Hauptsitz einsturzgefährdetCaritas für die Eifel-Region muss nach Flut improvisieren

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Das Haus der Caritas in Schleiden darf nicht betreten werden.

Das Haus der Caritas in Schleiden darf nicht betreten werden.

Schleiden – Mit besonderen Herausforderungen hat die Caritas für die Region Eifel in Schleiden seit der Flutkatastrophe zu kämpfen. „Wir improvisieren“, sagt Geschäftsführer Rolf Schneider. Gleich in mehreren Bereichen wurden die Einrichtungen auch selbst getroffen. So musste unter anderem der Hauptsitz in Schleiden evakuiert werden.

„Die Standfestigkeit ist nicht gewährleistet“, erläutert Schneider, noch aus seinem Büro im zweiten Obergeschoss agierend. Doch mittlerweile stehen auf dem Parkplatz schon sechs Bürocontainer bereit, die nun bezogen werden.

Hauptsitz in Schleiden: Baukörper massiv beschädigt

Denn auch wenn das Haus äußerlich unversehrt scheint, ist der Baukörper massiv geschädigt. Das Holzständerwerk habe seine Stabilität eingebüßt. „Das ist wie bei einem Fachwerkhaus, da sorgen auch die Querbalken für die Standsicherheit“, so Schneider. In der Geschäftsstelle sei diese Funktion von den Rigipsplatten im Erdgeschoß übernommen worden – doch die haben im Wasser gestanden und müssen alle raus.

Zudem sind 70 der insgesamt fast 500 Mitarbeiter von der Flutkatastrophe persönlich betroffen. Alle seien freigestellt worden. Die Caritasverbände aus den benachbarten Regionen haben Personal geschickt, um die Engpässe zu mildern. Auch der Fuhrpark wurde massiv in Mitleidenschaft gezogen. Doch auch hier sei bereits Ersatz besorgt worden.

Pflegestationen Kall und Schleiden

Die Pflegestationen Kall und Schleiden haben auf Vermittlung von Landrat Markus Ramers ein Quartier in der einstigen Eifelhöhen-Klinik in Marmagen beziehen können. Von dort aus starten die Mitarbeiter nun zu ihren Pflegeeinsätzen. Doch auch dabei gibt es Probleme.

Zwei Patienten seien während der Flut gestorben, zahlreiche können derzeit nicht in ihren Häusern wohnen. „Wir mussten viele Patienten suchen, weil die mittlerweile anderswo untergekommen sind“, erläutert Schneider. Noch immer sei nicht von allen der Aufenthaltsort bekannt. „Die Menschen beschäftigen sich mit allem, aber nicht mit dem Pflegedienst“, sagt Schneider.

Nach der Flut: Probleme mit der Telefonanlage

Probleme gebe es auch mit der Telefonanlage. Teilweise seien Rufumleitungen eingerichtet, da viele Mitarbeiter aus dem Homeoffice arbeiten. „Da macht es sich bezahlt, dass wir in der Coronazeit so viel für die Digitalisierung getan haben“, sagt Schneider.

Aus dem havarierten Gebäude zieht die Hauptverwaltung in die Bürocontainer auf dem Parkplatz. Dort werden die Anträge für die Soforthilfe entgegengenommen. Allerdings muss das persönlich erfolgen, weil das Ausfüllen der Formulare kompliziert ist. Es gebe Stellen, die Geld geben – und andere, die Formulare entwickeln, sagt Schneider. Sein Ton wird scharf. „Ich habe das Gefühl, dass es Menschen gibt, die keine Ahnung haben, was hier los ist und sich mit so einem Scheiß wie der Entwicklung von Formularen beschäftigen“, schimpft er. Er hätte es gerne unkompliziert.

Die Not der Menschen in der Eifel

Die Not der Menschen in der Eifel erlebt er jeden Tag. Er sieht die Probleme. „Was ist mit den Heizungen?“, fragt er mit Blick auf den Winter. „Wenn ich einen Beleg habe, dann zahlen wir das“, verspricht er. Alleine die großen Fernsehsender haben deutlich mehr als 100 Millionen Euro gesammelt. „Die sollen mir eine Million überweisen, ich verteile die“, sagt er.

250.000 Euro habe die Caritas bereitgestellt, 250000 Euro das Bistum Aachen. 500 Anträge mit einem Volumen von 600.000 Euro habe er bereits vorliegen. Doch das ist ihm zu wenig, das Geld müsse irgendwoher kommen, um die Not zu lindern.

„Klar, wird es auch Missbrauch geben, aber es ist wichtiger, die zu versorgen, die es jetzt brauchen“, betont er. Bei der Verteilung der Hilfsgelder der katholischen Kirche sei die Caritas federführend, sagt er.

Und: „Ich verlange von der Politik, sich zu überlegen, wie kleine Geschäftsleute entschädigt werden“, so der Caritas-Geschäftsführer.

Caritas: Fachabteilungen mussten Standorte ändern

Auch wenn das Caritashaus in Schleiden vom Hochwasser betroffen ist, ist der Verband weiterhin aktiv. Allerdings haben viele Fachabteilungen ihren Standort geändert.

So ist die Verwaltung in Schleiden in die Villa Wigger nebenan umgezogen. Die Pflegestationen Kall und Schleiden haben in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik in Marmagen Räume bezogen, genauso wie die Schulbegleitung und die Familienpflege. Die Schuldnerberatung und der Migrationsdienst sind nach Mechernich und Simmerath gezogen. Die Tagesstätte für psychisch kranke Menschen ist in Mechernich, die Ausbildungsstätte in Blankenheim. Für Termine der psychosozialen Beratungsstelle können Räume im Franziskushaus Schleiden genutzt werden.

Telefonisch konnte die Erreichbarkeit über die bekannten Nummern über Rufumleitungen sichergestellt werden, so Rolf Schneider. Die zentrale Rufnummer 02445/8 50 70 läuft in Marmagen ein. Alle Fachdienste arbeiten wie gewohnt weiter, auch wenn etwa die Schuldnerberatung in Kall mit allen Unterlagen vom Hochwasser betroffen sei. Manchmal sei etwas Geduld vonnöten, doch es würden Lösungen gefunden werden, sagte Schneider.

Problematisch sei die Parksituation in Schleiden, da der Parkplatz von den Bürocontainern belegt ist. „Auf der Panzerstraße gibt es aber genug Parkplätze“, informierte Schneider. (sev)  

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