Leverkusener KunstnachtKünstler setzen im Bunker ein Ausrufezeichen
Lesezeit 3 Minuten
Jo Seibt und Michael Golz vor dessen „Linealen“ und Maßstäben.
Copyright: Britta Berg
ANZEIGE
ANZEIGE
Vor 214 Tagen endete die bislang letzte Ausstellung in der Galerie der Künstlerbunkers.
Danach kam die Corona-Pandemie und das Ende öffentlicher Veranstaltungen.
In der Kunstnacht zeigen die Kreativen, woransie während der Monate des Lockdowns arbeiteten.
Leverkusen – Diese Ausstellung heißt „214 Tage“. Und man braucht nicht allzu viel Fantasie, um zu wissen, was die Akteurinnen und Akteure damit meinen: Wenn am Freitag, 9. Oktober, die Kunstnacht anbricht, dann liegt die bislang letzte Ausstellung der Künstlerinnen und Künstler aus dem Opladener Bunker genau 214 Tage zurück.
„Und jetzt wollen wir ein Zeichen setzen. Wollen zeigen, dass wir in der Zeit des Lockdowns nicht untätig geblieben sind“, sagt Harry Plein als einer der kreativen Köpfe von der Karlstraße.
Fast alle beteiligten sich
Darum habe bis auf wenige Ausnahmen fast jedes Mitglied des Vereins Bunker Karlstraße ein paar jener Arbeiten zu dieser außergewöhnlichen Schau beigesteuert, die er oder sie in den vergangenen Monaten malte, formte, erstellte. Das Ergebnis ist mehr als ein Lebenszeichen. Es ist vielmehr ein Statement, ein Ausrufezeichen der Marke: „Seht her! Wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Eines, das für alle Kreativen gilt, die durch die Pandemie gebeutelt waren und sind.
Die gezeigten Arbeiten sind dabei so vielfältig wie die Stile der beteiligten Künstlerinnen und Künstler. Manche haben mit Corona zu tun. Andere – etwa die bunten, großformatigen und teilweise mit Graffiti-Elementen spielenden Bilder Britta Reinhardts oder die an Tischlerarbeiten erinnernden Holzskulpturen Christoph Lungwitz’ – wiederum überhaupt nicht. Gleichwohl überzeugen sie alle. Peter Kaczmarek etwa fingiert einen Briefwechsel zwischen ihm als in Opladen festsitzenden Künstler und Freunden in aller Welt, die sich subtil, mal offen über die zahlreichen Begleiterscheinungen der Pandemie lustig machen.
Porträts mit Maske
Anna Matzek malte Porträts von sich, ihrer Mutter und ihrer Tante – die Gesichter sind jedoch hinter riesigen Theatermasken verborgen. Michael Golz bearbeitete und verfremdete Maßbänder und Maßstäbe aus Holz, um zu zeigen, wie sehr sich in Krisenzeiten wie jetzt Normen und Werte und – eben – Maßstäbe verschieben. Rolf Wetter ist mit „Goyas Kutsche – abschüssig ist des Lebens Bahn“ eine wunderbar, gesellschaftlich aktuelle Collage gelungen.
Bei Peter Kaczmarek ist alles in Butter.
Copyright: Britta Berg
Harry Plein spielt mit zarten Radierungen, die zwischen Schwarz und Grau changieren und mitunter auch Gesichter verbergen und in Unklaren lassen – eine Anspielung auf die jede Gestik verhindernden Mund- und Nasenschutz-Masken. Und Christine Kamps sammelte Stichwörter der Corona-Krise auf eine Papierrolle, die sie wie ein zum Pamphlet gewordenes Tagebuch ausbreitet.
„214 Tage“ wird am Abend der Leverkusener Kunstnacht eröffnet (Freitag, 9. Oktober) und ist bis zum 17. Oktober in der Galerie auf Anfrage (Kontakt im Internet) zu sehen. Die Ateliers der Bunkerkünstlerinnen und -künstler bleiben während der Kunstnacht geschlossen. In mehreren Schichten werden die Beteiligten die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung führen.