Wichtiges ReliktArbeitskreis bietet Führungen durch Bergneustäder Eiskeller an

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Auch heute noch ist es – besonders an heißen Sommertagen – angenehm kühl in Bergneustadts „Eiskeller am Heinzelmännchen“.

Auch heute noch ist es – besonders an heißen Sommertagen – angenehm kühl in Bergneustadts „Eiskeller am Heinzelmännchen“.

Bergneustadt – Er ist ein wichtiges Relikt der Bergneustädter Geschichte: der Eiskeller am Heinzelmännchen. Einst wurden dort bei einer konstanten Temperatur von sieben Grad Eisblöcke aufbewahrt, um sie an Haushalte und Wirtschaften zu verteilen.

Das Eis wurde im Winter aus dem Oehler Teich gesägt. Der Zugang zum Eiskeller erfolgte damals durch den Keller des Hauses an der Wilhelmstraße 1, im Volksmund „Mausefalle“ genannt. In den 1960er Jahren wurde er bei Kanalarbeiten verschlossen. 1937 wurde der Eiskeller durch den Reichsarbeitsdienst zum Luftschutzbunker umfunktioniert.

Seit 2012 können Geschichtsinteressierte den Eiskeller bei Führungen besichtigen. Erstmals seit der Corona-Pandemie stand Horst Jaeger vom historischen Arbeitskreis im Heimatverein „Feste Neustadt“ nun im Kreise von zehn Besuchern und erzählte, wie er als Kind im Grundschulalter Schutz in diesem Bunker suchte. Dabei ist ihm ein Datum ganz besonders im Gedächtnis geblieben.

Eiskeller in Bergneustadt: Ausharren im Bunker

Am 20. März 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, begannen gegen 17 Uhr Flieger das städtische Krankenhaus am Ende der Steinstraße, in dem 20 Wöchnerinnen mit ihren Babys und mehr als 100 verwundete Soldaten untergebracht waren, zu bombardieren. „Hier brach die Hölle los. Die Menschen schrien. Die, die sich aus dem Krankenhaus retten konnten, suchten zum Teil schwer verletzt im Bunker Schutz, wo sie versorgt werden konnten“, schildert Jaeger.

„Aber es war nicht für alle Platz, einige mussten weiter zur Volksschule, in der es eine Station des Roten Kreuzes gab. 35 Tote hatten wir damals zu beklagen.“ In den Jahren 1943, 44 und 45 musste er mehrmals in den Keller.

Auch von seiner Kindheit im Zweiten Weltkrieg erzählt Horst Jaeger.

Auch von seiner Kindheit im Zweiten Weltkrieg erzählt Horst Jaeger.

Im Zuge des Umbaus zum Luftschutzbunker wurde 1937 der heutige Eingang in den Felsen gesprengt. „Wenn die ,Mausefalle’ bombardiert worden wäre, hätte niemand den Luftschutzbunker verlassen können. So musste ein zweiter Ausgang geschaffen werden.“ Jaeger zeigt auf eine Stelle im hinteren der zwei Räume: „Ich saß oft in dieser Ecke hinten links neben dem Durchgang auf meinem Spielzeugkoffer.“

Führungen finden seit 2012 statt

Nach Ende des Krieges wurde der Eiskeller nicht mehr benutzt und geriet in Vergessenheit. Anfang der 2000er Jahre war es der Wunsch des Historischen Arbeitskreises, den Eiskeller einmal zu betreten. Aber die Familie Hausmann, der das Grundstück und der Eiskeller gehörte, habe abgelehnt, sagt Jaeger.

Es sei zu gefährlich, da im Keller Kisten mit Munition und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg gelagert worden seien. Doch auch als das Munitionslager entfernt worden war, durfte niemand die unterirdischen Räume betreten.

Erst 2011 sollte der Arbeitskreis Glück haben: Karola Hausmann überließ dem Heimatverein den Eiskeller und die dazugehörigen Grundstücke, und der Arbeitskreis machte sich daran, diesen zugänglich zu machen. In mühevoller Arbeit wurde der Schlamm aus dem Keller entfernt, die Helfer brachten zusätzliche Stufen an und installierten eine Beleuchtung. Seit 2012 finden Führungen statt. Die nächsten Termine sind im Internet zu finden.

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Um seinen Zuhörerinnen und Zuhörern zu verdeutlichen, wie beklemmend die Bombennächte waren, macht Jaeger das Licht aus. Lediglich zwei kleine Kerzen brennen noch. So habe man oft mehrere Stunden ausharren müssen, sagt der Bergneustädter. Als das Licht wieder angeht, sind alle froh.

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