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Lost PlacesGummersbacher Hohenzollernbad ist seit 1995 im Dornröschenschlaf

Lesezeit 4 Minuten
Am 21. Mai 1913 wurde das Hohenzollernbad eingeweiht.

Am 21. Mai 1913 wurde das Hohenzollernbad eingeweiht.

Gummersbach – Wenn man es nicht wüsste, käme man nicht darauf, dass hinter der bröckelnden, gelben Fassade an der Moltkestraße einst die städtische Badeanstalt der Kreisstadt ihr Zuhause hatte. Einzig der Schriftzug über dem Eingang verrät noch heute, dass die Immobilie schon bessere Zeiten hatte.

Und die begannen am 21. Mai 1913, als in der Lindenstadt Gummersbach das Hohenzollernbad eingeweiht wurde. „Nur Großstädte oder Industriezentren hatten ähnliches wie das neue Hohenzollernbad zu bieten. In Landstädten von der Größenordnung Gummersbachs (damals rund 5000 Einwohner in der engeren Stadt) suchte man ein Hallenbad vergebens, erst recht eins vom Zuschnitt des Gummersbacher Bades“, heißt es in einem Beitrag des Gummersbacher Historikers Jürgen Woelke.

„In der Lokalpresse lobte man das große Schwimmbecken (9 x 18 Meter) mit einer maximalen Tiefe von drei Metern, die gut ausgestatteten 32 Umkleidekabinen, die Empore, die bei Schwimmfesten als Zuschauerraum dienen kann, und die drei elastischen Sprungbretter, auf denen übrigens ein späterer Weltmeister, der Gummersbacher Siegfried Viebahn, die Grundlagen zu seinen Erfolgen erlernte“, so Woelke weiter.

Die Tage, in denen sogar von einem Drei-Meter-Brett der Sprung in die Tiefe möglich war, sind heute kaum noch vorstellbar. In der großen Halle erinnert nichts mehr daran, dass es hier ein Bad gegeben hat. Dort, wo einst Wasser in einem blau gekachelten Becken plätscherte und Generationen von Gummersbachern das Schwimmen lernten, ist heute eine graue Betondecke. Im Halbrund am Ende des Raumes, wo früher die Duschen für Männer und Frauen waren, zieren inzwischen aufgemalte Pfauen die Wände.

Sie sollten der Schwimmhalle für die hier zwischenzeitlich stattgefundenen Baustellenkonzerte des Symphonie-Orchester des Oberbergischen Kreises unter Gus Anton etwas an Atmosphäre verleihen. Längst Geschichte ist auch die legendäre Kneipe von Nula im Eingangsbereich des Bades, wo nicht nur Schüler der beiden Gummersbacher Gymnasien gerne ihre Freistunden verbrachten. Nach aufwendiger Sanierung wurde das Bad 1988 noch einmal eröffnet. Doch die Renovierung wurde zum Fiasko, denn das Becken war undicht.

Es dauerte noch bis 1995, ehe die städtische Badeanstalt endgültig dicht machte. Drei Jahre später, am 23. Juni 1998 beschloss der Rat einen Neubau mit Turnhalle im Lochwiesental. Der erste Spatenstich für das Gumbala und die Gerhard-Kienbaum-Halle erfolgte am 15. Januar 2001. Das Gumbala eröffnete am 6. Dezember 2002. Nulas Bistro, dass am 8. September 1988 eröffnet hatte, machte am 2. Oktober 2006 Schluss.

Seit dem Jahr 2001 ist der Oberbergische Kreis Eigentümer der Immobilie. Im Zuge eines Tauschgeschäfts bekam die Stadt im Gegenzug die ehemalige Landeszentralbank an der Hindenburgstraße, wo heute das Brauhaus beheimatet ist.

Der Kreis erweiterte den Altbau um Räume für sein Archiv und einen Sitzungssaal. Außerdem sind Teile der Finanzwirtschaft, der Kommunalaufsicht sowie der Kreiskasse in dem Anbau untergebracht, wie Gabriele Keil-Riegert, Leiterin des Amtes für Immobilienwirtschaft sagt.

In dem Sitzungssaal tagt in Zeiten von Corona der Krisenstab des Kreises. Über die Zukunft des einstigen Hohenzollernbades und der angrenzenden Kreis- und Stadtbücherei, die ehemalige Turnhalle des Jungengymnasiums, ist in den vergangenen Jahren viel nachgedacht worden. Aktuell geplant ist der Umbau zu einer „Bibliothek der Zukunft“.

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Doch in Zeiten von Corona sind diese Pläne ins Stocken geraten, wie Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein sagt. „Wir fangen jetzt erst einmal mit dem Umbau der Vogtei an“, gibt Helmenstein die Reihenfolge vor. Und man müsse das Gespräch mit dem Kreis suchen, der schließlich der Eigentümer sei. „Erste Visualisierungen für einen möglichen Umbau haben wir ja schon gezeigt. Man wird sehen, ob diese Pläne um weitere Bausteine erweitert werden. Noch ist nichts spruchreif“, so der Bürgermeister gegenüber dieser Zeitung.

Für Helmenstein ist das ehemalige Bad ein „Haus der 1000 Möglichkeiten“, das er gerne zu einem regionalen „Bildungs- und Kulturquartier“ umgestalten würde. Welche Möglichkeiten ihm konkret vorschweben, dazu sagt er aber noch nichts.

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