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„Neues und zu Bewahrendes austarieren“Weilerswists neue Pfarrerin spricht über die Fusion

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Judith Weichsel hält die Zeitung der Evangelischen Kirchengemeinde Weilerswist vor sich. Sie steht in einem Raum der Martin-Luther-Kirche, in dem sich eine Orgel befindet.

Als Pfarrerin seit diesem Sommer zuständig für Weilerswist: Judith Weichsel.

Judith Weichsel ist zuständig für den Pfarrbezirk 1 der zukünftigen Evangelischen Sophiengemeinde, die aus drei Pfarrbezirken entsteht.

Judith Weichsel ist nach dem Weggang von Anke Kreutz die neue evangelische Pfarrerin in Weilerswist. Kreutz wiederum arbeitete im „Pastoralen Dienst im Übergang“ für Pfarrerin Renate Kalteis, die im vergangenen Jahr nach 22 Jahren in den Ruhestand gegangen ist.

„Es ist eine sehr herzliche und nette Gemeinde hier“, berichtet Weichsel von ihren Eindrücken aus Weilerswist: „Eine kleine Kirchengemeinde, in der man gut aufeinander achtet.“ Ihr Pfarrteam sei interessiert am Fortbestand des Gemeindeleben. „Wir sind sehr vernetzt in Weilerswist“, sagt Weichsel. Bei einem ersten Treffen in den Sommerferien habe sie einen guten Überblick erhalten. Sich anschließend in die zum Teil unbekannte Gemeinde einzufinden, bereite keine Probleme, so Weidel: „Wir haben ein großes Know-how, was die Arbeit mit Menschen angeht. Wir sind hier nicht als Beamte, sondern als Seelsorger.“

Die 48-jährige Pfarrerin kommt gebürtig aus Essen. Nach dem Probedienst in Zülpich war sie sieben Jahre lang für Gemeindepfarrer Frank Raschke in Bad Münstereifel aktiv, bevor sie 2022 die erste Pfarrerin der Stadt Euskirchen wurde. Zunächst mit einer halben Stelle. Verheiratet ist sie mit dem Euskirchener Pfarrer Gregor Weichsel. Im Studium haben die Geistlichen sich kennengelernt. Sie sind Eltern von drei Kindern. In ihrer Freizeit singt Pfarrerin Weichsel im Chor „Klingende Hände“, der bei seinen Auftritten Gesang und Gebärden verbindet.

Pfarrerin Judith Weichsel ist ein großer Fan von Musik

Ihre Begeisterung für Musik findet sich auch in ihrer Vorstellung einer glücklichen Kirchengemeinde. Diese solle mit der Kirche einen Ort mit Musik und Gemeinschaft bieten. Was die Musik in der Weilerswister Kirchengemeinde angeht, lobt Weichsel die Strahlkraft einiger Veranstaltungen, die von der evangelischen Kirche ausgerichtet werden: „Die Kammerkonzerte ziehen auch Leute aus dem Köln-Bonner-Raum an.“

Aber auch weitere Faktoren machen die Martin-Luther-Kirche aus Sicht der Pfarrerin zu einem wichtigen Standort, auch für die künftige Evangelische Sophiengemeinde. Weichsel zählt die Nähe des Kirchengebäudes zu der Gesamtschule und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmitteln über den Bahnhof auf. Sie möchte damit Bedenken derer zerstreuen, die um den Fortbestand der örtlichen Kirchengemeinde bangen.

Evangelische Sophiengemeinde kommt ab dem 1. Januar 2026

Bis Ende Dezember sind Weilerswist und Euskirchen noch getrennte Kirchengemeinden. Ab dem 1. Januar 2026 werden sie Bestandteil der Evangelische Sophiengemeinde. Die neue Kirchengemeinde setzt sich aus drei Pfarrbezirken zusammen. Weichsel wird die Ansprechpartnerin des ersten Bezirks werden. Ihr Gebiet umfasst alle Orte mit der Postleitzahl 53919, ausgenommen Metternich.

Auf einer Karte ist der Pfarrbezirk 1 der künftigen Sophiengemeinde farblich markiert.

Den Pfarrbezirk 1 der künftigen Sophiengemeinde bildet die Kirchengemeinde Weilerswist.

Die Martin-Luther-Kirche wird von der Sonne angestrahlt. Am Eingangsbereich des Gebäudes wird ein Schatten geworfen.

Die Martin-Luther-Kirche ist auch durch die Nähe zum Bahnhof ein gut erreichbarer Anlaufpunkt, hebt Pfarrerin Judith Weichsel hervor.

„Die Kirchengemeinden Euskirchen und Weilerswist haben schon zusammen gefeiert“, berichtet die Seelsorgerin über das Zusammenwachsen der Kirchengemeinden. Auch den Reformationstag habe man gemeinsam zelebriert. Zwar finden Gottesdienste laut der Pfarrerin bereits im Wechsel statt, gewisse Anlässe feiere man aber auch weiterhin an beiden Standorten. Weichsel: „An Weihnachten werden die Gottesdienste an den bisherigen Standorten gefeiert.“ Das gleiche gelte für Konfirmationen.   Es sei wichtig, die jungen Gemeindemitglieder lokal einzubinden. „Wir wollen da sein für die Schüler“, sagt Weichsel.

Sie richte ihren Blick aber auch auf die älteren Gemeindemitglieder: „Wir kriegen mit, wie viele Senioren einsam sind. Dagegen wollen wir etwas tun.“ Diese Möglichkeit sieht sie im Weilerswister Gotteshaus. Die Kirche sei ein belebter Ort. Weichsel zählt Frauenhilfe, Handarbeitskreis und Chöre auf, durch die die Martin-Luther-Kirche „brummt“. Ziel sei es, die Menschen willkommen zu heißen: „Wir müssen vertrauen, dass die Leute weiter an einem Ort zusammenkommen. Wichtig ist, dass sich die Menschen weiter treffen können, dafür braucht es eigentlich ganz wenig.“

Fusion der Kirchengemeinde fordert neue Zusammenarbeit

Im Rahmen der Gemeindefusion gibt es allerdings noch einiges zu tun: „In der Kirche werden wir weiter mit Fusionen beschäftigt sein“, erläutert Weichsel. „Wir werden in Zukunft auch ökumenisch ganz anders zusammenarbeiten“, blickt Weichsel nach vorne. Die Gemeinschaft helfe denen, die sich um die Zukunft sorge: „Wir wollen die Tradition weitergeben – nicht die Asche, sondern das Licht.“

Angesichts der Veränderungen sei es zentral, Neues und zu Bewahrendes auszutarieren, erläutert Weichsel. „Die Zahlen der Pfarrer und Pfarrerinnen und der Gemeindemitglieder gehen herunter“, gibt sie zu bedenken. Das führe unter anderem dazu, dass Aufgabenfelder kirchlicher Mitarbeitenden zusammengelegt würden. Gerade Verwaltungsaufgaben der fusionierten Kirchengemeinde lassen sich Weichsel zufolge sinnvoll kombinieren.

„In Weilerswist soll sich möglichst wenig ändern“, so Weichsel. Was genau sich ändern werde, bleibe zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Die evangelische Pfarrerin zeigt sich zuversichtlich, was das Fundament der beiden zusammenwachsenden Gemeinden anbelangt. So sei die Basis für die Gemeinden immer die Gleiche: „Die Bibel“, sagt Weichsel: „Gott baut die Kirche.“ Auch die Aufgabe der zusammengelegten Gemeinden ändere sich nicht: „Menschlich sein, Solidarität üben und demütig bleiben.“


Küster gesucht

In der Weilerswister Gemeinde wird ein neuer Küster gesucht. Die Teilzeitstelle ist auf zwei Jahre befristet. „Es ist kein ,nine-to-five'-Job, man macht viele unterschiedliche Dinge“, sagt Pfarrerin Judith Weichsel zu den Anforderungen. Laut Weichsel ist die Stelle gut besoldet und beinhaltet Fortbildungsmöglichkeiten. Neben der Vorbereitung von Gottesdiensten wird der Küster auch für die Pflege der Kirche zuständig sein. Hierunter fallen auch die Kerzenpflege oder die Pflege des Außenbereichs. (ges)