In den oberbergischen Eisdielen stoßen steigende Material- und Personalkosten auf eine sensible Kundschaft.
Teure KugelDer Preis für ein Eis ist auch in Oberberg ein heißes Thema

Eiscafé Martini- Besitzer Alessandro Martini aus Gummersbach ist pessimistisch gestimmt, was die Zukunft der Eisdielen betrifft.
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Ein heißer Sommertag, ein kurzer Abstecher in die Eisdiele, eine Kugel Eis auf die Hand – was früher eine kleine Selbstverständlichkeit war, wird für viele Menschen inzwischen zur Kostenfrage. Denn auch im Oberbergischen Kreis steigen die Eispreise merklich an. Was früher nur ein paar Pfennig kostete, schlägt heute bis zu drei Euro pro Kugel zu Buche – vor allem in Großstädten. Doch auch im ländlichen Raum bleibt das Eisgeschäft von der allgemeinen Preisentwicklung nicht verschont.
Die Gründe sind vielfältig. Rohstoffe wie Milch, Zucker, Kakaopulver oder frische Früchte haben sich teils drastisch verteuert. Hinzu kommen steigende Energiepreise, Löhne und Mieten. Laut der Verbraucherzentrale sind die Preise für Molkereiprodukte und Eier allein im vergangenen Jahr um fast 32 Prozent gestiegen – Zucker ebenfalls um mehr als 30 Prozent.
Man will ja nur ein Eis essen und nicht direkt die Aktie der Firma kaufen.
In Gummersbach-Dieringhausen etwa, wo Antonio Borgio mit seiner Frau die Eisdiele La Piazzetta betreibt, versucht man trotzdem, den Preis pro Kugel moderat zu halten. „Wir arbeiten zu zweit und setzen auf Selbstbedienung.“ Die bestellten Eisbecher holen sich die Kunden an der Theke ab. „Das, was wir an Personal sparen, begrenzt die Eispreise“, erklärt Borgio. So kostet eine Kugel bei ihm 1,50 Euro. Doch auch für ihn ist klar: Die Zeiten werden härter.
Oberbergische Eisdielen reagieren auf die wirtschaftliche Lage
Der Eisdielenbesitzer beobachtet zudem eine Verschiebung im Konsumverhalten seiner Kundschaft. Die älteren Stammgäste kämen noch regelmäßig, während jüngere Familien häufiger den Gürtel enger schnallen. Sorten wie Pistazie oder Himbeere hat er aus dem Sortiment gestrichen – zu teuer in der Herstellung. „Man will ja nur ein Eis essen und nicht direkt die Aktien der Firma kaufen.“ Die Zukunft seiner Eisdiele sieht er mit Sorge – gerade im ländlichen Raum sei die Perspektive unsicher.
Ein paar Kilometer weiter in der Gummersbacher Innenstadt führt Alessandro Martini das traditionsreiche Eiscafé Martini in vierter Generation. Hier kostet eine Kugel 1,80 Euro zum Mitnehmen, wer sich hinsetzt, zahlt 2,10 Euro – wegen der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze. Eine Preiserhöhung ist für ihn unausweichlich. „Ich warte auf die neuen Menükarten.“ Hochwertige Zutaten, frische Herstellung – das habe seinen Preis. Und auch bei Martini spürt man die Last der hohen Innenstadtmieten und der Energiekosten.
Flexibilität als Erfolgskonzept: Eiskonditoren passen sich an
Doch der Inhaber hat reagiert: Seit der Corona-Pandemie verkauft er sein Eis auch im Einzelhandel und beliefert inzwischen zehn Supermärkte in der Region. Auch die Öffnungszeiten hat er angepasst – bereits um 19 Uhr wird geschlossen, um Energie und Personalkosten zu sparen. Dafür ist das Geschäft ganzjährig geöffnet. „Ich glaube schon, dass vor allem familiengeführte Eisdielen sich halten können“, sagt Martini. „Man spart einfach immens an Personalkosten.“ Trotzdem ist auch er nicht optimistisch, was die langfristige Entwicklung betrifft, auch wegen der zunehmenden Bürokratie.
In Wipperfürth hingegen hat Anselmo Sommariva seit drei Jahren den Preis für eine Kugel nicht mehr erhöht – sie kostet weiterhin 1,50 Euro. Trotz des steigenden Kostendruck setzt er auf breite Auswahl: 24 Sorten bietet er inzwischen an, mehr als früher. Einige Varianten seien jedoch inzwischen kaum noch rentabel, weil Zutaten wie Kaffee oder Kakao stark im Preis gestiegen sind – doch verzichten will er darauf nicht.
Sommariva beklagt: „Viele Kunden beschweren sich über die Preise.“ Dennoch weiß auch er: Spätestens im nächsten Jahr wird eine Preisanpassung nötig sein. Auch dieses Eiscafé hat auf die wirtschaftliche Lage reagiert. Nur im Sommer ist geöffnet, die Schließzeiten werden flexibel gestaltet. Oft ist schon um 19 Uhr Schluss, nur bei schönem Wetter manchmal auch erst um 22 Uhr. Sommariva beschäftigt elf Mitarbeiter. Auch das hat seinen Preis.
Eine unrepräsentative Umfrage in Gummersbach zeigt gemischte Reaktionen bei den oberbergischen Eisfreunden. Eine Martini-Kundin findet: „Die können ja auch nichts dafür und müssen ihr Geld verdienen.“ Ein älterer Herr in Dieringhausen sagt: „Natürlich überlegt man dann, ob man sich eher zwei anstatt vier Kugeln holt.“