Paul Ziemiak, Generalsekretär der Landes-CDU, diskutierte in Schleiden über Probleme beim Wiederaufbau. Bürgermeister Ingo Pfennings hatte eine Bitte.
Mehr Zeit gefordertCDU-Generalsekretär informierte sich in Schleiden über den Wiederaufbau

Luftbilder verdeutlichten die Situation in Oberhausen, von links Paul Ziemiak, Klaus Voussem, Ingo Pfennings und Frederik Link.
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Der Geruch ist wohl jedem bekannt, der nach der Flut im Sommer 2021 in einem der betroffenen Häuser war. Im ehemaligen Kindergarten in Oberhausen liegt das leicht modrige Aroma auch nach mehr als vier Jahren noch in der Luft. An den Wänden sind immer noch in Kopfhöhe die bräunlichen Streifen zu erkennen, die den Wasserstand in der Flutnacht dokumentieren. Für die Gruppe von CDU-Parlamentariern aus Bund und Land, die sich jetzt mit Bürgermeister Ingo Pfennings in Oberhausen trafen, eine bekannte Erfahrung.
Auch Paul Ziemiak, Generalsekretär der Landes-CDU und Mitglied des Bundestages, ist durchaus mit dem Thema vertraut. Auf seiner Sommertour durch das Land machte er Station in Schleiden, um sich vor Ort von den Problemen unterrichten zu lassen, die den Wiederaufbau behindern.

Im Erdgeschoss des Bürgerhauses Oberhausen sieht es noch immer so aus wie vor dreieinhalb Jahren.
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So stand dieses Treffen, auch wenn es im Vorfeld der Kommunalwahl stattfand, nicht im Zeichen des Wahlkampfs. Die Öffentlichkeit war nicht mit dabei, und die Thematik war auch zu komplex, um damit auf Stimmenfang zu gehen. Ganz im Gegenteil hatten die lokalen Akteure wie Pfennings, die Landtagsabgeordneten Dr. Ralf Nolten und Klaus Voussem sowie MdB Detlef Seif ein ganz konkretes Anliegen an Ziemiak. Seine guten Verbindungen aus gemeinsamen Zeiten bei der Jungen Union hatte Pfennings ausgenutzt, um Ziemiak auf seiner Sommertour in die Eifel zu locken.
Oberirdische und unterirdische Probleme in Oberhausen
Wobei die Materie für Ziemiak kein Neuland ist. Denn in seinem Wahlkreis, Märkischer Kreis II, waren auch in der Flutnacht Todesopfer zu beklagen. Zwei Feuerwehrleute verloren ihr Leben beim Versuch, Menschen zu retten.
In Oberhausen gibt es unterschiedliche Bereiche, die Probleme machen, einmal oberirdisch und dann unterirdisch. So waren, um zu erläutern, warum die 2021 durch den Rinkenbach verursachten Probleme so massiv sind, schon die Erläuterungen von Frederik Link notwendig, der als Fachmann in Sachen Tief- und Wasserbau in Diensten der Stadt steht.
Ein Blick zurück: Es war am Nachmittag des 14. Juli 2021 eine der ersten Schadensmeldungen im Stadtgebiet Schleiden, als der Rinkenbach praktisch ohne Vorwarnzeit den Kindergarten im Bürgerhaus Oberhausen überflutete und sich den Weg durch das Gebäude in Richtung Olef bahnte. Der Grund war banal: Der Bachlauf war, als der Anbau an den Dorfsaal 1995 über dem Gewässer errichtet worden war, in ein Rohr geführt worden, das die Wassermassen nach den tagelangen Regenfällen nicht mehr fassen konnte.
Alternativpläne sind baulich unmöglich oder zu teuer
Doch dieses Rohr macht bis heute massive Probleme, auch wenn es seitdem nicht mehr überlief. Eine Ertüchtigung ist aber kaum möglich, denn es führt unter dem Bürgerhaus hindurch, verläuft unter der Bundesstraße und einem Privatgrundstück, bis es unter der Trasse der Oleftalbahn in Richtung Olef weitergeht und die Deutsche Bahn ins Spiel bringt. Ein Mix aus Grundeigentümern, den Ziemiak spontan mit „Der Super-GAU“ kommentierte. Alternativpläne scheitern an baulichen Unmöglichkeiten oder immensen Kosten, so Link.
Kompliziert wird es auch mit der Bebauung des Grundstückes. Hier steht der Oberhausener Dorfsaal, der ungefähr 1910 als Teil der einstigen Gaststätte Görres errichtet wurde. 1995, so erläuterte Sebastian Hahn, Vorsitzender des Bürgervereins Oberhausen, sei das Bürgerhaus als Anbau errichtet worden. In dessen Erdgeschoss sei der Oberhausener Kindergarten gewesen. Bis heute stehen die Räume leer. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Untergrund unterspült sei, führte Link aus.
Der Boden im Veranstaltungssaal ist „weiß erblüht“
Für die Nutzung des Dorfsaales sei Bedarf da, das sei nach der Auflösung des Fördervereins des Bürgerhauses deutlich geworden, sagte Hahn. Doch die baulichen Mängel seien unübersehbar. Nach dem Leerstand sei der Boden im Veranstaltungssaal „weiß erblüht“, und in den Wintermonaten seien Veranstaltungen aufgrund der immensen Heizkosten ein Zuschussgeschäft, betonte er. So seien der Abriss des gesamten Komplexes, der Verkauf des Grundstücks und ein Neubau auf dem Zöllerplatz das Ziel, führte Pfennings aus. Eine Million Euro würde das Projekt kosten, prognostizierte Hahn, selbst in der Baubranche tätig.
Was aber Zeit braucht, die die Stadt Schleiden nicht hat. So müssten die Fristen für die Umsetzung des Wiederaufbaus verlängert werden, gab Pfennings Ziemiak einen Wunsch mit auf den Weg. „Vielleicht schaffen wir es, bis 2035 mit allem fertig zu werden“, sagte er. Schleiden könne allein eine Firma mit zehn Ingenieuren beschäftigen. Doch die seien nicht zu bekommen, auch weil Personalkosten nicht förderfähig seien. „Wir brauchen mehr zeitlichen Vorlauf“, forderte Nolten, und Voussem stimmte zu: „Das wäre auch ein Signal an die Kommunen.“
Für Ziemiak ein Beispiel für das Anliegen der Kommunen. „Ich kann da gemeinsam mit den Abgeordneten über den Landtag einen Beitrag leisten“, sagte er. Anschließend ging es mit seinen Parteifreunden zum Besuch des Kinderfestes, mit dem der Soccer-Court auf dem Zöllerplatz von der Hilfsinitiative „Fortuna hilft“ eröffnet wurde.