Strukturen im Rathaus analysiertSchlechte Noten für die Weilerswister Verwaltung

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Das Bild zeigt eine Außenansicht des Weilerswister Rathauses. Am Himmel sind dunkle Wolken zu sehen.

Glaubt man der Untersuchung der Kommunalberatung Allevo, ziehen über der Weilerswister Verwaltung dunkle Wolken auf.

Experten haben die Weilerswister Verwaltung analysiert. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus – nicht nur, weil es zehn Stellen zu wenig gibt.

„Wir brauchen ein neues Rathaus“, sagte Erwin Jakobs. Erst leise, dann laut. Das Weilerswister CDU-Ratsmitglied hatte gerade, genau wie alle anderen Politiker, eine Präsentation zu sehen bekommen, die nicht nur den Müggenhausener Ortsbürgermeister mit dem Kopf schütteln ließ.

„Ich wäre fast vom Stuhl gefallen“, sagte auch CDU-Fraktionschef Dino Steuer, nachdem er den Ausführungen zum „Rathaus der Zukunft“ gelauscht hatte. SPD-Ratsmitglied Bernd Giesen sagte nur, dass die Analyse keine Weilerswister Zukunft sei, sondern aktuelle Mängelbeseitigung sein müsse. 

Kommunalberatung stellt Weilerswist ein schlechtes Zeugnis aus

Die Weilerswister Verwaltung hatte die Kommunalberatung Allevo beauftragt, das Rathaus mal genauer unter die Lupe zu nehmen und dabei auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Glaubt man den Experten, fällt der in der Gemeinde ziemlich düster aus.

Wie Rasmus Hachmann, Mitarbeiter der Kommunalberatung, berichtete, analysierte das Unternehmen unter anderem Aufgabenprozesse, Strukturen und Personalbedarf. Und Hachmann nahm in seiner Betrachtung kein Blatt vor den Mund. „In der Gemeindeverwaltung wird nicht mehr getan als nötig. Mehr ist nicht möglich“, sagte er: „Auffällig ist, dass es im Weilerswister Rathaus keinen Personalrat gibt“. Das kenne er so nicht.

Die Fachbereiche sind verwirrend nummeriert und sollten umbenannt werden.
Rasmus Hachmann, Kommunalberater

Zudem sei es unüblich für eine Gemeinde der Größe von Weilerswist, dass man sich zwei Beigeordnete leiste. In Zülpich und Bad Münstereifel, einwohnermäßig auf Augenhöhe mit Weilerswist, gibt es beispielsweise nur einen Beigeordneten.

Auch die interne Struktur kommt bei den Experten nicht gut weg. „Die Fachbereiche sind verwirrend nummeriert und sollten umbenannt werden“, schlug Hachmann vor. Der Bauhof etwa sollte in den Fachbereich Planen und Bauen eingegliedert werden. So könne die Kommunikation beispielsweise zwischen dem Bereich Grünflächen oder Verkehrsraum und dem Bauhof erleichtert werden.

Weilerswister Verwaltung: Mitarbeiter klagen über zu viel Arbeit

Der Fachbereich 3, Bürgerzentrum, würde besser auf zwei Fachbereiche aufgeteilt werden, so Hachmann: „In der bisherigen Größe und mit der gleichzeitigen Zuordnung zu einer Beigeordnetenstelle ist der Bereich im bestehenden Umfang nicht sinnvoll führbar.“

Allevo nahm aber nicht nur die Strukturen unter die Lupe, sondern führte auch Mitarbeitergespräche. „Darin wurde deutlich, dass die interne Kommunikation unzureichend ist und die Sachbearbeitung teilweise sehr lange dauert, wenn zwei Fachbereiche involviert sind“, so Hachmann: „Zudem wird eine zunehmende Desintegration der Mitarbeitenden mit der Gemeindeverwaltung deutlich und das Wir-Gefühl über die Fachbereiche hinaus ist abhandengekommen.“

Die Kommunalberatung stellt zudem fest, dass in jedem Fachbereich Personal fehlt. Insgesamt sogar zehn Stellen – im Bereich Planen und Bauen sind es alleine sechs. „Das bleibt nicht aus, wenn plötzlich nicht mehr verwaltet und instand gehalten wird, sondern gebaut werden muss – wie eine Feuerwache oder den Anbau an die Gesamtschule“, berichtete Hachmann und fügte in Richtung des Rates hinzu: „Mit den Leuten, die Sie aktuell haben, werden sie die ganzen Aufgaben nicht bewältigt bekommen.“

Die Bürgermeisterin kommentierte die Ausführungen nicht

Die Mitarbeiter klagten Hachmann zufolge in den Gesprächen über eine hohe Arbeitsbelastung. Die Raumsituation im Rathaus könne für den Altbau zusammenfassend als „abgenutzt, uneinheitlich und unpraktisch beschrieben werden“. Die Gebäudesubstanz sowie die Einrichtung, beispielsweise Türen und Mobiliar, seien teilweise stark verbesserungswürdig.

„Die Einrichtung vermittelt keinen roten Faden. Durch die Uneinheitlichkeit der Einrichtung zwischen den verschiedenen Büros sowie innerhalb derselben Büros durch verschiedene Stilrichtungen und Materialien entsteht zu keinem Zeitpunkt der visuelle Eindruck, es mit einer geschlossenen agierenden Einheit zu tun zu haben“, sagte Hachmann. Die Raumsituation sollte ganzheitlich überarbeitet werden.

Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) kommentierte die Ausführungen des Experten nicht. Sie öffnete der Politik aber die Tür, die Probleme gemeinsam anzugehen – womöglich auch wegen des Stellenplans, der vom Rat abgesegnet werden muss. Entsprechend stimmte der Rat gegen die Idee, zunächst Arbeitsgruppen zu bilden, sondern vertagte das Thema direkt in den nächsten Haupt- und Finanzausschuss.


Kein Personalrat im Weilerswister Rathaus

Nach Angaben von Gemeindesprecherin Claudia Roberz hat die Rente eines Mitglieds des Weilerswister Personalrats die Funktion des Gremiums außer Kraft gesetzt. In Weilerswist müsse es mindestens drei Mitglieder im Personalrat geben.

Nachdem der Verwaltungsmitarbeiter aus dem Dienst ausgeschieden sei, sei man nicht mehr handlungsfähig gewesen. Ob es künftig wieder einen Personalrat geben wird? „Die Empfehlung ist eindeutig. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, so Roberz. (tom)

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