Wegen FachkräftemangelE.I.S. Aircraft zieht nach Euskirchen

Die Firma E.I. S. Aircraft wird schon bald die Dahlmer Binz verlassen und einen neuen Standort in Euskirchen beziehen.
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Dahlem/Euskirchen – Die Firma E.I.S. Aircraft wird schon bald ihren Firmensitz an der Dahlemer Binz aufgeben und die Gemeinde verlassen. Seinen neuen Standort wird das Unternehmen, das als Zulieferer für die Flugzeugindustrie tätig ist, in Euskirchen haben.
Dort hat die Firma im Gewerbegebiet Silberberg ein bebautes Grundstück gekauft, auf dem sie aber vor dem Umzug noch eine Halle errichten will. Entsprechende Gerüchte bestätigten auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sowohl die Gemeindeverwaltung in Dahlem als auch die Stadtverwaltung in Euskirchen.
Firma sucht Nähe zur Großstadt
Für die Gemeinde Dahlem, in der es kaum Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft gibt, ist dieser Umzug ein großer Verlust. „E.I.S. wird nach unserer Kenntnis den Standort an der Dahlemer Binz bald verlassen“, erklärte der Dahlemer Bürgermeister Reinhold Müller (CDU). Die Firma wolle näher an die Großstädte der Rheinschiene heranrücken.
Denn das Unternehmen wolle expandieren und suche Fachkräfte, die rund um Dahlem nicht zu finden seien. Früher habe sich die Firma auch über die mangelnde Internet-Anbindung beschwert. Doch dieses Problem sei behoben, denn ein Telekom-Kabel führe „direkt an der Tür“ der Firma vorbei. In dieser Frage habe die Dahlemer Binz keinen Standortnachteil. Müller: „Bei uns kostet ein schneller Internetanschluss ebenso viel wie am Flughafen München.“
Für die Gemeinde bedeutet dieser Umzug einen enormen Rückschlag. Im vergangenen Jahr beschäftigte E.I.S. Aircraft in Dahlem rund 60 Mitarbeiter, die meisten von ihnen wohnen in der näheren Umgebung. Damit ist die Firma der größte private Arbeitgeber in der Gemeinde.
Das Unternehmen ist seit rund 60 Jahren an der Dahlemer Binz ansässig, dort ist auch der Hauptsitz. Bundesweit hat der Flugzeugzulieferer neun Standorte. In Dahlem sind neben der Verwaltung auch die Entwicklungsabteilung und ein Teil der Fertigung beheimatet. Die Firma war früher ein Sportflugzeugbauer und ist heutzutage zum Beispiel ein Zulieferer für große Konzerne wie Airbus und Boeing.
In der Vergangenheit wechselten die Besitzer der Firma häufig. Die jetzigen Eigentümer verkündeten im vergangenen Jahr bei einem Besuch von Peter Hintze (CDU), dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, dass sie die Kapazitäten der Firma erheblich ausweiten und das Personal verdoppeln wollen. 20 Prozent der zusätzlichen Stellen sollten an Ingenieure vergeben werden.
Doch es sei äußerst schwierig, diese Fachkräfte nach Dahlem zu locken, hieß es schon damals.Bürgermeister Müller hat den Kampf um den Verbleib von E.I.S. mittlerweile aufgegeben. Das Engagement der Verwaltung gilt nun dem Ziel, möglichst schnell einen Nachmieter für die große Halle des Unternehmens zu finden. „Diese Halle gehört der Flugplatzgesellschaft und ist an E.I.S. vermietet“, berichtete Müller. Er habe zwar schon Gespräche geführt, weil es Interessenten für die Halle gebe.
„Es ist aber noch kein konkretes Ergebnis zu vermelden. Es wird schwierig sein, einen Nachmieter zu finden“, sagte Müller.
Bessere Produktionsabläufe
Auch der Betriebsratsvorsitzende Wilfried Lethert bestätigte den bevorstehenden Umzug. Anfangs sei die Belegschaft nicht begeistert gewesen. Doch in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung habe man erreicht, dass ein Fahrtkostenzuschuss gezahlt werde. Am neuen Standort könne man die Wachstumspläne besser verwirklichen, zum Beispiel durch bessere Produktionsabläufe.
„Wir suchen dringend qualifizierte Entwicklungsingenieure“, berichtete der Betriebsratsvorsitzende. Mehrfach hätten sich Interessenten zum Beispiel aus Hamburg oder München vorgestellt. Doch niemand ziehe nach Dahlem. Die Leute denken, dass sich dort „Fuchs und Hase gute Nacht sagen“.