Zusätzlich zur Europameisterschaft nimmt die 20-Jährige in diesem Monat auch am WM-Lauf in Belgien teil.
Ab in die WelleBergneustädterin Claire Hartung (20) will EM-Titel im Jetski verteidigen

„Die Grundbewegung des Wassers ist unvorstellbar“, sagt Claire Hartung über die gigantischen Wellen, die der Atlantik bei Nazaŕe an die Küste Portugals wirft.
Copyright: Claire Hartung
Wenn die Gewässer allmählich wärmer werden, beginnt die Saison für Claire Hartung. Zwar trainiert die Bergneustädterin als amtierende Europameisterin im Jetski Freestyle auch in der kalten Zeit, doch die Titel und Pokale auf dem Wasser werden regelmäßig im Sommer vergeben. Im Juli ist die 20-Jährige praktisch ohne Pause auf Achse.
Für Samstag, 12. Juli, sollten die Oberberger ihr jedenfalls fest die Daumen drücken, dann startet Hartung zur Verteidigung ihres EM-Titels in Saint-Hélène-sur-Isère, am Rande der französischen Alpen zwischen Lyon und Genf. Das Kräftemessen mit Europas besten Freestylern auf einem herrlich gelegenen See mit Berg-Panorama steht für die Oberbergerin auf der Prioritätenliste ganz oben.

Zusammen mit ihrem Vater Marc Sickerling (l.) traf Claire Hartung in Portugal auf Freerider Abraham Hochstrasser.
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Und nach ihrem Vorjahreserfolg auf der Londoner Themse reist Hartung auch mit viel Ehrgeiz und Titelambitionen an. „Ich werde eine ganz andere Kür zeigen als 2024, mit vielen neuen Tricks, die den Schwierigkeitsgrad insgesamt erhöhen“, verrät die Europameisterin über die Strategie, die sie den Winter über ausgetüftelt hat.
Bergneustädterin ist für die Weltmeisterschaft qualifiziert
Wie auch immer es in Frankreich ausgeht: Durch den Titelgewinn 2024 ist die 20-Jährige automatisch für die Weltmeisterschaft in diesem Jahr qualifiziert. Für Claire Hartung hätte die Zulassung normalerweise nur theoretische Bedeutung – der Wettkampf der Weltbesten wird gewöhnlich in drei Läufen in Thailand, Japan und den USA ausgetragen. „Das wäre mir zu aufwendig. Schließlich müsste nicht nur ich irgendwie zu den Wettkämpfen kommen, auch meinen Jet Ski müssten wir transportieren. Das ist nicht nur teuer, sondern auch mit wahnsinnig vielen Vorschriften verbunden.“

An ihrer neuen Kür hat die amtierende Europameisterin im Jetski Freestyle vor allem in Holland gefeilt.
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Großes Glück für Hartung: Ausgerechnet diesmal sparen die Organisatoren des „Waterjet World Grand Prix“ die Vereinigten Staaten aus, stattdessen werden die Seen von Eau d'Heure in Belgien ab dem 24. Juli zum Stopp der Welttour. „Darauf freue ich mich natürlich sehr. Die Atmosphäre bei einer WM ist sicher schon ganz besonders“, ist Hartung voller Vorfreude.
Starke Konkurrenz für die Bergneustädterin kommt aus England
Während die Duelle auf Kontinental- und Weltebene mit viel Tradition aufwarten, schiebt sich in diesem Sommer zeitlich zwischen EM und WM ein neues Format, das ebenfalls in Eau d'Heure ausgetragen wird, und das wie maßgeschneidert für die Bergneustädterin erscheint: die Europameisterschaft für sogenannte Vintage-Skis, also die Wasserfahrzeuge, die zwischen den Achtzigern und den Nullerjahren die Fabriken verlassen haben. Bei diesem Wettkampf erwartet Hartung vor allem aus England starke Konkurrenz, darunter ihren Hauptgegner von der vergangenen EM in London.

Im vergangenen Jahr holte Claire Hartung aus Bergneustadt bei den Europameisterschaften im Jetski Freeride in London den Titel.
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Wer mitgezählt hat, kommt nun noch auf ein freies Juli-Wochenende, nämlich gleich das erste. Denkste. Am Sonntag, 6. Juli, ist Claire Hartung zusammen mit ihrem Vater und sechsfachen Jetski-Weltmeister Marc Sickerling in Bad Essen zu sehen. Nahe Osnabrück geht es ausnahmsweise einmal nicht um Titel, dafür aber um die große Show.
Das Vater-Tochter-Duo gestaltet mit seinen Kunststücken das Rahmenprogramm des Bad Essener Hafenfestes inklusive Drachenboot-Rennen, zu dem rund 3000 Zuschauer erwartet werden. „Wir werden abwechselnd aufs Wasser fahren, wobei Papa vor allem Sprünge zeigen wird und ich eher die Old School-Tricks“, verrät Hartung.
Ich werde eine ganz andere Kür zeigen als 2024, mit vielen neuen Tricks, die den Schwierigkeitsgrad insgesamt erhöhen.
Apropos Papa: Anfang des Jahres erfüllten sich Claire Hartung und Marc Sickerling in Portugal gemeinsam einen Traum und stachen am Surfer-Hotspot Nazaré gemeinsam mit Abraham Hochstrasser, einem der weltbesten Freerider, in See. Der vorgeschobene Küstenabschnitt nördlich von Lissabon ist bekannt für die größten Wellen der Welt, hier trifft der Nordatlantik ungebremst auf einen 5000 Meter tiefen Unterwassercanyon, der direkt vor der Küste endet. Schon von Land aus seien die bis zu 25 Meter hohen Wellen ein wahnsinnig beeindruckendes Naturspektakel, berichtet Claire Hartung.
Aber auf einem Jetski stehend zwischen den Wellen auf der Wasserseite sei die Erfahrung noch einmal viel imposanter. „Allein die Grundbewegung des Wassers ist unvorstellbar und die gigantischen Wellen vom Wasser aus brechen zu sehen, war atemberaubend“, erinnert sich die Oberbergerin an Momente, die sie wahrscheinlich niemals vergessen wird.