Erfahrungen aus der Flut 2021 will Schleiden mit anderen Kommunen weltweit austauschen. Organisiert wird das Projekt von „Engagement Global“.
Flutkommunen arbeiten zusammenStadt Schleiden beteiligt sich an internationalem Projekt

Die Sturmiusbrücke in Schleiden war erst vor zwei Monaten eröffnet worden. Ihr Vorgänger war bei der Flut schwer beschädigt worden
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Im Rahmen eines internationalen Austauschs mit anderen betroffenen Kommunen in der ganzen Welt will die Stadt Schleiden sich für kommende Hochwasserszenarien rüsten und wertvolle Impulse für den eigenen Wiederaufbauprozess gewinnen. Ziel des Projekts, das von der Organisation „Engagement Global“ durchgeführt wird, ist der Wissenstransfer und der Aufbau von Netzwerken zwischen Kommunen, die stark von Flutereignissen betroffen sind und sich im Wiederaufbauprozess befinden. Der Stadtrat hat am Donnerstag zugestimmt und 5000 Euro bereitgestellt.
Die Engagement Global gGmbH mit Sitz in Bonn informiert und berät Personen, Zivilgesellschaft, Kommunen, Schulen, Wirtschaft und Stiftungen zu entwicklungspolitischen Vorhaben und fördert diese finanziell. Die Gesellschaft handelt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unterstützt kommunale Partnerschaften und Austauschprojekte, insbesondere in Bereichen wie Klimaanpassung, Krisenbewältigung und Wiederaufbau nach Naturkatastrophen.
Flutkatastrophe in der brasilianischen Stadt São Leopoldo
Der Kreis Euskirchen hatte Schleiden bei der Organisation für die Teilnahme an einem internationalen und nationalen kommunalen Erfahrungsaustausch vorgeschlagen. „Ein Mitarbeiter der Organisation ist dann auf uns zugekommen und hat das Projekt bei einer Videokonferenz vorgestellt“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings: „Wir fanden das gleich sehr spannend. Eigene Erfahrungen einbringen und von anderen lernen.“
Die Projektkoordination und Antragsbegleitung erfolge durch Engagement Global, den Antrag müsse aber die Stadt stellen. Finanziert werde das Projekt mit einem Volumen von bis zu 50.000 Euro aus Bundesmitteln. Die Stadt muss sich laut Pfennings mit 5000 Euro Eigenanteil beteiligen. Einen ähnlichen Austausch hat es laut dem Verwaltungschef bereits zwischen der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und der brasilianischen Stadt São Leopoldo gegeben, die im Mai 2024 von einer verheerenden Flutkatastrophe betroffen war.
„Als wir die Bilder aus Brasilien gezeigt bekommen haben, fühlte man sich gleich wieder zurückversetzt. Das Problem war dort, dass das Wasser nicht abfloss, was ja auch bei uns passieren kann“, berichtete Pfennings und fügte hinzu: „Engagement Global wollte, dass wir schon in diesem Jahr an dem Projekt teilnehmen. Das konnten wir personell aber nicht stemmen.“
Mögliche Austauschkommunen könnten sich nach Angaben der Stadt unter anderem in der Ukraine befinden, wo infolge des anhaltenden Angriffskriegs viele kommunale Infrastrukturen, insbesondere im Bereich des Hochwasserschutzes, zerstört wurden. Die Schadenslage weise vergleichbare Merkmale zur Situation in Schleiden auf. „In der Ukraine gibt es große Staubecken und Flüsse mit Hochwasserproblemen“, erklärte der Bürgermeister.
Beteiligung weiterer Kommunen an dem Projekt ist möglich
Die Beteiligung weiterer Kommunen ist im Zuge eines größer angelegten Austauschs vorstellbar. So kann ein vernetzter Austausch zwischen den Kommunen erfolgen, die dem interkommunalen Hochwasserschutzkonzept angeschlossen sind. Die Stadt Schleiden befindet sich vier Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe vom Juli 2021 weiterhin mitten im kommunalen Wiederaufbau.
Der Wiederaufbauplan, mit dem die massiven Schäden an den zerstörten öffentlichen Infrastrukturbereichen in der Tallage zu behoben werden sollen, umfasst 452 Einzelmaßnahmen mit einem Fördervolumen von rund 203 Millionen Euro. Davon wurden bislang rund 45 Millionen Euro ausgegeben.
Bisher wurde mit 196 der 452 Maßnahmen begonnen. Häufig wurden jedoch erst einmal Aufträge für Vorarbeiten wie Gutachten oder Ausschreibungen vergeben. Ganze zwei Projekte wurden laut dem neuen Quartalsbericht abgeschlossen und abgerechnet. „Wir müssen die Menschen immer wieder um Verständnis bitten, wenn Maßnahmen noch nicht durchgeführt wurden. Die Fristen für den Wiederaufbau bis 2030 werden wir nicht einhalten können“, sagte Pfennings im Stadtrat. Man müsse den Bürgern auf der anderen Seite aber auch vor Augen führen, was schon alles gemacht worden sei. Künftig werde man noch mehr priorisieren müssen.