AOK Gummersbach stellt Modell vorDiese Wohnung kann Demenzkranken helfen

Schon kleine Veränderungen können den Alltag von Demenzerkrankten leichter machen.
Copyright: Michael Kupper
Gummersbach – Kleine Veränderungen – von den Pflegenden unbemerkt in den Alltag des dementiell erkrankten Angehörigen integriert – helfen bereits, das Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und zu vereinfachen. Tipps und Anregungen, welche Hilfestellungen möglich sind, aber auch welche überhaupt sinnvoll sind, erhalten Interessierte bis zum 8. Juli jetzt in der Ausstellung „Zu Hause leben – auch mit Demenz“ der AOK-Servicestelle Demenz im Gummersbacher AOK-Gebäude an der Moltkestraße.
Zur Ausstellungseröffnung waren neben AOK-Regionaldirektor Frank Mäuer der Leiter der Caritas Oberberg Peter Rothausen, von der Alzheimergesellschaft im Bergischen Land Uwe Söhnchen und Ursula Wolf und Kriminalhauptkommissar Walter Steinbrech erschienen. Servicestellenleiterin Stefanie Froitzheim erklärte: „Wir möchten Pflegende ganz konkret dabei unterstützen, das Lebensumfeld ihrer Angehörigen sicher, hilfreich und zugleich liebevoll zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen dabei die individuellen Bedürfnisse des pflegebedürftigen Menschen.“
Farben helfen bei der Orientierung
Auf großen Lichtwänden, die einzelne Räume der Musterwohnung zeigen, machte sie deutlich, dass dazu oft schon Kleinigkeiten reichen. „Hilfreich sind farbliche Akzente. Ein weißer Teller auf weißem Untergrund wird nur schwer wahrgenommen. Buntes Geschirr schafft Orientierung“, nannte Froitzheim als Beispiel. Dabei solle auf Dekoration und einen überfüllten Tisch verzichtet werden. „Das Angebot sollte sich auf das Beschränken, was auch wirklich benötigt wird.“ Besonders im Badezimmer mit weißen Waschbecken und Toiletten könnten bunte Klebestreifen helfen, sowie farbliche Handtücher und Bademantel.

Stefanie Froitzheim zeigt den Umgang mit speziellem Besteck
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Im Falle von Einhand-Mischer an Spülen rät Froitzheim gerne zu den Hähnen mit Reglern für Kalt- und Warmwasser: „Weil viele das von früher kennen.“ Die Gefahr, dass sie das Wasser nicht mehr abstellen können, weil sie mit moderneren Wasserhähnen nicht zurechtkommen und sich vielleicht sogar verbrühten, könnte damit minimiert werden.
Welt des Demenzkranken verständlich machen
Wichtig sei, die pflegenden Angehörigen in die Welt des dementiell Erkrankten mitzunehmen und sie ihnen verständlich zu machen. Daher gehören zu der Ausstellung auch kleine Arbeitsplätze. Mit Hilfe von zunächst einfach scheinenden Aufgaben soll gezeigt werden, das gerade die scheinbar einfachsten Dinge für Menschen mit Demenz nicht mehr machbar sind.

Mehr als nur Leinwände: Bei der AOK wird die Musterwohnung zum Thema Demenz präsentiert.
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Das Umfeld aber komplett zu verändern, weil Pflegende in Möbeln, Teppichen oder anderen Gegenständen potenzielle Gefahren sehen, sei auch falsch. „Sohn und Tochter machen sich Sorgen, das Trudi Meier über den Teppich stolpert oder sich an den Möbeln stößt. Das passiert aber eher den Angehörigen oder Fremden, die die Wohnung betreten, aber nicht Trudi Meier, die ihr Leben lang in der Wohnung wohnt“, erklärt Froitzheim.
Gegenstände aus der Vergangenheit können Sicherheit geben
Gegenstände oder Aktivitäten aus der Vergangenheit könnten eher helfen, dass sich die Menschen sicher und geborgen fühlen. Wie eine alte Nähmaschine: „Warum sollten sie früher Erlerntes heute nicht mehr können?“ Und wenn sie gerne mal alleine spazieren gehe, oft aber den Weg nach Hause zurück nicht mehr findet, könnten Karten in der Tasche oder Klebezettel in Portemonnaie oder der Jackeninnenseite mit Name und Telefonnummer eines Angehörigen hilfreich sein.
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Kriminalhauptkommissar Steinbrech stimmte Froitzheim zu, warnte aber vor zu vielen Informationen: „Das könnte von Fremden auch ausgenützt werden.“
Geöffnet hat die Ausstellung bei der AOK immer montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr. Anmeldung ist erforderlich unter (02 11) 8 79 15 87 10.