Wie eine WundertüteFür die Sanierung des Gummersbacher Kirchturms fehlt viel Geld

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Der Kirchturm der evangelischen Kirche in Gummersbach.

Der Kirchturm der evangelischen Kirche in Gummersbach.

Gummersbach – „Im Fortgang der Sanierung entdecken wir immer neue Dinge, die uns Kopfzerbrechen bereiten“, bedauerte Pfarrer Markus Aust während der Bürgerversammlung im Pfarrheim zur Sanierung der Evangelischen Kirche in Gummersbach den Zustand des Kirchturms. Inzwischen belaufen sich die geschätzten Gesamtkosten schon auf 1,5 Millionen Euro, eine Million fehlen der Gemeinde noch an der Finanzierung. „Wir haben leider ein Fass ohne Boden aufgemacht“, klagte Aust.

„60 Prozent der Fassade sind hohl“

Der über 900 Jahre alte „Oberbergische Dom“ sei ein großer kulturhistorischer Schatz und das älteste Gebäude weit und breit, sagte Aust und ergänzte: „Dieser Ort der Begegnung muss unbedingt erhalten werden!“ Äußerst positiv bewertete er die Zunahme des Spendenflusses auf inzwischen 120 000 Euro.

Als für die Sanierung verantwortlicher Architekt vermittelte der Gummersbacher Peter Wirsing den rund 200 Versammlungsteilnehmern einen ausführlichen Überblick über das inzwischen erfasste Schadbild und die möglichen Sanierungsvarianten: Begonnen habe die Problematik 2016 mit von Kirchgängern entdeckten Putzstücken, die aus der Fassade des Turms gebröckelt seien. Bei der Aufnahme der Schäden ergab sich ein erschreckendes Bild: „60 Prozent der Fassade sind hohl!“

Schäden erst nach Abschlagen des Putzes klar

Beim Abschlagen des Putzes habe sich herausgestellt, dass es viele offene Fugen gebe, die Steine in unterschiedlichem Format und in einem „wilden“ Verband vermauert seien und zahlreiche Steine Risse bis hin zum Würfelbruch aufwiesen. Am Schlimmsten seien die wetterseitige West- und die Südfassade betroffen: „Der Turm ist wie eine Wundertüte – wir erkennen die Schäden immer erst nach dem Abschlagen des Putzes.“

Von drastisch steigenden Kosten berichteten Pfarrer Markus Aust (l.) und Architekt Peter Wirsing im Pfarrheim.

Von drastisch steigenden Kosten berichteten Pfarrer Markus Aust (l.) und Architekt Peter Wirsing im Pfarrheim.

Knapp 100 000 Euro mehr

„Die Mauern sind zweischalig mit innenliegendem Füllmauerwerk“, erklärte Wirsing. Das Füllmauerwerk sei nur mangelhaft ausgeführt und in Verbindung mit dem in den 1960er Jahren aufgebrachten, für Bruchsteinmauerwerk aber ungeeigneten Zementputz habe es Abplatzungen durch hinterfließendes Wasser gegeben. So seien nach bisherigem Kenntnisstand etwa 60 bis 70 Prozent der Steine in der Außenschale brüchig, was einen Austausch notwendig mache.

Außerdem müssten die beiden Mauerschalen durch eine Unmenge an Ankern kraftschlüssig verbunden sowie Mörtelinjektionen in die Zwischenschale vorgenommen werden. Dieses zuvor nicht erwartete Ausmaß des Schadens sei ein wesentlicher Grund für die enorme Verteuerung der Sanierung. Zusätzlich stelle sich die Frage, ob die Ausführung „steinsichtig“ erfolgen solle. Das würde momentan zwar etwa 100 000 Euro mehr kosten, sei auf längere Sicht aber viel günstiger in der Unterhaltung.

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Gemeinde auf weitere Finanzierung angewiesen

„Bei der ursprünglichen Planung sind wir von einer Sanierungssumme für den Turm von etwa 900 000 Euro ausgegangen. Jetzt müssen wir mit wenigstens 1,2 bis 1,3 Millionen Euro rechnen. Mit der Sanierung des maroden Dachstuhls von rund 200 000 Euro sind insgesamt 1,5 Millionen Euro realistisch.“ Durch Zuwendungen des Amtes für Denkmalschutz, des Kirchenkreises, einer Kreditaufnahme und dem Spendenzuschuss der Kreissparkasse seien aber nur rund 500 000 Euro abgedeckt. „Diese Finanzierungslücke kann die Gemeinde allein nicht stemmen“, konstatierte Aust. „Wir sind unbedingt auf weitere Unterstützung angewiesen und für jede Idee dankbar, die dieses Projekt zu finanzieren hilft.“

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