Leverkusener KultkneipeJahrelanger Chef des „Notenschlüssels“ ist tot

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Mit Bart und Herz: Walter Försteling und Hannelore Israel vor dem „Notenschlüssel“.

Mit Bart und Herz: Walter Försteling und Hannelore Israel vor dem „Notenschlüssel“.

Leverkusen – Er war nicht nur Kneipenbetreiber – oder besser gesagt: kultiger Betreiber eines Kultladens. Nein: Er war auch eine der wichtigsten Persönlichkeiten in Leverkusen, wenn es um die Förderung der Musik ging. Jetzt ist Walter Försteling, der Mann mit dem dichten Bart, tot. Der ehemalige Besitzer des Wiesdorfer „Notenschlüssel“ starb nach schwerer Krankheit in Hitdorf. Er wurde 86 Jahre alt.

Dass es ihn einmal nach Leverkusen verschlagen würde, war lange Zeit seines Lebens nicht abzusehen: Geboren in Magedburg, wuchs Försteling in Neumünster auf und kam ziemlich herum. „Er war überall zuhause und jahrelang viel im Ausland unterwegs“, sagt Hannelore Israel, die ihn Mitte der 80er Jahre als vierte Ehefrau geheiratet hatte und bis zum Ende bei ihm blieb. Försteling habe Bergbau studiert, sich dem Hoch-, Tief- und Talsperrenbau gewidmet. Dann aber sei ihm gemeinsam mit ihr die Idee gekommen, eine Kneipe aufzumachen, um sesshaft zu werden und etwas Gemeinsames zu haben.

Das Paar suchte – und wurde in Leverkusen fündig. „Am 3. Juli 1986 haben wir den „Notenschlüssel“ eröffnet“, erinnert sich Israel. Der Namen orientierte sich an der gleich gegenüber liegenden Musikschule. „Wir dachten uns: Musik verbindet.“ Und so war es dann auch.

Anfangs ein „Mauseloch“

Anfangs noch ein laut Israel „Mauseloch“, wandelte sich das Image des Ladens nicht zuletzt durch das Engagement und die herzliche Art Walter Förstelings. Nach und nach wurde der „Notenschlüssel“zum Anlaufpunkt für den Musiknachwuchs von der anderen Straßenseite. „Als ich 1989 mit meiner ersten Rockband in der Musikschule begonnen habe“, erinnert sich Gitarrenlehrer Stefan Seehausen, der bis zuletzt „immer wieder mal gemeinsam mit Walter“ Musik machte, „sind wir abends ständig zu ihm rübergegangen. Und er hat uns sofort angeboten, bei ihm aufzutreten.“ Letztlich hätten viele Musikgruppen dort ihre ersten Konzerte vor richtigem Publikum gegeben. Garlic Stench, Crazy Freilach, Afinar Es Cobarde, die Big Band Blow Shop – sie alle besitzen ihre „Notenschlüssel-Försteling“-Geschichte. „Er hat alle stets willkommen geheißen“, sagt Blow-Shop-Chef Johannes Lemke.

Sogar die große US-amerikanische Klezmer-Sängerin Jeanne Rabin aus New York erfuhr diese Gastfreundschaft: Sie war einst nach Leverkusen gereist, um mit einem Gershwin-Programm bei den Jazztagen aufzutreten – und landete im „Notenschlüssel“. „Sie kam mit einem neuen Ballkleid und hatte anfangs so ihre Zweifel“, erinnert sich Musikschulleiter Jürgen Ohrem. „Hinterher aber sprach sie von einem der schönsten Konzerte ihrer Karriere.“

2012 gab Walter Försteling aus gesundheitlichen Gründen den „Notenschlüssel“ ab. Sein Erbe bleibt. Er wird am Dienstag, 8. September, um 14 Uhr im Trostwald Odenthal beigesetzt.

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