Abo

Unterschriften gesammeltSchleidener Eltern wollen „Verlässliche Grundschule“ behalten

4 min
Eine Frau redet mit einem Mädchen, das an einem Schultisch sitzt.

In der „Verlässlichen Grundschule“ werden die Kinder nach Unterrichtsende bis zum Schulschluss betreut.

Gegen Pläne der Stadt Schleiden, die „Verlässliche Grundschule“ abzuschaffen, regt sich Widerstand von Eltern. Nun sollen Alternativen geprüft werden.

Die „Verlässliche Grundschule“ (VG) sorgt aktuell in Schleiden für Aufregung. Bei dem Angebot, das es in einigen Grundschulen im Kreis Euskirchen gibt, werden Kinder nach dem Unterrichtsende bis zum Ende der sechsten Stunde betreut, ehe sie nach Hause gehen oder fahren.

Die Stadt möchte nun das VG-Angebot in den beiden Grundschulen im Stadtgebiet zum Schuljahr 2026/2027 auslaufen lassen und dafür mehr Kinder in der Offenen Ganztagsschule (OGS) betreuen. Damit hat man sich den Ärger zahlreicher Eltern eingehandelt. In Euskirchen und Weilerswist gibt es das VG-Angebot ebenfalls, jedoch keine vergleichbaren Probleme, weil es deutlich weniger Plätze gibt.

Offene Ganztagsschulen sollen gestärkt werden

Wie Bürgermeister Ingo Pfennings jüngst im Stadtrat mitteilte, hat die Stadt mit dem OGS-Träger „Schule mit Herz“ und unter Einbindung der Schulleiterinnen der Grundschule Schleiden und des Grundschulverbunds Gemünd-Dreiborn entschieden, das VG-Angebot zum Schuljahr 2026/2027 zu beenden.

Hintergrund der Entscheidung sei die vom Land NRW vorgegebene Stärkung, Optimierung und Attraktivierung der Betreuung in der Offenen Ganztagsschule an allen Grundschulstandorten, um unter anderem dem Rechtsanspruch der Eltern auf Ganztagsbetreuung gerecht zu werden. In alle Grundschulstandorte, so Pfennings, seien in den vergangenen Jahren zweckgebundene Fördermittel des Landes für den Bau der OGS-Räume und Küchen sowie Außenanlagen geflossen.

Eltern haben Unterschriften für den Erhalt gesammelt

Die Eltern wollen sich mit der Entscheidung der Stadt aber nicht zufriedengeben und haben Unterschriften für den Erhalt der „Verlässlichen Grundschule“ gesammelt. „Zwischenzeitlich liegen der Verwaltung mehrere Schreiben von Eltern vor, die sich für ihre Kinder, die zum Schuljahr 2026/2027 eingeschult werden, weiterhin eine VG-Betreuung wünschen“, so Pfennings. Zudem liege der Verwaltung eine entsprechende Unterschriftensammlung von Eltern vor, die ebenfalls eine VG-Betreuung fordern. „Die Eltern kritisieren beispielsweise die starre Regelung bei der OGS, wo die Kinder nur um 15 oder um 16 Uhr abgeholt werden können“, erklärte der Beigeordnete Marcel Wolter. Vom Kindergarten seien sie mehr Flexibilität gewöhnt.

Die VG sei eine Betreuungsform, die zusätzlich zur OGS angeboten werde. „In Schleiden ist der Anteil der VG-Kinder am niedrigsten, in Dreiborn am höchsten“, so Wolter. Gemünd liege dazwischen. Wer   Alternativen wie Großeltern oder Nachbarn habe, für den sei die Betreuung bis zum Schulschluss ausreichend. Auf dem Land hätten die Menschen in der Regel mehr Möglichkeiten als in den Städten.

Grundschulen sind auf Ganztagsbetreuung ausgerichtet

Das Problem bei der VG sei der Personaleinsatz für den Träger. „Wir haben wegen des Rechtsanspruchs die Grundschulen auf eine Ganztagsbetreuung ausgerichtet“, sagte Wolter. Das VG-Modell sei nur möglich, wenn deutlich mehr Kinder in der OGS angemeldet seien. „Dann ist das System auskömmlich für die Träger. Das Personal der OGS kann dann die anderen Kinder bis zum Schulschluss mitbetreuen.“ In Dreiborn aber seien 17 Kinder in der OGS und 26 in der VG angemeldet. „In solchen Fällen finden die Träger   natürlich niemanden, der die Kinder nur für eine oder zwei Stunden bis zum Schulschluss betreut.“ Anders sei die Lage in Schleiden, wo es 76 Kinder in der OGS seien und 23 in der VG.

Die Verwaltung sei nicht gegen die VG: „Es geht nur darum, dass es im Verhältnis zur OGS nicht zu viele Kinder sind. Wir müssen also an der Quote arbeiten.“ Dafür gebe es verschiedene Möglichkeiten: „Man könnte beispielsweise festlegen, dass die VG nur in der ersten Klasse angeboten wird, um den Übergang vom Kindergarten zur Schule zu erleichtern.“ Auch ein Quotenmodell sei denkbar: „Ohne eine Regelung wird das aber wohl nicht zu steuern sein.“

Alternative Möglichkeiten sollen geprüft werden

Von CDU und Grünen wurde beantragt, die Angelegenheit im Fachausschuss und Stadtrat zu behandeln. Die Debatte im Bildungsausschusses steht am 22. Januar an. Beide Fraktionen wollen, dass das Angebot der VG an allen Grundschulstandorten grundsätzlich erhalten bleibt. Die Verwaltung wird nun laut Pfennings unter Einbindung der Schulleitungen und des OGS-Trägers alternative Möglichkeiten zum Auslaufen prüfen und erarbeiten. Zudem müsse auch die Schulkonferenz gehört werden. Auch hieraus könnten sich noch Vorschläge zu Betreuungsalternativen ergeben.

Die VG wird längst nicht in allen Kommunen im Kreis angeboten. Neben Schleiden gibt es sie etwa in Weilerswist und Euskirchen. In Weilerswist gibt es bislang keine Probleme: „Wir haben nur wenige Plätze, weil die Nachfrage gering ist. An einer Grundschule haben wir beispielsweise 213 OGS- und 29 VG-Kinder“, berichtete der Beigeordnete der Gemeinde, Marcus Derichs. Das Problem sei, dass das VG-Angebot nicht kostendeckend sei und man separate Räume für OGS- und VG-Kinder benötige. Im aktuellen Schulentwicklungsplan gebe es die Empfehlung, das VG-Angebot zu überprüfen.

In der Stadt Euskirchen sind die VG-Plätze nach Auskunft von Pressesprecher Tim Nolden zur Stärkung der OGS bereits seit Jahren begrenzt. Eine Abschaffung sei jedoch bisher nicht vorgesehen. Ob dieses Angebot in Zusammenhang mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf eine ganztägige Bildung und Betreuung einer Anpassung bedürfe, könne gegenwärtig noch nicht abgeschätzt werden. „Allerdings sind die Finanzmittel der Stadt äußerst begrenzt, sodass die Gestaltung der Angebote sehr stark davon abhängig sein wird, ob sich Bund und Land endlich wieder adäquat an der Finanzierung beteiligen“, so Nolden weiter.