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Kritik an Tempo-30-ZoneAnwohner in Gemünd wollen verkehrsberuhigten Bereich zurück

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Irmie Poschen, Anne Kirch und Rainer Schmidt stehen nebeneinander an der Einfahrt zu ihrer Straße.

Gegen die Umwandlung ihrer Straße in eine Tempo-30-Zone wehren sich (v.l.) Irmie Poschen, Anne Kirch und Rainer Schmidt.

Anwohner der Straße Trinkpütz in Gemünd ärgern sich über die Umwandlung ihrer Straße von einem verkehrsberuhigten Bereich in eine Tempo-30-Zone.

Das war für die Anwohner der Straße Trinkpütz in Gemünd nun doch zu viel des Guten. Nicht nur, dass sie sich seit einem Jahr über die Umwandlung ihrer Straße von einem verkehrsberuhigten Bereich in eine Tempo-30-Zone ärgern. Nein, jüngst mussten sie in Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall in Weilerswist in dieser Zeitung auch noch lesen, dass sie mit dieser Regelung zufrieden seien. „Das Gegenteil ist aber der Fall“, stellt Rainer Schmidt klar.

Die Familie Schmidt wohnt seit 1982 im Trinkpütz. Bereits ein Jahr zuvor habe es erste Planungen für einen Ausbau der Baustraße gegeben. 1987 sei der dann erfolgt. „Seitdem war die Straße eine verkehrsberuhigte Zone“, berichtet der Familienvater. „In dem Zusammenhang wurden auch verkehrsberuhigende Maßnahmen umgesetzt. Blumenkübel wurden aufgestellt und je ein Baum in einen der beiden Kreuzungsbereiche gepflanzt“, erinnert sich Anwohnerin Anne Kirch. Von den Kübeln seien heute aber nur noch einige vorhanden. Zum Teil seien sie versetzt worden, damit die sieben Busse, die täglich den Bereich befahren, durchkommen.

Messungen am falschen Platz und zur falschen Zeit

„Wir waren mit der Regelung sehr zufrieden, zumal es in der Straße auch noch ein Altenheim gibt“, sagte Kirch. Im Mai vergangenen Jahres seien die Schilder mit dem Hinweis auf einen verkehrsberuhigten Bereich dann plötzlich abgebaut worden. „Jetzt gilt Tempo 30 und manche fahren 50 oder noch schneller“, so Kirch. Vor allem die Fahrer von Lieferdiensten und Pflegeeinrichtungen seien gefühlt oft zu schnell unterwegs. Immer wieder kämen Busse nicht durch, weil Autos falsch abgestellt würden. „Die Kinder, die auf der Straße spielen oder zum Spielplatz fahren, sind besonders gefährdet“, so Schmidt. Als er sich dann beim Ordnungsamt der Stadt Schleiden wegen des schnellen Fahrens beschwerte, bekam er zu hören, dass der Trinkpütz ja keine Spielstraße mehr sei, sondern eine 30er-Zone: „Dass die Anlieger darüber nicht informiert wurden, ist schon enttäuschend.“

Daraufhin habe man sich an Bürgermeister Ingo Pfennings gewandt. Der habe zugesichert, die Angelegenheit an den Kreis Euskirchen weiterzugeben. Das Ordnungsamt habe zudem eine Begehung und eine Messung angekündigt. „Die Messing wurde aber in die falsche Richtung und direkt hinter einer Kurve gemacht“, erklärte Schmidt. Die Stadt habe anschließend mitgeteilt, dass kein Verkehrsteilnehmer schneller als 25 Stundenkilometer gefahren sei.

Von der angekündigten Begehung nichts mitgekriegt

Eine verdeckte Messung sei dann in den Sommerferien durchgeführt worden, als es kaum Verkehr gegeben habe. Von daher sei auch sie nicht aussagekräftig. Parallel seien Tempo-30-Piktogramme auf die Straße gemalt worden. Von der angekündigten Begehung von Vertretern von Kreis, Stadt und Polizei habe man nichts gesehen. „Wir können nicht verstehen, warum ein gut funktionierendes System geändert wurde“, so Irmie Poschen.

Auch in der Vergangenheit habe es Unfälle gegeben. Die seien aber meist glimpflich verlaufen, weil die Fahrzeuge langsam gefahren seien. Nun sei die Gefahr, dass wegen der höheren Geschwindigkeit jemand schlimmer verletzt werde, höher. „Jeder Unfall ist doch einer zu viel“, betonte Schmidt.

Anwohner in Weilerswist hatten sich ebenfalls beschwert

In Weilerswist hatten sich Anwohner ebenfalls beschwert. Dort hatten der Bezirksdienst der Polizei, die Straßenverkehrsbehörde des Kreises und das Weilerswister Ordnungsamt nach einer Verkehrsschau Ende September vereinbart, alle verkehrsberuhigten Bereiche im Wohngebiet Weilerswist-Süd in Tempo-30-Zonen umzuwandeln.

Das Straßenverkehrsamt des Kreises verwies auf die Straßenverkehrsordnung, in der die abweichenden Vorfahrtsregeln zwischen verkehrsberuhigten Zonen und regulären Straßen geregelt sind. Ein Aufeinanderprallen dieser Regelungen sei auch mit der praktischen Rechtsprechung nicht vereinbar. Der neue Weilerswister Bürgermeister Dino Steuer sprach sich aber gegen die Änderung aus. Nun soll zügig eine weitere Verkehrsschau abgehalten werden.

Die Anwohner haben Steuer Anregungen für eine Lösung geschickt, die mit dem Landesverband Nordrhein-Westfalen des Fachverbands Fußverkehr Deutschland erarbeitet worden war und eine Beibehaltung der verkehrsberuhigten Bereiche vorsieht.