FachkräftemangelWie ein Geflüchteter aus Syrien in Engelskirchen Karriere macht

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Der neue Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Rathaus in Engelskirchen ist Mahmoud Yakni, hier steht er in Uniform im Ratssaal.

Mahmoud Yakni stammt aus Syrien, hat heute die deutsche Staatsangehörigkeit und ist bei der Gemeinde Engelskirchen beschäftigt.

Mahmoud Yakni stammt aus Syrien und hat in Engelskirchens Verwaltung eine erstaunliche Karriere gemacht.

Sein Job ist nicht der einfachste. Mahmoud Yakni arbeitet seit 2021 als „Politeur“. Als männliche Politesse verteilt der 27-jährige gebürtige Syrer Knöllchen im Auftrag des Ordnungsamts. Bürgermeister Dr. Gero Karthaus sagt: „Uns war bewusst, dass dieser Bereich durchaus sensibel ist und auch unfreundliche Reaktionen der Straßenverkehrsteilnehmer hervorruft – es war ein Wagnis.“ Doch habe der neue Parkkontrolleur das nötige Feingefühl bewiesen.

Ausbildung für kommunale Verwaltung in Köln

Nun werde er wie auch seine Kollegin in der Ordnungspartnerschaft mit der Polizei eingesetzt, etwa im Streifendienst bei Großveranstaltungen. Kurz vor Weihnachten hat sich Yakni für höhere Aufgaben empfohlen, denn er hat die „Erste Verwaltungsprüfung für Beschäftigte im kommunalen Verwaltungsdienst“ des Rheinischen Studieninstitutes in Köln mit einem guten Ergebnis bestanden.

Bürgermeister Karthaus ist begeistert: „Wir überlegen jetzt, auf welcher Position wir ihn bestmöglich einsetzen.“ Die Arbeit für das deutsche Ordnungswesen wurde Mahmoud Yakni nicht in die Wiege gelegt. Er berichtet, dass er nach sieben Jahren Schule noch in Syrien eine halbjährige Ausbildung als Elektriker machte.

Schon mit 13 Jahren sei er von seinem Vater nach Algerien geschickt worden, um der drohenden Einberufung zu entgehen. In Nordafrika habe er zunächst als Elektriker gearbeitet und daraufhin – für hiesige Verhältnisse recht früh – sogar als Teamleiter mit vier Mitarbeitern mehrere Gebäude mit Stromversorgung ausgestattet.

Flucht aus Syrien nach Algerien

Im Alter von 17 Jahren habe er dann aber aus Algerien ausreisen müssen und sei über Marokko, Spanien, Frankreich und Belgien nach Deutschland geflohen, schildert Yakni. Mit Zwischenstation in einem Flüchtlingslager bei Viersen kam er schließlich in Engelskirchen an.

Inzwischen ist es elf Jahre her, dass Mahmoud Yakni seine Heimat verlassen hat. Zu seiner Familie hat er lediglich Kontakt über die sozialen Medien. In Syrien hat er fünf Geschwister – einen Bruder und eine Schwester hat er noch nie persönlich gesehen.

Bürgermeister Karthaus erinnert sich, dass ihm der junge Mann 2017 bei einer Veranstaltung zum Volkstrauertag auffiel. Damals habe der erst 20-Jährige in einem beeindruckenden Vortrag auf Deutsch seine persönliche Situation als Flüchtling und die Erlebnisse auf der mehrmonatigen Flucht beschrieben.

Mahmoud Yakni selbst sagt mit einem Lächeln: „Deutsch ist sehr, sehr schwierig.“ Doch nach dem Kurs 2015 bei der Volkshochschule Gummersbach habe es ihn gereizt, die Sprache des Landes, das ihn aufgenommen hat, besser zu beherrschen: „Sonst kann ich hier nicht richtig leben.“

Sehr hilfreich sei dabei gewesen, dass er als ehrenamtlicher Helfer viel mit Engelskirchens Flüchtlingsbeauftragtem Jens Peter Morgner unterwegs war, um für seine Landsleute aus dem Arabischen zu übersetzen.

Unterstützung durch die Geflüchteten-Hilfe in Engelskirchen

Karthaus schildert, dass dann vor zwei Jahren ein neuer Mitarbeiter für die Überwachung des ruhenden Verkehrs gesucht wurde. Da sich Mahmoud Yakni in der Flüchtlingshilfe engagiert und dort als sehr zuverlässig erwiesen hatte, sei dessen Bewerbung auf die Stelle erfolgreich gewesen.

Der junge Mann, der inzwischen in Ründeroth lebt, erzählt, dass er recht bald danach das Bedürfnis hatte, sich beruflich weiterzuentwickeln. Allerdings sei das deutsche Verwaltungsrecht ziemlich kompliziert und für ihn eine große Herausforderung gewesen.

Gemeinde Engelskirchen als neuer Arbeitgeber

Sehr dankbar ist er der Gemeinde, weil sie ihn während der Ausbildung in jeglicher Hinsicht unterstützt habe. Als besonders wertvoll habe sich die Hilfe und Motivation durch den Sohn des Bürgermeisters, Simon Karthaus, erwiesen: „Er ist inzwischen mein bester Freund geworden.“

2023 war ein gutes Jahr für Mahmoud Yakni: Er hat die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, seit Dezember darf er sich Verwaltungswirt nennen. Gero Karthaus freut sich: „Unser Kollege ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich junge Menschen hier integrieren und weiterentwickeln können – der ganze Verwaltungsbereich steht ihm offen.“

In welche Richtung er sich spezialisieren wird, stehe noch nicht fest, erklärt Yakni, doch eines sei klar: „Deutschland hat mir geholfen und mich vor dem Krieg beschützt – da möchte ich etwas zurückgeben.“

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