Was Muslimen wichtig istProjekt in Bergneustadt klärt über Islam auf

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Die Projektpartner von Moscheegemeinde, Caritas und Sozialstiftung begrüßten als Referentin Reyhan Akgün in Bergneustadt.

Die Projektpartner von Moscheegemeinde, Caritas und Sozialstiftung begrüßten als Referentin Reyhan Akgün in Bergneustadt.

Bergneustadt – Der öffentliche Muezzin-Ruf zum Gebet, der Bau von Minarett-Türmen – irgendwo im Land ist der Islam immer Thema einer kontroversen Debatte. Zuletzt auch indirekt wieder in Bergneustadt, wo die Diskussion um einen möglichen Neubau der Moschee in einen offenen Streit mit wüsten Beleidigungen eskalierte. Und das ausgerechnet zu der Zeit, in denen die verschiedenen Glaubensgemeinschaften in der Feste an einem besseren Miteinander arbeiten.

Die jüngsten Vorkommnisse waren kein Thema, als sich im Rahmen des interreligiösen Projekts „Weißt Du, wer ich bin?“ die muslimische Gemeinde mit dem Islam am Dienstagabend im Krawinkelsaal vorstellte – und bei einigen Besuchern für neue Erkenntnisse sorgte.

Erläuterung der Grundsätze des Islams

Wie schon bei den beiden vorangegangenen Vortragsabenden zum Judentum und Christentum übernahm auch diesmal ein Experte bzw. eine Expertin die Vorstellung der Religion. Ibrahim Usta von der Moscheegemeinde begrüßte Reyhan Akgün, Religionsbeauftragte der Zentralmoschee in Köln-Chorweiler, und Rafet Öztürk, Referent für Interreligiösen Dialog bei der Türkisch-Islamischen Union Ditib. Sie waren nach Bergneustadt gekommen, um den knapp 50 Zuhörern die Grundsätze ihrer Religion etwas näher zu bringen.

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So berichtete Akgün unter anderem von den fünf Säulen des Islams, also den wichtigsten Regeln für einen Moslem. Neben Glaubensbekenntnis, Gebet und Fasten ist ein Grundsatz der sogenannten Zakat: Diese soziale Pflichtabgabe schreibt gut gestellten Muslimen vor, einmal im Jahr ein Vierzigstel ihres Besitzes und Geldes an bedürftige Mitgläubige zu spenden. Auch die Pilgerfahrt nach Mekka, mindestens einmal im Leben, ist Muslimen eine Pflicht.

„Wie ist die Stellung der Frau im Islam?“

Gemeinsam mit Öztürk beantwortete Akgün Fragen aus dem Publikum – und die gab es reichlich. „Wie ist die Stellung der Frau im Islam?“, wollte eine Zuhörerin wissen. „Besonders“ und „wertvoll“ antworteten die Referenten: Dir Frau sei dem Mann im Islam gleichgestellt. „Dass es viele Frauenrechte im Islam gibt, wissen viele Menschen leider nicht“, sagte Akgün. Ein Besucher wunderte sich um den zuvor beschriebenen Glauben an die Vorherbestimmung aller Geschehnisse. Öztürk: „Das ist ein Dilemma in der islamischen Theologie. Denn natürlich kommt die Frage auf, warum Allah auch schlechte Dinge zulässt.“

Ein anderer Zuhörer freute sich, dass er als Christ ja ziemlich sicher auf einen Platz im Himmel hoffen darf: „Aber welche Sicherheit haben Muslime ins Paradies zu kommen?“ Öztürk lachte: „Sie sind in diesem Punkt auf der besseren Seite.“ Eine Gewissheit hätten Muslime nicht. Nur wenn sie mit allen Geschöpfen Gottes im Einklang lebten, dürften sie auf das Paradies hoffen.

Plädoyer für gegenseitige Toleranz

Und was ist mit der Meinungsfreiheit im Islam? Öztürk räumte ein, dass diese leider in viele muslimischen Ländern nicht existiere. Zum Abschluss plädierte er für gegenseitige Toleranz: „Ich glaube, dass man Gemeinsamkeiten immer hervorheben kann, ohne die Unterschiede zu ignorieren.“

Mit dem letzten Vortragsabend neigt sich das Projekt „Weißt Du, wer ich bin?“ nun dem Ende zu. Noch bis einschließlich Samstag hat die dazugehörige Religionen-Ausstellung im „Kulturmixx“ an der Kölner Straße geöffnet. Die Initiatoren von Caritas, Christusforum, Moscheegemeinde und Sozialstiftung Oberberg sprechen von einem Erfolg. Reinhard Lorenz von der Sozialstiftung sagte: „Ich habe viele liebenswerte Menschen kennengelernt, die ich sonst nicht getroffen hätte.“ In Bergneustadt will man darauf aufbauen.

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