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Dezentral oder zentral?So kann die Wärmeversorgung der Zukunft in Schleiden aussehen

4 min
Jürgen Klein, Ralph Loehr, Ingo Pfennings, Manuel Thom und Moderatorin Melanie Peschel sitzen nebeneinander auf Stühlen vor einer Leinwand.

In einer Podiumsdiskussion gingen (v.r.) Jürgen Klein, Ralph Loehr, Ingo Pfennings, Manuel Thom und Moderatorin Melanie Peschel auf die Studie ein.

Möglichkeiten für die Wärmeversorgung im Schleidener Stadtgebiet wurden jetzt in Realschule vorgestellt und diskutiert.

„Preußisch Sibirien“ war einst der Spitzname für die Eifel. Noch heute wird sie in den bundesdeutschen Wettervorhersagen immer wieder als eine der Regionen genannt, in der die tiefsten Tagestemperaturen erwartet werden. Umso wichtiger ist die Frage, auf welche Weise die Häuser der Eifeler im Winter auf eine angenehme Temperatur beheizt werden können. Ein Instrument, um eine Antwort darauf zu geben, ist die Kommunale Wärmeplanung, die aufgrund einer Vorgabe der EU von den Kommunen durchzuführen ist. Die Ergebnisse für die Stadt Schleiden wurden jetzt in der Mensa der Schleidener Realschule vorgestellt.

Dabei wurde auch deutlich, dass das verunglückte Heizungsgesetz der Ampelregierung noch immer die Sicht auf die Fakten verstellt. Denn Alexandra Seliger vom Team Wärmewende der e-regio, das die Studie im Auftrag der Stadt Schleiden durchgeführt hatte, konnte nur wenige Ergebnisse vortragen, als bereits die ersten Nachfragen nach den Kosten kamen.

Wer das bezahlen werde, wollte einer der rund 20 Zuhörer wissen. Und inwiefern das Thema mit den Plänen für die Solarparks in der Region zusammenhänge. Mit der kommunalen Wärmeplanung soll den Verwaltungen ein Planungsinstrument an die Hand gegeben werden, mit dem die Möglichkeiten für künftige Wärmenetze ausgearbeitet werden, zum Beispiel bei der Ausweisung eines neuen Baugebietes.

Vier Fokusgebiete in der Stadt unter die Lupe genommen

„Es ist ein schwieriges Thema geworden. Vor allem wurde den Bürgern Angst gemacht“, sagte Bürgermeister Ingo Pfennings. Die Studie diene dazu, die strategische Frage zu beantworten, was überhaupt möglich sei.

Dafür hatten die Planer das Stadtgebiet genau unter die Lupe genommen und dabei das Augenmerk auf den Status quo gelegt. Vier sogenannte „Fokusgebiete“ definierten sie dabei für das Stadtgebiet Schleiden, die unterschiedliche Strukturen aufweisen und deshalb getrennt voneinander unter die Lupe genommen worden waren.

Alexandra Seliger steht vor einer Leinwand.

Alexandra Seliger vom Team Wärmeplanung der e-regio stellte die Ergebnisse der Studie vor.

Da war zum einen der Kernort Schleiden mit Olef, dann Gemünd sowie die beiden Höhenorte Bronsfeld und Dreiborn. Letztere seien nicht etwa deshalb genauer untersucht worden, weil diese Orte für bestimmte Konzepte besonders geeignet seien. Es gehe vielmehr darum, an ihrem Beispiel Möglichkeiten in den verschiedenen Stadtteilen verdeutlichen zu können. Der große Unterschied sei dabei, dass in Dreiborn ein Gasnetz verfügbar sei, in Bronsfeld dagegen nicht, betonte Seliger.

Dabei gingen die Mitarbeiter des Teams akribisch vor und ermittelten interessante Zahlen. Insgesamt seien in Schleiden knapp 5300 Heizungen im Einsatz, teilten sie mit. Davon seien im Jahr 2025 rund 43 Prozent weniger als zehn Jahre alt – wahrscheinlich eine Folge der Flutkatastrophe, bei der viele Heizungskeller überschwemmt worden waren, mutmaßte Pfennings. 895 Heizungen, rund 17 Prozent, seien dagegen älter als 30 Jahre.

Energieverbrauch wird in den nächsten 20 Jahren sinken

Der Hauptanteil des Energieverbrauchs zur Wärmeerzeugung, der sich insgesamt auf rund 162 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2022 belief, werde von Privathaushalten mit rund 116 GWh verursacht. Als Hauptenergieträger komme dabei Erdgas zum Einsatz. Aber auch Scheitholz und Erdöl würden vielfach verwendet. Durch Sanierungen und verändertes Nutzerverhalten sei in den nächsten 20 Jahren mit einem Rückgang von rund 15 Prozent zu rechnen, prognostizierte das Team.

Hauptsächlich ermittelten die Gutachter vor allem in den Höhenorten Potenzial für dezentrale Möglichkeiten zur Wärmegewinnung, die also von den einzelnen Haushalten getroffen werden sollten. Vor allem in Schleiden, aber auch in Gemünd gebe es darüber hinaus in bestimmten Gebieten aber die Möglichkeit, Wärmenetze zu realisieren, wenn in Zukunft die Versorgung mit Wasserstoff gewährleistet sei.

„Am wichtigsten ist die energetische Sanierung“, betonte Ralph Löhr, der sich mit Jürgen Klein von der Innung der Heizungsbauer, Bürgermeister Pfennings und Teamleiter Manuel Thom den Fragen der Anwesenden stellte. Allerdings habe er im vergangenen Jahr so viele neue Kaminöfen abgenommen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Es sei vor allem wichtig, sich gut beraten zu lassen.

Das Gutachten solle nicht unbeachtet in einer Schublade verschwinden, sondern bei zukünftigen Planungen eine wichtige Rolle spielen, so Pfennings. So habe der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen, der neuen Genossenschaft „Energiewende Rhein-Eifel“ beizutreten, um das Thema weiterzubearbeiten.