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„Sowas passiert halt mal in Opladen“27-Jähriger wegen versuchter Nötigung verurteilt

Lesezeit 3 Minuten
Amtsgericht Leverkusen Opladen Archiv1

Im Opladener Amtsgericht (Archivbild)

Leverkusen – Körperverletzung, versuchte Nötigung und Sachbeschädigung, so lauteten die Anklagepunkte gegen den in Rheindorf lebenden türkischen Staatsangehörigen Akkan K. in mehreren Fällen. Über mehrere Stunden wurden neun Zeugen im Amtsgericht in Opladen verhört, um die drei relevanten Ereignisse zu rekonstruieren, die allesamt unter Alkoholeinfluss stattgefunden hatten.

Am 5. März dieses Jahres soll der Angeklagte sich mit seiner Partnerin Melanie G. gestritten haben. Er hielt sie fest, als sie sich der Situation entziehen wollte, sodass ihre Jacke riss. Zwei Zeuginnen wollten die junge Frau aus dem Streit retten. K. hingegen versuchte, seine Freundin davon zu überzeugen, seine Nummer endgültig zu löschen – und stahl schließlich ihr Handy, dass er ihr zuvor geschenkt hatte.

Am 6. Mai, zwei Monate später, wiederholte sich ein ähnlicher Vorfall, nur diesmal mit Akkan K.s neuer Partnerin Bea W. Als diese im Streit in den Bus steigen wollte, hielt er sie an der Handtasche fest und zerriss diese. Sowohl die Geschädigte als auch eine gemeinsame Freundin trugen leichte Verletzungen davon. Erneut entwendete der Angeklagte das Handy, gab es W. jedoch am nächsten Tag über den Briefkasten zurück.

In Handgemenge verstrickt

Am 4. August 2019, vor knapp anderthalb Jahren, war Akkan K. ebenfalls in ein alkoholisiertes Handgemenge verwickelt. Eine Freundin, die mit ihm unterwegs war, wurde von zwei anderen Frauen in Opladen auf der Straße beleidigt. Akkan K. habe sich dazwischen stellen wollen, erzählt er. Doch die zwei Männer, die die Frauen in der Nacht begleiteten, seien ihm zu nah gekommen. Er stieß André S. gegen eine Scheibe und erteilte Kevin S. eine Ohrfeige.

Es sind „alles so merkwürdige Situationen“, wie es der Amtsrichter am Mittwoch passend ausdrückt. Akkan K. erzählt bei der Verhandlung alles frei heraus und ist erstaunlich gesprächig. Der 27-Jährige bezahlt monatlich Schulden ab, darunter auch Strafen von vorangegangenen Verurteilungen. Ihm zugute kommt, dass er als Produktionsmitarbeiter und zukünftiger Maschinenführer in der Pharmaindustrie arbeitet, sodass K.s Verteidiger ihm attestiert, er sei „auf einem guten Weg“.

Der erste Fall, der Streit mit der Freundin Melanie G., wird schnell geklärt, als G. selbst als Zeugin aussagt. Die beiden seien wieder zusammen, K. habe ihr das Handy am nächsten Tag zurückgegeben, seine Mutter habe ihre Jacke genäht. Beide sind sich einig, dass „solche Streitereien mal vorkommen“ – problematisch sei es nur, dass sie sich in der Öffentlichkeit ereignet hätten.

Sehr aggressives Auftreten

Die zwischenzeitliche Partnerin, Bea W., gibt als Zeugin an, Angst vor Akkan K. zu haben – was dieser umgekehrt zuvor von ihr gesagt hatte. Wie im ersten Fall kommentiert K.s Verteidiger, dass der Angeklagte das Handy nicht wirklich habe stehlen wollen. Auch der Richter sieht hier „eine überschüssige Handlung ohne großen Sinn“.

Im Falle des Gemenges in Opladen äußert Zeuge André S., alle seien im Tumult beteiligt gewesen. Auch Kevin S. entlastet K. – einen wirklich schädigenden Schlag aufs Ohr erhielt er von einem bisher Unbekannten. Eine weitere Zeugin bezeichnet Akkan K.s Auftreten in dieser Nacht als „sehr aggressiv“ und handgreiflich, bemerkt allerdings: „Sowas passiert halt mal in Opladen.“

Der Angeklagte sagt, er bereue seine Fehler – er wolle nicht mehr rausgehen und trinken, nur noch seine Frau lieben und des Weiteren eine Familie planen. Auch das Schöffengericht äußert die Hoffnung, dass K.s wiederholte impulsive Ausbrüche ein Ende fänden und er nicht mehr vor Gericht lande. Akkan K. wird für versuchte Nötigung in Tateinheit mit Körperverletzung und Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt.