Projekt als SelbstverpflichtungHauptschule Zülpich engagiert sich gegen Rassismus

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Klare Aussagen: Schülervertreter Milena Schaffrath und Roberto Gärtner hängen die Schilder ihrer Mitschüler auf.

Klare Aussagen: Schülervertreter Milena Schaffrath und Roberto Gärtner hängen die Schilder ihrer Mitschüler auf.

Zülpich – Es habe da diesen einen Schüler gegeben, der nicht den Unterrichtsraum der Internationalen Klasse betreten wollte, sagt Ursula Pielen, Leiterin der Hauptschule Zülpich. Auch ein intensives Gespräch im Beisein der Eltern habe ihn nicht von seinen rassistischen Gedanken abbringen können.

Als er am nächsten Tag mithilfe eines Desinfektionsmittels zunächst den Tisch, dann Stuhl gereinigt habe und sich erst dann hingesetzt habe, weil er meinte, sich an den Geflüchteten nicht mehr anstecken zu können, sei ihr der Geduldsfaden gerissen, erinnert sich Pielen. Die Schulleiterin drohte dem Jugendlichen mit Schulverweis. „Danach war es ok und er ist nie wieder auffällig geworden und glauben Sie mir, wir hatten ihn im Blick“, sagt Pielen.

Pate gesucht

Heute sei sie sicher, dass solche Vorkommnisse im Keim erstickt würden – aus der Schülerschaft heraus. Die Ereignisse rund um den Tod von George Floyd in den USA habe die mehr als 350 Hauptschüler nochmals für das Thema Rassismus sensibilisiert. Schließlich habe man sich in den Wochen vor dem Corona-Lockdown intensiv mit Respekt und Rassismus beschäftigt. Auf Initiative von Lehrerin Elina Harder-Paschek möchte die Schule aktiv gegen Diskriminierung und Rassismus eintreten – dieses Vorhaben verbindet bundesweit schon weit mehr als 3000 Schulen, die für ihr Engagement mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet wurden.

Bei der Schülerschaft und den Lehrerkollegen fiel Harder-Pascheks Vorhaben auf fruchtbaren Boden. Milena Schaffrath und Roberto Gärtner, beide Mitglied der Schülervertretung, griffen der Lehrerin tatkräftig unter die Arme. „Sie hatten ihre Abschlussarbeiten an der Backe und haben trotzdem nicht locker gelassen und immer wieder Werbung für das Projekt gemacht“, sagt Harder-Paschek zufrieden. Die Schüler ließen sich auch von der Corona-Krise nicht von ihrem Weg abbringen.

Es reicht nicht, nicht rassistisch zu sein

„Es reicht nicht mehr aus, nicht rassistisch zu sein. Man muss aktiv seine Stimme erheben, wenn man Zeuge von Rassismus wird“, sagt Schülersprecher Gärtner. Entsprechend habe er immer wieder seinen Mitschülern von dem Projekt berichtet und sie ermutigt auf der Liste zu unterschreiben und damit ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. „Mehr als 80 Prozent der Schüler und Lehrer haben unterschrieben“, sagt die Initiatorin.

Damit sei eine große Hürde genommen. Es fehle allerdings noch ein Pate oder eine Patin, damit die Schule auch die obligatorische Plakette „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ erhalte. Pate oder Patin müssen Personen aus dem öffentlichen Leben sein. „In unserem Fall sollen sich die Schüler mit ihr oder ihm identifizieren“, so Harder-Paschek.

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Schaffrath und Gärtner haben nach eigenen Angaben bereits mehr als 20 Prominente angeschrieben. „Oft haben wir noch nicht mal eine Absage erhalten, sondern einfach nichts gehört“, sagt Schaffrath enttäuscht. Aber sie wolle weiter suchen – obwohl sie nach den Ferien nicht mehr Teil der Schulgemeinschaft sei. „Wir alle nehmen das Projekt sehr ernst.

Wir sind hier fast wie eine Familie. Natürlich unterstütze ich meine alte Schule weiter“, sagt sie während sie Plakate von Mitschülern aufhängt. Alle haben eine klare Botschaft: an der Hauptschule Zülpich ist kein Platz für Rassismus. Die jüngsten Plakate haben die Schüler der 6b gemalt. „Unser Projekt ist keine Auszeichnung, sondern eine Selbstverpflichtung“, so Schulleiterin Pielen.

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