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Gefördert im LandeskaderSportschützin Vivienne Birkner aus Bergneustadt gilt als Nachwuchstalent

Lesezeit 4 Minuten
Vivienne Birkner zielt mit einer Sportpistole.

Die Begeisterung für das Sportschießen kam bei Vivienne Birkner als sie ihren Vater Andreas zum Training begleitete.

Sie ist erst zwölf Jahre alt, aber schon ein Profi: Sportschützin Vivienne Birkner aus Bergneustadt gehört dem Landeskader an.

„Wenn ich von meinem Training erzähle, verstehen viele in meiner Klasse nicht wirklich, wovon ich rede“, erzählt Vivienne Birkner. Die Zwölfjährige aus Bergneustadt kann das aber verstehen: „Es ist ein komplizierter Sport, den ich da mache.“ Dabei gibt es über sie und ihre sportlichen Erfolge sehr viel zu erzählen: Vivienne ist Sportschützin, sie trainiert seit vergangenem Jahr das Schießen mit der Luftpistole im Kleinkaliberverein Hunstig (KKV), sie ist Bezirksmeisterin und zeigt so viel Talent und Engagement, dass sie Ende 2022 in den Landeskader des Rheinischen Schützenbunds aufgenommen wurde.

Schießen braucht Verantwortungsbewusstsein, Konzentration und Ausgeglichenheit

Kompliziert an ihrem Sport findet Vivienne vor allem die Auswertung, bei der auf dem Computerausdruck detailliert die Anzahl der Ringe, die Teiler, Zehntel und Treffer auf der X- und Y-Achse aufgelistet sind. Der Sport seiner Tochter sei vor allem dann erklärungsbedürftig, wenn er im Gespräch mit anderen Eltern auf Vorurteile gegenüber dem Schießsport treffe, sagt Andreas Birkner, selbst Sportschütze und seit 2011 im KKV Hunstig aktiv. Den Müttern und Vätern erzählt er dann von den Fähigkeiten, die Vivienne bei ihrem Sport trainiere: Verantwortungsbewusstsein, Konzentration und Ausgeglichenheit.

„Die anderen Jugendlichen schießen auch, wenn sie Fortnite oder Counter Strike am PC spielen“, meint Vivienne. Dieses virtuelle Schießen hat sie zwar selbst ausprobiert, gefallen hat es ihr jedoch nicht: „Es geht einfach nicht, dass man auf Lebewesen zielt.“ Denn das sei selbstverständlich oberste Regel aller Sportschützinnen und Sportschützen.

Es geht einfach nicht, dass man auf Lebewesen zielt.
Vivienne mag keine Ballerspiele am PC

Den Spießsport lernte sie kennen, als sie ihren Vater vor vielen Jahren zu dessen Training begleitete. Weil ihr das gefiel, begann sie das Zielen mit dem Lichtpunktgewehr, einem Sportgerät, das gesetzlich als Spielzeug eingestuft und daher für Kinder zulässig ist. Junge Sportlerinnen und Sportler dürfen dann im Alter ab zehn Jahren mit einer Sondergenehmigung der Kreispolizeibehörde mit Druckluftwaffen trainieren. Bei Vivienne wurden dafür unter anderem ihre körperliche Gesundheit und geistige Reife, ihre Mitgliedschaft im Verein und dessen Voraussetzungen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unter die Lupe genommen.

Derzeit trainiert die junge Sportlerin möglichst zweimal in der Woche in Hunstig und nimmt monatlich an mindestens einem Lehrgang des Landeskaders teil. Diese Wochenenden findet sie toll: „Da lerne ich andere Jugendliche kennen, mit denen ich richtig gut über den Schießsport reden kann.“ Bei den Kaderlehrgängen werde aber nicht nur das Zielen trainiert: „Wir haben viel Spaß und machen Spiele, bei denen Teamarbeit und ein gutes Gedächtnis wichtig sind.“

In Viviennes Altersklasse gibt es nur 20 Plätze im Landeskader

Der Landeskader des Rheinischen Schützenbundes fördert Sportlerinnen und Sportler, die wie Vivienne erfolgreiche Platzierungen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen erwartet lassen. In Viviennes Altersklasse gibt es dafür im Landeskader 20 Plätze für junge Athletinnen und Athleten.

Derzeit wird für Vivienne von den Experten des Landeskaders ein speziell auf sie zugeschnittener Trainingsplan erarbeitet. Zuhause übt sie unter anderem mit einer mit Steinen gefüllten und 750 Gramm schweren Colaflasche. „Die wiegt so viel wie meine Luftpistole“, erzählt Vivienne. Die Flasche hält sie dann zum Beispiel am ausgestreckten Arm und zeichnet mit ihr eine Acht in der Luft – und zwar mal mit dem rechten, mal mit dem linken Arm. „Es werden immer beide Seiten trainiert, damit der Köper nicht schief wächst“, erklärt sie.

Mit dem Landeskader hat Vivienne jetzt am Ländervergleich der Kaderschützen in Kellinghusen in Schleswig-Holstein teilgenommen. „Das war aufregend, aber vor allem hat es richtig Spaß gemacht und ich habe einige neue Freunde gefunden“, erzählt die Zwölfjährige. Bei den zwei Wettkämpfen des Ländervergleichs gingen 32 Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwölf und dreizehn Jahren an den Start. Vivienne belegte bei der Gesamtwertung den 13. Platz und hat außerdem ihr Ergebnis der vergangenen Bezirksmeisterschaften über 148 Ringe um Längen verbessern können: In der vorgegebenen Schießzeit von 30 Minuten traf sie in Kellinghusen 165 von 200 möglichen Ringen.

Als Nächstes stehen bei der jungen Bergneustädterin die Landesverbandsmeisterschaften im Frühjahr an. Pläne hat die Zwölfjährige außerdem schon für ihr späteres Berufsleben: „Ich will an einer Grundschule unterrichten und gerne die coole Lehrerin sein.“

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