Agger in LoopeNeue Eisenbahnbrücke schwebt in Engelskirchen in Position

Lesezeit 3 Minuten
Eine Stahlbrücke mit Bogen über einem Fluss.

Stück für Stück wird das 420 Tonnen schwere Brückenteil über die Agger geschoben.

In Engelskirchen-Loope wurde am Wochenende die neue Eisenbahnbrücke über die Agger gehoben, das Spektakel zog viele Menschen an.

Hunderte Menschen verfolgten am Freitag und Samstag in der Engelskirchener Ortschaft Loope das Einheben der neuen Eisenbahnbrücke über die Agger. Millimeter für Millimeter zog ein 750-Tonnen-Raupenkran des niederländischen Unternehmens Wagenborg, das auf Schwerlasttransporte spezialisiert ist, die gut 420 Tonnen schwere und etwa 54 Meter lange Stabbogenbrücke an ihren Platz.

Daniel Barkling, Projektleiter bei der Deutschen Bahn, schilderte am Samstagvormittag, dass die Aktion eigentlich für Mittwoch und Donnerstag geplant gewesen sei, sturmbedingt dann aber auf das Wochenende verschoben werden musste.

Oberbauleiterin Jessica Kreiling ergänzte, dass bei höheren Windgeschwindigkeiten kein ordnungsgemäßer Verschub der Brücke möglich sei. Ab 9,20 Metern in der Sekunde (Windstärke 5) werde es kritisch. Hinzukomme das Risiko, dass sich bei 13,40 Metern pro Sekunde (Windstärke 6) der Kran abschalte.

750-Tonnen-Kran aus den Niederlanden

Kreiling schilderte zudem, dass die neue Brücke nach der Demontage der alten Brücke Anfang Oktober vergangenen Jahres in den darauf folgenden Wochen angeliefert und auch montiert worden sei. Daran seien bis zu 30 Mitarbeitende beteiligt gewesen.

Die vorherige Planungsphase habe jedoch mehrere Jahre gedauert, berichtete Barkling. Unter anderem wegen des möglichen Hochwassers sei eine Konstruktion gewählt worden, die den früheren Mittelpfeiler der zweiteiligen Stahltrogbrücke von 1927 nicht mehr benötige. Nach Arbeiten zum Schutz vor Korrosion in den Wintermonaten sei vor zwei Wochen die Schutzeinhausung dann entfernt worden.

Auf einer Brücke stehen Menschen mit Regenschirmen.

Zahlreiche Schaulustige schauten in Loope zu.

Das Einheben der Brücke wurde auf zwei Tage verteilt. So war am Freitag der Querverschub von der Montageposition neben der Straße in Richtung der späteren Brückenlängsachse erfolgt und anschließend der Transport bis zum Widerlager.

Samstag kam dann der Raupenkran im Einsatz, dessen Aufbau allein anderthalb Wochen gedauert hat. Die Aufgabe des Spezialgeräts war es, am linksseitigen Flussufer die Brücke an den Haken zu nehmen und über die Agger zu ziehen. Auf der anderen Seite war die Stahlkonstruktion auf einem hydraulischen Verschubunterbau gelagert, der einen reibungsarmen Transport ermöglichte.

Eine Brücke hängt an Tauen über einem Fluss.

Die neue Aggerbrücke auf den letzten Metern zu ihrer endgültigen Position.

Unterstützung bekam der Riesenkran von einem kleineren Mobilkran, der je nach Bedarf das Kontergewicht seines großen Bruders mit zehn Tonnen schweren Stahlgewichten erhöhte oder verringerte. Gegen 13 Uhr war dann die Brücke endlich an ihrem Ziel angekommen.

Der Nachmittag war der Aufgabe gewidmet, die Verschubbahn zu entfernen und die Brücke auf ihre Lager abzusenken. Dennoch liegt sie 54 Zentimeter höher als ihr fast 100 Jahre alter Vorgänger. Daher ist es erforderlich, die Gleisanlagen beiderseits der Flussüberquerung auf einer Länge von rund 200 Metern ebenfalls anzupassen.

Nach Angaben der Bahn muss dafür auch die Bliesenbacher Straße im Bereich des Bahnübergangs erhöht werden. Im Zuge dieser Arbeiten soll auch die Bahnübergangssicherung erneuert werden. Gegen 17.30 Uhr war die Brücke schließlich abgesenkt und damit an ihrer endgültigen Position.

Ein hausgroßer Kran steht auf einer Baustelle.

Der 750-Tonnen-Raupenkran zieht die Brücke in Position.

„Die Bürgerinnen und Bürger haben lange auf diesen Augenblick gewartet, schließlich ist die Regionalbahn eine Lebensader für das Oberbergische“, sagte Engelskirchens Bürgermeister Gero Karthaus. „Es ist spannend zu sehen, was hier die Technik leistet. Die Ruhe und Präzision, mit der hier gearbeitet wird, ist schon sehr beeindruckend.“

Die Gleisbauer sollen nach Schätzung von Daniel Barkling, Projektleiter bei der Deutschen Bahn, bis Ende März ihre Arbeiten beendet haben. Damit wäre der Weg frei, dass die Regionalbahn 25 ihren Betrieb, wie am Donnerstag angekündigt, am 8. April, also genau eine Woche nach Ostermontag, wieder aufnehmen könne.

Brückenwurst zur Stärkung

Um Verpflegung mussten sich die Schaulustigen keine Sorgen machen: Sandra Horsten und Annette Hömens vom benachbarten Frischmarkt Horsten hatten neben dem Raupenkran einen Pavillon aufgebaut und boten Getränke, eine „Brückenwurst“ und „Brückenfrikadellen“ an. Viele Looper schauten zu, sie kennen die Brücke seit ihrer Kindheit. Ein Pärchen schilderte, dass beide dieser Aktion unbedingt zusehen wollten: „So etwas mitzuerleben, ist ein Stück Geschichte.“

Rundschau abonnieren