PremiereBergneustädter Losemund-Theater spielt Gefängnis-Komödie

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Ein junger Mann in Rocker-Kluft und bedrohlicher Pose steht vor einem älteren Paar.

Seltsames Personal (Vincent Neumann) hat das Altenheim, in dem Irmgard (Katharina Korth) und Hermann (Gerd Lange) gelandet sind.

Gibt es einen Unterschied zwischen Knast und Seniorenheim? Diese Frage beantwortet das Losemund-Theater im aktuellen Stück mit viel Humor.

Die Tristesse des Bühnenbilds ist perfekt: viel Grau, vier Türen mit großen Schlüssellöchern und martialischen Riegeln, die Wände kahl. „Spartanisch“ nennt es die Rentnerin Irmgard Krause, eine Hauptfigur der Komödie „Residenz Schloss und Riegel“ der jungen Mainzer Autorin Winnie Abel. Kein Wunder, denn Irmgard und ihr Mann Hermann sind nach einer Reihe unglücklicher Verkettungen im Knast gelandet und nicht, wie sie erst einmal glauben, im Seniorenheim.

Was die beiden dann, umgeben von einer harschen Schließerin, einem coolen Gangster, seinem jammernden Mithäftling und einem aggressiven Schläger erleben, das zeigen derzeit die Senioren- und die Jugendgruppe des Losemund-Theaters unter Regie von Martin Schmitz in der „Kleinen Bühne“ in Bergneustadt.

Bergneustädter Darsteller spielen bravourös

Die acht Rollen des Stücks scheinen den Darstellerinnen und Darstellern auf den Leib geschrieben. Edith Nahar spielt die einsitzende Finanzbetrügerin Marlene von Heinrichs als Grande Dame mit snobistischer Attitüde, dass es eine Freude ist. Die Justizvollzugsbeamtin mit dem Kommandoton stellt Doris Matthies mit stets unfreundlicher Miene dar, Keanu Buschbacher balanciert als Leiter des Gefängnisses und zudem noch Neffe des Seniorenpaars ständig am Rand eines Nervenzusammenbruchs.

Schnippisch gibt Katharina Korth die Rentnerin Irmgard Krause, fordert einen „Bunten Abend“ und Spaziergänge und echauffiert sich über Toiletten ohne Türen und das nächtliche Einschließen. „Das ist alles zur Sicherheit“, bekommt sie zur Antwort – und fügt sich in ihr Schicksal. Denn für sie scheinen die Unterschiede zwischen Seniorenheim und Gefängnis gar nicht mal so groß zu sein. Leicht tüddelig dagegen ihr Mann Hermann, dargestellt von Gerd Lange, der seine Umgebung kaum wahrnimmt und meist in ein Kreuzworträtsel vertieft ist.

Hilfe bekommen die beiden von „Bad Boy Jerome“, einem Ganoven mit Bling-Bling-Kette um und Stacheldraht-Tattoo auf dem Hals. Dessen Verwandlung vom großmäuligen Gangster zum hilfsbereiten Pfleger bringt Julien Buschbacher überzeugend und vor allem sehr sympathisch auf die Bühne.

Das amüsante Stück mit den zahlreichen Verwechslungen und Verwicklungen wird nie peinlich. Es ist vor allem deshalb sehenswert, weil es ernste Themen wie Älterwerden, Resozialisierung und Justizfehler spielerisch verpackt und mit Humor und Leichtigkeit serviert.


Termine

Weitere Aufführungen sind am Samstag, 11. November, 20 Uhr, und Sonntag, 12. November, 18 Uhr, sowie am 18., 19., 25. und 26. November. Kartenreservierung unter vorbestellungen@losemund.de

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