Die Kohle glüht wiederAlte Schmiede in Herhahn soll zugänglich gemacht werden

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Die Schmiede ist für Wolfgang Laukart (v.l.), Willi Ronig und Hans-Peter Ronig ein Stück Dorfgeschichte, das sie erhalten wollen.

  • Willi und sein Vetter Hans-Peter Ronig haben sich zum Ziel gesetzt, die Schmiede, in der 1987 zum letzten Mal ein Pferd beschlagen wurde, wieder zum Leben zu erwecken und für die Menschen erlebbar zu machen.
  • Die Ronigs sind in Herhahn eine uralte Dynastie, die Willi Ronig bis 1650 zurückverfolgt hat. Alle seine Vorfahren in direkter Linie seien Schmiede gewesen.
  • Auch die Kommission von „Unser Dorf hat Zukunft“ hat sich den geschichtsträchtigen Ort angesehen. Ortsvorsteher Wolfgang Laukart ist sehr angetan vom Engagement der Ronigs.

Schleiden-Herhahn – Die Kohle in einer der beiden Feuerstellen in dem alten Schmiedeofen glüht, auf dem Amboss daneben wird fleißig gehämmert. Das Gebläse verrichtet mit einigem Lärm seine Arbeit. Es ist wie ein Blick in längst vergangene Zeiten, als in der alten Dorfschmiede an der Straße Herhahn 10 noch jeden Tag Hufeisen geschmiedet oder Räder hergestellt wurden.

Doch die Szenerie trügt: Die beiden Männer, die an dem Ofen stehen, verdienen mit dieser Arbeit nicht ihren Lebensunterhalt. Vielmehr haben sich Willi und sein Vetter Hans-Peter Ronig zum Ziel gesetzt, die Schmiede, in der 1987 zum letzten Mal ein Pferd beschlagen wurde, wieder zum Leben zu erwecken und für die Menschen erlebbar zu machen. Zugleich lassen sie damit auch ein Stück Familiengeschichte wieder lebendig werden.

Uralte Dynastie

„Die Ronigs sind in Herhahn eine uralte Dynastie, die ich bis 1650 zurückverfolgt habe“, berichtet Willi Ronig. Los ging es mit Peter Ronig im 17. Jahrhundert. Alle seine Vorfahren in direkter Linie seien Schmiede gewesen. Der Letzte in der Reihe sei sein Vater Johann gewesen, der die Schmiede von Großvater Clemens übernommen habe. „Er baute vor allem Wagen, Eggen und Pflüge“, so sein Sohn. Weil das Geschäft seit den 1950er-Jahren immer schlechter lief, wurde die Schmiede zum Nebenerwerb, seine Brötchen verdiente er sich in der Schlosserwerkstatt der Firma Poeschco in Gemünd. Sohn Willi schnupperte zwar in den Handwerksberuf hinein, machte dann aber Abitur, studierte und wurde Lehrer.

Der letzte Schmied Johann Ronig bei der Arbeit.

Der letzte Schmied Johann Ronig bei der Arbeit.

1987 war endgültig Schluss, die Schmiede wurde geschlossen. Die Werkstatt stand viele Jahre leer, wurde als Abstellraum und schließlich als Garage genutzt. „Der Notstall, in dem die Tiere angebunden wurden, damit sie beschlagen werden konnten, wurde abgebaut, ein Amboss stand in meinem Hof in Roggendorf“, erzählt Sohn Willi, der auch einige andere Stücke seinerzeit mitnahm.

Artikel über Schmiede geschrieben

Die Schmiede, so Willi Ronig, sei eine von zweien im Ort gewesen. Wann sie gebaut wurde, lasse sich nicht mehr genau ermitteln, weil keine Bauunterlagen erhalten seien. Die beiden Vetter gehen davon aus, dass sie rund 100 Jahre alt ist. „Für die damaligen Verhältnisse ist es ein sehr solider und großzügiger Bau aus Ziegel- und aus Schwemmsteinmauerwerk mit einer sehr massiven Betondecke“, weiß Willi Ronig. Auf dem Speicher, der auch als Getreidelagerplatz genutzt worden sei, habe es eine Rauchkammer gegeben, die an den Kamin des Schmiedefeuers angeschlossen gewesen sei.

Zahlreiche Gerätschaften haben die Ronigs zusammengetragen und in dem alten Gemäuer ausgestellt.

Zahlreiche Gerätschaften haben die Ronigs zusammengetragen und in dem alten Gemäuer ausgestellt.

„Von Mitgliedern des Geschichtsforums Schleiden bin ich vor einiger Zeit angesprochen worden, ob ich nicht mal etwas über die Geschichte der Herhahner Schmiede schreiben will“, sagt Willi Ronig. Der Artikel ist im Jahresheft 2020 erschienen. In dem Zusammenhang sei die Idee geboren worden, die Schmiede wieder ein stückweit aufleben zu lassen.

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Also nahm Willi Kontakt mit seinem Vetter Hans-Peter Ronig auf. Dessen Vater und auch er selbst waren in dem Haus neben der Schmiede aufgewachsen. Hans-Peter Ronig, der den Gebäudekomplex später übernommen hatte, war gleich Feuer und Flamme. Mit vereinten Kräften wurde die alte Ausstattung der Schmiede – Hufeisen, Zangen und Hammer – wieder zusammengetragen und der Amboss wieder aufgestellt. Weil der Notstall nicht mehr aufzufinden war, baute Hans-Peter Ronig eine Miniaturversion nach. Jetzt ist der Raum wieder als Schmiede erkennbar. „Wir wollen diesen Ort für die Nachwelt erhalten. Hier ist Herhahner Geschichte geschrieben worden“, betonen die beiden Ronigs.

Auch die Kommission von „Unser Dorf hat Zukunft“ hat sich den geschichtsträchtigen Ort angesehen. Ortsvorsteher Wolfgang Laukart ist sehr angetan vom Engagement der Ronigs und sucht mit ihnen nun nach Wegen, wie man die Schmiede zumindest zeitweise öffentlich zugänglich machen kann. „Vielleicht bauen wir ein großes Fenster ein oder öffnen die Schmiede am Tag des offenen Denkmals oder bei Festen im Dorf“, erklärt Hans-Peter Ronig.

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