Frühere Sportlerin des JahresEva-Maria Schneiders zweites Zuhause ist der Tennisplatz

Lesezeit 4 Minuten
Eva_Maria_Schuerhoff_heute_Schneide_2

Durch ihre Erfolge wurde Eva-Maria Schürhoff (heute Schneider) mit 14 Jahren zum ersten Mal zur Sportlerin des Jahres gewählt. 

  • Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit zu überlegen, wer die Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften 2020 waren. Zeit aber auch, um zu schauen, was die heute machen, die in den zurückliegenden 40 Jahren die Krone trugen.
  • Wie Tennisspielerin Eva-Maria Schürhoff (heute Dr. Schneider), die mit acht Titeln die erfolgreichste Frau ist. Den ersten Titel gewann sie 1983, den letzten 1992.

Dieringhausen – Mit dreieinhalb Jahren nahm Dr. Eva-Maria Schneider (früher Schürhoff) den Tennisschläger zum ersten Mal in die Hand . Seitdem bestimmt Tennis weite Teile des Lebens der Medizinerin, die heute in Herrsching am Ammersee lebt und dort auch ihre Praxis für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Sportmedizin hat. Achtmal wurde die Dieringhauserin zwischen 1983 und 1992 zur Sportlerin des Jahres dieser Zeitung gewählt – ein Wert, den als Einzelsportler bisher nur noch VfL-Handballer Kyung-Shin Yoon erreicht hat.

14 Jahre alt war Eva-Maria Schneider, als sie 1983 zum ersten Mal die Krone aufgesetzt bekam. „Das ist wirklich schon lange her“, sagt die 52-Jährige. Der Tennissport boomte in Deutschland und „ging noch mal durch die Decke nach dem Wimbledon-Sieg von Boris Becker“. Anschließend war dann 20 Jahre Pause, ehe das Interesse am Tennis wieder stieg. Mit Alexander Zverev und Angelique Kerber gebe es wieder eine goldene Generation, so Schneider, auch wenn die natürlich nicht mehr den Einfluss habe wie Boris Becker oder Steffi Graf.

Zu deren Hochzeiten in den 80er Jahren hatte die Jugendliche den Sport aber schon lange für sich entdeckt. „Ich habe über die Familie im Verein gespielt“, blickt Eva-Maria Schneider zurück.

Sie machte den VfL bekannt bis nach Australien

Schon in den 70er Jahren verbrachte die Familie Schürhoff mit ihren Töchtern Eva-Maria und Elisabeth die Nachmittage auf dem Platz des TC Grün-Weiß Dieringhausen. „Der Tennisplatz war wie ein zweites Zuhause für mich.“ Stundenlang spielte Eva-Maria die Bälle auf die Wand und sammelte sie anschließend auch auf dem Gelände des benachbarten Holzwerkes wieder ein.

Der Aufwand zahlte sich aus, die junge Sportlerin spielte im Kader des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), trat früh mit den Frauen in der Regionalliga an, kletterte im Laufe ihrer Karriere auf Platz 235 der Weltrangliste und qualifizierte sich für die Australian Open. Selbst in Australien habe man nach dem VfL gefragt, als sie berichtete, sie komme aus Gummersbach, erinnert sich die 52-Jährige heute lachend.

Tennis wurde nach eigener Aussage ihr Leben und nach der großen sportlichen Karriere kam die als Funktionärin. Sie war 2011 die erste Frau im Präsidium des DTB, als Beauftragte für den Jugendsport. Heute ist sie Vize-Präsidentin für die Ressorts Jugendsport und Sportentwicklung. Zudem wurde sie in den Vorstand von Tennis Europe, dem europäischen Kontinentalverband, gewählt. Erst Ende Oktober scheiterte sie nur ganz knapp in der Stichwahl zur Präsidentin.

Schwieriger, Kinder für Tennis zu begeistern

Auch das ehrenamtliche Engagement der Dieringhauserin begann schon sehr früh, als sie mit 15 Jahren Jugendspielerin im DTB-Kader war. Sie wurde Spielersprecherin, gehörte dem Ranglistenausschuss an und engagierte sich im Bayerischen Landesverband. Als Mannschaftsärztin betreut Eva-Maria Schneider die Studentennationalmannschaften bei den Universiaden, ist Antidopingbeauftragte beim Bayerischen Tennis-Verband und von 2011 bis 2017 in der medizinischen Kommission des Internationalen Tennis-Verbandes.

Eva-Maria_Schneider_II

Heute ist die 51-Jährige nicht nur eine hohe Funktionärin in ihrem Sport, sondern spielt auch noch Tennis in der Regionalliga. 

Heute sei es deutlich schwieriger als zu ihrer eigenen Zeit, Kinder und Jugendliche für den Tennissport zu begeistern, sagt Eva-Maria Schneider über den Schwerpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit. „Die Zahlen werden aber wieder besser.“ Nach sinkenden Mitgliederzahlen hätten im Sommer wieder viele Kinder an den Ferienkursen teilgenommen. Die Trainer seien gefragt und müssten Lust daran haben, mit den Kindern zu arbeiten. Gerade bei den Jüngsten gebe es altersmäßig abgestimmte Angebote wie die Ballschule. Schwierig werde es, sie beim Tennis zu halten, wenn aus Kindern Jugendliche werden und die Anforderungen in der Schule steigen.

Auf die Sportlerwahl im Oberbergischen blickt Eva-Maria Schneider gerne zurück. „Ich war jedes Jahr nicht nur gespannt, sondern auch sehr angespannt, wenn die Ehrung anstand“, berichtet sie. Die Abende seien für sie ein Highlight gewesen.

Schneider zog nach dem Studium nach Bayern

Welche Bedeutung die Wahl hatte, sei am Gymnasium Grotenbach zu spüren gewesen, das sie damals besucht habe. Durch die sportlichen Erfolge habe sie schon eine sehr exponierte Stellung gehabt und da habe die Sportlerwahl, wo sie sich mit den Handballerinnen des VfL Engelskirchen wie Dagmar Stellberg alljährlich einen Zweikampf um die Krone geliefert habe, einen großen Teil beigetragen. Noch heute schicken ihr ihre Mutter und ihre Schwester Elisabeth Jülich die Zeitungsausschnitte, wenn Anfang des Jahres wieder in Oberberg zu der Wahl der besten Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften aufgerufen wird.

Mit ihrem Mann, der ebenfalls Arzt ist, wollte die Dieringhauserin nach dem gemeinsamen Medizinstudium an der Universität in Köln eigentlich nur für ein paar Jahre nach Bayern gehen. Längst ist sie dort aber heimisch geworden. Sohn (20) und Tochter (18) spielen Tennis nur im Freizeitbereich. Eva-Marie Schneider tritt mit den Damen 30 in der Regionalliga an.

Ins Oberbergische kommt sie noch zwei- oder dreimal im Jahr. „Meine Familie fehlt mir schon, und wenn ich am Kreuz Olpe auf die A4 Richtung Köln abbiege, ist das ein besonderes Gefühl“, beschreibt die 52-Jährige. Das Rheinland sei eben schon Heimat, obwohl sie sich in Oberbayern sehr wohlfühle und gut eingebettet sei.

Rundschau abonnieren