Rund 100 Feuerwehrleute waren bei einer Großübung im Sägewerk in Harperscheid im Einsatz. Dort hatte vor fünf Jahren eine der Werkshallen gebrannt.
FeuerwehrübungBrand-Szenario im Sägewerk in Harperscheid forderte Schleidener Einsatzkräfte

In den Produktionsanlagen des Sägewerkes suchen die Einsatzkräfte nach Brandherden.
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Das Übungsszenario weckte schlimme Erinnerungen an eine Nacht vor sechs Jahren. Im Februar 2019 brannte eine Werkshalle des Sägewerks in Harperscheid aus, rund 130 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Seitdem ist dort viel geschehen. Von den damaligen Brandschäden ist nach dem Wiederaufbau durch den Eigentümer nichts mehr zu sehen. Doch schon aus den Erfahrungen des damaligen Brandes ist auch von Unternehmensseite das Interesse groß, dass die Feuerwehr sich im Sägewerk bestens auskennt. Bei der alljährlichen Großübung der Feuerwehr Schleiden waren am Freitagabend rund 100 Einsatzkräfte im Einsatz, um einen fiktiven Brand in der Sägelinie zu löschen.

15 000 Liter Wasser fasst der umgebaute Milchlaster, den die Feuerwehr Schleiden nun zur Verfügung hat.
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Mit vereinten Kräften wurden verletzte Personen gerettet. Die Übungspuppen waren vorher auf dem Gelände verteilt worden.
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„Wir legen großen Wert darauf, dass alle das Umfeld kennen“, sagte Sebastian Knein, technischer Leiter und Brandschutzbeauftragter. Deshalb sei er froh, dass die Feuerwehr Schleiden sich entschlossen habe, hier die Stadtübung durchzuführen. „Wir haben das Szenario vorher durchgesprochen“, teilte er mit.
Ein Team aus den Löschgruppen hatte die Übung vorbereitet
Punkt 18.55 Uhr lösten die Brandmelder aus, lautstark begannen die Sirenen auf dem Gelände zu heulen. Nur wenige Minuten dauerte es, bis die ersten Feuerwehrfahrzeuge auf das Gelände fuhren.
Entwickelt wurde die Übung von einem Team aus den Löschgruppen Dreiborn, Bronsfeld und Harperscheid um Übungsleiter Andreas Kirch. Als Szenario wurde ein Brand im Schärferaum des Sägewerks angenommen. Über die Kabelschächte habe sich das Feuer auf die Sägelinie ausgebreitet und drohe, einen Vollbrand auszulösen. Keine sehr fantasievolle Konstruktion wie Knein bestätigte: „Laut Gutachten wird vermutet, dass das Feuer beim Brand von 2019 im Schärferaum begonnen hat.“ Deshalb sei die Grundannahme durchaus realistisch.

Kaum zu erkennen ist auf dem Bild, das die Drohne übermittelt, die Puppe, die auf einem Förderband unter einem Baumstamm liegt.
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Darum war auch diesmal der versteckt liegende Schärferaum das erste Ziel des Angriffstrupps, der unter Atemschutz in das Innere der Halle ging. „Vorsicht, da ist es verraucht“, gab ihnen Wolfgang Meyer noch mit auf den Weg, auch wenn der Rauch nur auf dem Papier existierte. Doch auch wenn dies nur eine Übung war, gingen die Feuerwehrleute genauso vor, wie sie es bei der Realbrandausbildung am Brandschutzzentrum gelernt hatten: Immer am Boden, geschlossene Türen kontrollieren und auf die Gefahr von Durchzündungen achten.
Acht Übungspuppen waren auf dem Gelände verteilt worden
Vor allem die Menschenrettung stand im Fokus der Übung. Acht Übungspuppen, davon zwei in Kindergröße, waren in und um die Produktionshalle herum verteilt, die es zu finden und zu retten galt. Dabei hatte sich das Team, das die Übung entworfen hatten, einige fiese Sachen einfallen lassen, um die Drohnenpiloten so richtig auf die Probe zu stellen. So dauerte es tatsächlich rund eine Dreiviertelstunde, bis die letzten beiden Dummys gefunden worden waren. Der eine lag, von Holzschnitzeln halb bedeckt, im Spänebunker, der andere, von den Einsatzkräften uneinsehbar, auf einem Förderband unter einem Baumstamm.

Zuerst war Kartenstudium im Sprinklerraum angesagt: Udo Hörnchen (l.) und Werner Meyer informieren sich am Feuerwehrplan.
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„Menschen sind leichter zu finden, da man da die Wärmebildkamera einsetzen kann“, sagte Guido Axmacher, der gemeinsam mit Ingo Winkler die Drohne steuerte. „Ingo ist der Pilot, ich bin das Kamerakind“, scherzte er. „Im Einsatz ist es besser, wenn man nicht alleine ist, dann kann sich jeder auf seinen Bereich konzentrieren“, ergänzte Winkler.
Neuer Tankwagen ist erst seit wenigen Tagen einsatzbereit
Seine Premiere bei der Übung erlebte der neue Tankwagen der Schleidener Feuerwehr, der erst seit wenigen Tagen einsatzbereit ist. 15.000 Liter fasst der Tank des umgebauten Milchwagens. „Wir werden noch einen zweiten beschaffen, der eine soll in Schleiden stehen, der andere in Herhahn“, kündigte Ingo Pfennings, Bürgermeister von Schleiden, an, der die Übung verfolgte. Mit den beiden Großtankwagen solle im Ernstfall ein Pendelverkehr eingerichtet werden.
Für diese Maßnahme gebe es zwei Gründe: Zum einen die Probleme mit der Wasserversorgung bei Waldbränden zum Beispiel im Nationalpark Eifel, zum anderen die Probleme mit mangelndem Wasserdruck in den Schleidener Höhengebieten. Begleitet wurde Pfennings von der CDU-Landratskandidatin Sabine Preiser-Marian, die den Tankwagen im Einsatz sehen wollte. „Wir gucken uns interkommunal an, was es für Lösungen gibt. Denn auch in Bad Münstereifel ist der Wasserdruck immer ein Thema“, sagte sie. Urheberrechte auf die Idee erhob Pfennings übrigens nicht: „Wir haben das von Weilerswist abgeguckt“.
In Eigeninitiative wurde der Umbau des Tankwagens vollzogen, da den Verantwortlichen die Wartezeit bis zur Lieferung im Jahr 2026 durch eine professionelle Ausrüstungsfirma zu lang erschien. Vor allem Bernd Müller war es, der fast die gesamte Technik in der heimischen Werkstatt baute. „Ich war 33 Jahre bei der Berufsfeuerwehr in Köln, da lernt man sowas“, sagte er grinsend. Rund 50 Stunden habe er daran gebaut. Die Beschriftung habe Ludger Jentges, die Funk- und Blaulichttechnik die Firma Baron aus Obergartzem erledigt.