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Büfett-BußgeldBleibt zu viel auf dem Teller, wird in Oberberg teilweise eine Nachzahlung fällig

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Am „Mongo-Büfett“ hält der Gast Christian Blumenthal Maß – und das bringt er auch seiner Tochter bei.

Am „Mongo-Büfett“ hält der Gast Christian Blumenthal Maß – und das bringt er auch seiner Tochter bei.

Übervolle Teller am Büfett und dann jede Menge übrig lassen. Dagegen wenden sich immer mehr Restaurants und führen eine Strafe ein. 

Ordentlich zulangen, den Teller vollpacken, Essen ohne Limit und dabei die Chance, alle angebotenen Speisen durchzuprobieren – all das lockt dort, wo Büfetts angeboten werden. Doch wer nicht aufisst, der müsse in „All you can eat“-Restaurants heute mit einer Strafe rechnen, betont die Kölner Bezirksabteilung der Gastrogewerkschaft Nahrung – Genuss – Gaststätten (NGG). Sie sieht in der Verschwender-Strafe ein effektives Mittel, um ausartende „Wegwerf-Marotten“ in den Griff zu bekommen: „Ziel ist, dass künftig weniger Essen in der Lebensmittel-Tonne landet.“ Immer mehr Gastronomen würden diese Idee aufgreifen.

Doch will die NGG nicht, dass dadurch nur die Ladenkasse klingelt. „Sollten Restaurants im Oberbergischen Kreis eine solche Strafe gegen die Büfett-Gier einführen, dann darf das ,Büfett-Bußgeld‘ nicht eins zu eins in die Tasche der Gastronomen fließen“, betont NGG-Geschäftsführer Marc Kissinger. Wichtig sei, dass vor allem die Küchenmannschaft sowie Kellnerinnen und Kellner von der Knöllchenkasse profitierten. Ein Teil des Strafgeldes könne aber auch für Organisationen wie „Brot für die Welt“ oder andere Welthungerhilfen gespendet werden.

Das ist eine Zumutung und eine Respektlosigkeit dem Gastronomen gegenüber – aber auch gegenüber den anderen Gästen
Mathias Johnen vom Dehoga begrüßt Strafen für Verschwendung

Kissinger appelliert an Restaurantgäste in Oberberg, den Teller stets mit Augenmaß zu füllen. Es sei vernünftiger, lieber häufiger zum Büfett zu gehen und dafür mit kleineren Portionen zum Tisch zurückzukehren: „Wenn der Punkt kommt, an dem nichts mehr geht, kann man mit dem Essen aufhören, ohne einen halbvollen Teller stehenzulassen.“ Der Gewerkschaftsgeschäftsführer unterstreicht: „Wenn ein Restaurant pro Woche Essen für mehrere hundert Euro in die Lebensmittel-Tonne werfen muss, dann ist das sowohl ethisch als auch wirtschaftlich nicht zu vertreten.“

Ein solches Ansinnen unterschreibe er sofort, positioniert sich auch Mathias Johnen, Geschäftsführer des Dehoga-Bezirks Nordrhein, gegen die Unsitte, sich am Büfett den Teller vollzuladen und dann halbvoll zurückgehen zu lassen: „Das ist eine Zumutung und eine Respektlosigkeit den Gastronomen gegenüber – aber auch gegenüber anderen Gästen, die eventuell warten müssen, bis wieder nachgefüllt ist.“ In anderen Regionen Deutschlands gebe es derartige Regelungen schon länger: „Ich stehe einem ,Strafzoll‘ positiv gegenüber.“

Restaurants in Oberberg gehen mit dem Thema unterschiedlich um

In Oberberg reagieren die Gastronomiebetriebe durchaus unterschiedlich auf diese Form der Lebensmittelverschwendung und Strafe. Beim Restaurant „Piya Pronto“ in Gummersbach-Windhagen etwa gibt es keine Strafen, allerdings berät das Personal und mahnt am Büfett, zum Ausprobieren den Teller eher weniger aufzufüllen.

Anders wird das im Restaurant „Hao“ in der Stadthalle auf dem Gummersbacher Steinberg gehandhabt, das sowohl „All you can eat“ als auch „All you can drink“ anbietet. Dort heißt es bereits auf der Internetseite: „Verschwendung wird nicht geschätzt! Bitte nehmen Sie nur so viel, wie Sie auch verzehren können. Die Reste an Speisen werden mit zwei Euro für 100 Gramm berechnet, mehr als halbvoll übriggebliebene Getränke mit drei Euro.“

Im Wiederholungsfall wird eine Strafe fällig

Eine Mischform setzt das „Mongo Buffet“ in Mühlenseßmar um. Jianhua Liu von der Betreiberfamilie schildert, dass die Gäste zunächst freundlich darauf hingewiesen werden, wenn noch gefüllte Teller abgeräumt werden sollen. Im Wiederholungsfall wird dann doch eine Strafe fällig, die nicht pauschal nach Gewicht, sondern nach dem Wert der Speisen bemessen wird: „Es macht ja einen Unterschied, ob jemand noch Beilagen oder eine ganze Portion Garnelen oder Lammfleisch übriglässt.“ Liu betont, dass das Essen auch in einem solchen Fall nicht in der Tonne landen muss: „Wir packen es gerne ein und geben es dem Gast mit nach Hause.“

Christian Blumenthal aus dem märkischen Valbert kommt häufiger in die Kreisstadt Gummersbach, um mit seiner Familie beim „Mongo Büfett“ zu essen. Er genießt die vielfältige Auswahl, lehnt aber den achtlosen Umgang damit ab: „So etwas ist absolut nicht in Ordnung.“ Stattdessen bringt er seiner achtjährigen Tochter bei, Neues erst einmal in kleinen Mengen zu probieren. Er betont: „Es kann nicht sein, dass man sich den Teller vollpackt und dann nicht aufisst.“