Leverkusener WellpappenwerkWenigstens nachts soll bei Gierlichs Ruhe herrschen

Das Wellpappenwerk Gierlichs liegt inzwischen mitten in einem Wohngebiet. Das schafft Probleme.
Copyright: Ralf Krieger
Leverkusen – Im Frühjahr werden sich die Politiker noch einmal mit den Problemen im Umfeld des Wellpappenwerks Gierlichs befassen. Im Herbst hatte die dafür zuständige Bezirksvertretung II die Stadtverwaltung mit einer Verkehrszählung beauftragt. Zuvor hatten Anwohner über die vielen Lastwagen auf der Maurinusstraße geklagt. Mit einem Bürgerantrage wollen sie erreichen, dass wenigstens nachts Ruhe einkehrt in der Quettinger Wohnstraße: Zwischen 22 und 6 Uhr soll es ein Durchfahrtsverbot für Lkw geben.
Ob es aber dazu kommt, ist ungewiss. Zwar hat das Straßenverkehrsamt die Lastwagen nun zählen lassen. Welche Konsequenzen das hat, wurde aber noch nicht mitgeteilt. Vorigen März hatte das Wellpappenwerk Gierlichs seine Erweiterungspläne öffentlich gemacht. Aus Platzmangel will das alteingesessene Unternehmen vor allem seine Lagerkapazitäten gehörig erweitern. Dazu soll ein Hochregallager errichtet werden. Es überragt die Wohnhäuser in der Nachbarschaft sehr deutlich. Dieser Effekt sollte dadurch optisch gemildert werden, dass möglichst viel Abstand zwischen dem Lager und den Nachbarn herrschen sollte.
Die Höhe ist nicht das Problem
Wie sich herausstellen sollte, machen die architektonischen Effekte den Anwohnern gar nicht mal so viel Kummer. Es geht ihnen um den Verkehr. Zu Gierlichs Bauantrag gehören Berechnungen, wie viele zusätzliche An- und Abfahrten von Lastwagen aus der Erweiterung des Lagers resultieren: Im Schnitt soll es nach der Inbetriebnahme nicht mehr je 52, sondern 78 An- und Abfahrten pro Tag geben.
Dabei ist der jetzige Verkehr den Nachbarn schon viel zu viel. Von den Politikern wurde das aber nicht thematisiert. In den einschlägigen Ausschüssen wurden die Pläne von Gierlichs zunächst gelobt. Irgendwelche Einwände gab es nicht, obwohl das Unternehmen selbst darauf hingewiesen hatte, dass die Erweiterung an seinem Quettinger Standort Nachteile habe – aber die Suche nach einem neuen Firmengrundstück irgendwo in der Stadt sei leider ergebnislos verlaufen. Dann fiel wegen der Corona-Pandemie die in solchen Fällen sonst übliche Einwohner-Versammlung aus und so für die Betroffenen die Gelegenheit weg, ihre Bedenken gegenüber der Stadtverwaltung zu formulieren. Also organisierten sie eine Unterschriften-Sammlung.
Mit 661 Unterschriften zum OB
Petra Hoffmann und Alfons Teuber, die in der Quettinger Maurinusstraße wohnen, sowie Horst Richerzhagen machten die Leute im Viertel auf die Pläne aufmerksam – und erfuhren nach eigener Aussage überraschend viel Unterstützung für ihre Kritik. Mit 72 Listen, auf denen 661 Nachbarn des Wellpappenwerks gegen die Erweiterung unterschrieben hatten, besuchten die Bürger Mitte Juli den Oberbürgermeister im Rathaus.
Das könnte Sie auch interessieren:
Außerdem formulierten die Initiatoren der Unterschriften-Aktion einen Bürgerantrag. In dem fordern sie das nächtliche Durchfahrverbot für Lkw in der Maurinusstraße. Denn auch jetzt schon sei die Situation nur noch schwer zu ertragen: Ab 3, 4 Uhr werde Gierlichs angefahren. Der Lieferverkehr raube den Anwohnern den Schlaf – und das schon vor der geplanten Erweiterung des Werks. Immerhin gab es den politischen Auftrag für die Verkehrserzählung.