Die Kita war nach der Flut vom Juli 2021 nach Ettelscheid umgezogen. Wer die jetzt notwendigen Verfahrenskosten trägt, ist unklar.
Teures VerfahrenNach der Flut bedroht nun fehlendes Baurecht den Waldkindergarten Schleiden

Die kleinen Erdbeerpflanzen werden von den Kindern und Gruppenleiterin Yvonne Leyendecker gewässert und gepflegt.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Der Wiederaufbau des Schleidener Waldkindergartens, der nach der Flut von Schleiden nach Ettelscheid umgezogen war, ist noch nicht ganz abgeschlossen, da droht der Einrichtung schon wieder Ungemach. Für die Ausweichfläche in Ettelscheid gibt es nämlich bislang kein Baurecht. Und nun stellt sich die Frage, wer die Kosten für ein Bauleitverfahren zur Überarbeitung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans übernimmt: die Stadt Schleiden oder die Elterninitiative Wurzelkinder Wald- und Naturkindergarten? Ganz günstig ist das nämlich nicht: Die Kosten liegen zwischen 30.000 und 50.000 Euro.
Bei der Flut im Juli 2021 waren die Gebäude und die Außenanlagen des eingruppigen Waldkindergartens hinter dem Schleidener Schulzentrum am Mühlenberg schwer beschädigt oder komplett zerstört worden. Zum Glück konnte mit dem Bürgerhaus Hönningen schnell ein Ausweichquartier für die Einrichtung gefunden werden. Eine Rückkehr und ein Wiederaufbau am alten Standort wurden von dem Verein wegen der Gefahr von erneuten Überflutungen nicht weiter verfolgt. Mit dem Grundstück waren alle Beteiligten ohnehin nicht sehr glücklich gewesen, weil es oft feucht und matschig war.
Ausweichquartier am Bolzplatz in Ettelscheid im Sommer 2022 bezogen
Deshalb suchten die Stadtverwaltung und der Verein unter Einbeziehung des Kreises Euskirchen und der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen nach anderen möglichen Standorten im Stadtgebiet. Die Wahl fiel schließlich auf eine rund 3000 Quadratmeter große Fläche am Bolzplatz in Ettelscheid. Die Fläche ist ruhig gelegen und liegt in unmittelbarer Nähe zu städtischen Waldflächen. Im August 2022 wurde sie der Initiative zur Verfügung gestellt.
Das Verfahren muss so schnell wie möglich in Gang kommen. Die Kosten dafür kann aber die Initiative nicht aufbringen.
Ein Teil des Bolzplatzes am Weiherhardt wurde für die neue Kita abgetrennt. Mit Unterstützung des städtischen Bauhofs und viel Herzblut wurde der Platz hergerichtet, unter anderem ein Garten sowie ein Sandkasten angelegt, der mit einem Sonnensegel geschützt ist. Aus Spenden wurde im Winter 2022/23 ein rund 100.000 Euro teurer Bauwagen angeschafft und aufgestellt, der bei schlechtem Wetter als Schutzhütte dient.

In zwei Bauwagen können sich die Kleinen bei schlechtem Wetter zurückziehen. Sie kosten rund 100.000 Euro pro Stück.
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In der gespendeten Jurte soll ein Ruhe- und Schlafraum für die Kinder eingerichtet werden.
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Gespendet wurde auch eine Jurte, die künftig als Ruhe- und Schlafraum genutzt werden soll. „Geplant ist noch ein Küchenwagen, damit wir uns selbst versorgen können“, erklärte Kerstin Uhlig vom Vorstand der Elterninitiative, die aktuell knapp 30 Mitglieder hat. Derzeit müssen die Kinder ihr Essen selbst mitbringen: „Wir finden leider keinen Caterer, der uns mit Essen beliefern will.“
Waldkindergarten will weiter wachsen: Zweite Gruppe ist geplant
„Vor einigen Wochen konnte aus Mitteln des Wiederaufbaus ein zweiter Wagen angeschafft werden. Wir wollen nämlich im nächsten Kindergartenjahr eine zweite Gruppe eröffnen“, so Uhlig. Zu den bislang 22 Kindern sollen zehn weitere hinzukommen. Aktuell kümmern sich sechs Mitarbeiter um die Kleinen im Alter von zwei bis sechs Jahren. Die Gruppe wird von Yvonne Leyendecker geleitet. Eine neue Kita-Leiterin wird zurzeit noch gesucht.
„Wir sind von den Ettelscheidern gut angenommen worden und auch beim Karnevalszug mit dabei gewesen. Ein Kind aus dem Ort wurde jetzt auch angemeldet“, erzählt Uhlig. Doch die Zukunft der Einrichtung ist alles andere als gesichert. Im Flächennutzungsplan ist der Bereich nicht als Kindergarten ausgewiesen, einen Bebauungsplan gibt es nicht. Beides muss angepackt werden, damit die Einrichtung weitermachen kann. „Das Verfahren muss so schnell wie möglich in Gang kommen. Die Kosten dafür kann die Initiative aber nicht aufbringen“, berichtete Uhlig. Dann müsse man auf Spenden hoffen.
Die Stadt Schleiden hat kein Geld für das Verfahren eingeplant
Aber auch im Haushalt der Stadt Schleiden sind bislang keine Mittel vorgesehen. „Der Stadtrat muss nun die Grundsatzentscheidung treffen, wer die Planungskosten übernimmt“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings. Bislang habe man die Initiative stets sehr wohlwollend unterstützt. Das wolle man auch weiter tun. Man müsse aber auch berücksichtigen, dass Kinder aus anderen Kommunen den Waldkindergarten besuchen.
Mit einem Tag der offenen Tür will sich der Waldkindergarten am kommenden Samstag, 24. Mai 2025, von 10 bis 16 Uhr vorstellen. Auf dem Programm stehen unter anderem Kinderschminken, Edelsteine sieben und eine Tombola. Um 14 Uhr wird Liedermacher Uwe Reetz für Stimmung sorgen.