine Aufstockung der Fördermittel um drei Millionen Euro, damit dem Projekt auf der Zielgeraden die Puste nicht ausgeht. Aber selbst wenn das Land die 90-prozentige Förderung bewilligen sollte, könnte es an den zehn Prozent Eigenanteil scheitern, die die Region aufbringen müsste. Da wird vielmehr inzwischen die Frage diskutiert, ob sich das Prestige-Objekt nun zum Millionenloch entwickelt.

Die Grünen aus dem Kreis Euskirchen formulierten kritische Fragen an die Verantwortlichen. Und der parteilose Landrat Günter Rosenke weigerte sich im Dezember, ohne weitere Informationen aus Vogelsang den Antrag auf Erhöhung der Kreiszuschüsse abschließend im Kreistag behandeln zu lassen. Zunächst, so Rosenkes Begründung, müsse das im Fachausschuss beraten werden.

Viele im Kreis Euskirchen sehen in dem Streit zwischen den beiden Frontmännern des Euskirchener Kreishauses ein erstes Wahlkampf-Donnergrollen.

CDU-Mann Poth, bisher zweiter Mann im Kreishaus, gilt als Favorit der Union für die im September stattfindende Landratswahl. Landrat Günter Rosenke will erst zum Jahresbeginn mitteilen, ob er noch einmal antritt. Während der Amtsinhaber 20 Jahre im Kreishaus ziemlich reibungslos absolvierte, hofft Poth, dass er sich mit dem Tourismus- und Ausstellungszentrum Vogelsang empfehlen kann. Da ist die Millionen-Lücke in der Endphase besonders ärgerlich.

Und wie sieht es auf der Baustelle aus? Die Arbeiter sind munter am Werk. Aber die Rohbau-Atmosphäre überwiegt und lässt Zweifel daran zu, dass der Eröffnungstermin im Juni zu halten sein wird.

Rundschau abonnieren