Ein Flirt mit dem PublikumAdrienne Haan und die Big Band begeistern die Zuhörer

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Fesche Lola: Adrienne Haan und die brillante Luxemburger Big Band nahmen das Publikum mit auf eine Reise durch das wilde Berliner Nachtleben der 1920er Jahre.

Fesche Lola: Adrienne Haan und die brillante Luxemburger Big Band nahmen das Publikum mit auf eine Reise durch das wilde Berliner Nachtleben der 1920er Jahre.

Bergneustadt – Der Kontrast konnte nicht größer sein: Wer Dunkelheit und Nieselregen und die gründlichen Kontrollen der Impfnachweise hinter sich gebracht hatte, den entführte Adrienne Haan im Krawinkelsaal einen hinreißenden Abend lang in die Welt des Glanz und Glamour der 20er und 30er Jahre.

Das Publikum lässt sich mitreissen

Unter dem Titel „Metropolis Berlin“ swingten die international renommierte Sängerin und die Big Band des Großherzogtums Luxemburg mit dem Publikum durch das „Goldene Zeitalter“ zwischen den Weltkriegen mit Stücken wie „Blue Skies“ von Irving Berlin oder „Night and Day“ von Cole Porter.

Haan tanzt, flirtet, spielt mit dem Publikum, das sich nach anfänglichem Zögern mitreißen lässt von dem musikalischen Feuerwerk auf der Bühne. Mit knappen Worten umreißt Adrienne Haan das Spannungsfeld einer Zeit zwischen Abdankung des Kaisers und Vormarsch der Nazis, geprägt von Inflation und einer Frauenbewegung, die frech und frivol an den Festen einer rigiden Sexualmoral rüttelt. Nährboden für ein überschäumendes Lebensgefühl, das in künstlerischen und musikalischen Höhepunkten gipfelt.

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Da interpretiert Haan Marlene Dietrich mit den Evergreens „Die fesche Lola“ und „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, nimmt das Publikum zusammen mit der brillanten Luxemburger Big Band mit auf eine Reise durch das wilde Berliner Nachtleben, durch Jazz und Charleston und den Klang von Evergreens der Andrew Sisters und Comedian Harmonists. Das Motto: Feiern, als gäbe es kein Morgen!

Für das Multitalent Adrienne Haan, zu Hause auf den Bühnen der Welt, ist Bergneustadt an diesem Abend ein Zwischenstopp zwischen Berlin, Köln und New York, eine Hommage an den Veranstalter des Abends, Axel Krieger, dessen Schauspielhaus sie liebevoll ihr „Wohnzimmer“ nennt, es war nicht ihr erster Auftritt in Bergneustadt.

Gut für die Zuschauer, dass Krieger für „Metropolis Berlin“ den größeren Rahmen des Krawinkelsaals gewählt hatte. Nach der Pause sprang dann der Funke richtig über.

Swing-Musik trotzte der völkischen Gleichmacherei

Die Sängerin präsentierte im roten Glitzerfummel die ganze Bandbreite ihres stimmlichen Repertoires: Ob beim jiddischen „Bei mir bistu schein“ oder beim englischen, „Sing, sing, sing“ – man glaubt die Swing Kids von 1939 vor sich zu sehen, wie sie tanzend zu einer als entartet diffamierten Musik der völkischen Gleichmacherei trotzten.

Zum Schluss singt und swingt ein begeistertes Publikum „Heute Nacht oder nie“, ehe sich die Deutsch-Luxemburgerin Adrienne Haan mit ihrer letzten Zugabe, dem Soldatenlied von Lili Marleen, gesungen in mehreren Sprachen, zu ihrem festen Glauben an die europäische Einigung bekennt, zu einem Weltbürgertum, das damals in dieser Musik vorausklang.

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