Wasserkraftwerke EngelskirchenIllegal eine Insel aus der Agger gebaggert?

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Blick vom Wehr Ohl-Grünscheid auf die Agger. Die Kiesinsel ist noch zu sehen.

Dieses Foto wurde im Jahr 2020 aufgenommen. Der Blick vom Wehr Ohl-Grünscheid zeigt die bewachsene Kiesinsel in der Agger.

Die Naturschützer vom BUND haben Strafanzeige gegen den Betreiber der Engelskirchener Wasserkraftanlagen an der Agger gestellt. Der Vorwurf lautet auf Gewässerverunreinigung.

Gegen den Betreiber der Wasserkraftanlagen an der Agger, die Auer Holding GmbH mit Sitz in München, hat der NRW-Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bei der Staatsanwaltschaft Köln Strafanzeige gestellt. Der Vorwurf lautet unter anderem auf Gewässerverunreinigung.

Der BUND geht davon aus, dass die Auer Holding zwecks Wiederinbetriebnahme der Wasserkraftanlage in Ohl-Grünscheid umfassende Arbeiten in und neben der Agger hat ausführen lassen, „größtenteils ungenehmigt, ohne ausreichende Auflagen und ohne jegliche Kontrolle und Überprüfung“, wie es in der Strafanzeige wörtlich heißt. Konkrete Vorwürfe des BUND unter anderem: Ausbaggern von Kiesbänken, Wegbaggern einer mit Büschen und Bäumen bewachsenen Kiesinsel, Einsatz von Baggern und Schwertransporten, Einbau eines Kranfundamentes am Ufer, Feinsedimenteintrag, Umbau des Wanderweges im Hangwald zwischen Wehr und Turbinenhaus in eine breite Baustraße.

BUND wird Bezirksregierung Nachlässigkeit vor

Die Auer Holding ließ Fragen zu den Vorgängen unbeantwortet. Der Westdeutsche Rundfunk hatte die Auer Holding GmbH unter anderem so zitiert: „Alle Arbeiten wurden ordnungsgemäß angezeigt.“ Und: „Von etwaigen Schäden an Laichgebieten ist uns nichts bekannt.“ Auf Anfrage teilt ein Sprecher der Bezirksregierung Köln allerdings mit: „Für das Ausbaggern und Umlagern von Kiesbänken wurde von der Bezirksregierung Köln keine Genehmigung oder Freistellung erteilt. Aktuell wird die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahren geprüft.“ Die Behörde hat dem Betreiber weitere Arbeiten in und an der Agger untersagt.

Doch auch gegen die Bezirksregierung richtet sich der Unmut der Umweltschützer: Es sei nicht nachvollziehbar, „mit welcher Langmut und welcher Nachlässigkeit die zuständige Bezirksregierung hier agiert, den Betreiber gewähren lässt und massive Bauarbeiten im Gewässer monatelang nicht mitbekommt und zu keinem Zeitpunkt irgendeine Kontrollfunktion wahrgenommen hat“. Der Sprecher der BUND-Regionalgruppe Köln, Paul Kröfges, betont in diesem Zusammenhang, der BUND behalte sich vor, das Verhalten der Bezirksregierung dienstrechtlich überprüfen zu lassen.

Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir für das Gewässer und die Allgemeinheit einstehen müssen.
Markus Klein, Angelsportfreunde Engelskirchen

Auch bei den Angelsportfreunden Engelskirchen (ASF)   ist man nicht mehr so gut auf die Auer Holding zu sprechen. „Wir wollen den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen“, sagt etwa der 2. Vorsitzende Markus Klein, „aber jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir für das Gewässer und die Allgemeinheit einstehen müssen.“

Zusagen des Wasserkraftbetreibers, dass Zusammenarbeit und Kommunikation besser werden sollen, hätten sich jedes Mal als Lippenbekenntnisse erwiesen. „Wir haben darum gebeten, dass Arbeiten mit uns abgestimmt werden sollen“, sagt Klein. Das geschah dann auch – aber anders, als gedacht. Im Winter ließ der Anlagenbetreiber den ASF mitteilen, dass im Tosbecken der Staustufe Ehreshoven I Arbeiten anstünden. „Das war an einem Donnerstag“, erinnert sich Markus Klein, montags sollte es schon losgehen, mit schwerem Gerät – die Angler sollten Gelegenheit erhalten, den betroffenen Bereich bis dahin abzufischen. Zeitlich war das aber für die Ehrenamtler nicht ansatzweise zu schaffen, so Klein.

„Vor allem aber sollten die Arbeiten mitten in der Laichzeit über die Bühne gehen – zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“, erklärt er. Fassungslos stellten die Angler dann fest, dass ausgerechnet an dieser Stelle – einem Teil des besten natürlichen Reproduktionsgewässers für Lachse in ganz NRW mit besonderer Schutzkulisse für Wanderfische – also dem alten Aggerarm zwischen den Staustufen Ehrenhoven I und II – schon mit dem Bagger in den kritischsten Bereich gefahren worden war, um eine Baustraße in den Fluss anzulegen. Ganz abgesehen davon, dass Auer dort den Schwallbetrieb der Turbinen wieder eingeführt hat, was immer wieder zu einem rapide abfallenden Wasserstand führe – und was die Lage nach dem heißen Sommer mit wenig Niederschlag und den massiven Eingriffen durch schweres Baugerät weiter verschärfe, sagt Klein.

Schon 2018 hatte es Ärger gegeben, als Tausende Fische in Wiehlmünden verendet waren. Angler und Naturschützer hatten dem Anlagenbetreiber   damals vorgeworfen, entgegen behördlicher Anordnung den Pegel viel zu schnell abgesenkt zu haben. Der Betreiber hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Schon damals hatten Angler und Naturschützer den Vorwurf erhoben, der Betreiber mache, was er wolle.

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