Hinduistischer FesttagIm Gummersbacher Tempel sind nur wenige Gläubige zugelassen

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Sonst drängen sich am Festtag des elefantenköpfigen Gottes Ganesha im Gummersbacher Sri-Kurinchikumaran-Tempel die Gläubigen.

Sonst drängen sich am Festtag des elefantenköpfigen Gottes Ganesha im Gummersbacher Sri-Kurinchikumaran-Tempel die Gläubigen.

Gummersbach – Es ist ein besonderer Tag für die Hindus, ein Festtag des elefantenköpfigen Gottes Ganesha, der im Gummersbacher Tempel Sri-Kurinchikumaran eigentlich in großer Runde gefeiert würde – wären da nicht die strengen Beschränkungen wegen der Coronapandemie. Nur acht Frauen und zwei Männer sind gekommen, achten sorgfältig auf die Abstände, die mit Klebestreifen auf dem Boden markiert sind, fünfzehn dürften es maximal sein.

„Normalerweise wäre es voll hier heute, die Männer auf der einen Seite, die Frauen auf der anderen.“ Pushpamany Selvanathan lässt den Blick durch die weite Halle wandern mit den großen und kleinen Schreinen, mit farbenfrohen Darstellungen der hinduistischen Götterwelt. „Sie alle sind Inkarnationen von Shiva“, erklärt die 65-Jährige, die schon 1985 aus Sri Lanka nach Gummersbach gekommen ist.

Fabrikhalle umgebaut

2008 haben Hindus, die meisten aus Sri Lanka, einige aus Indien, die ehemalige Fabrikhalle n Gummersbach umgebaut zum Tempel, der weit über Oberberg hinaus bekannt ist. Über 300 Erwachsene gehören zur Gemeinde, davon 110 aus Oberberg, sagt Selvananthan, der Tempel zieht viele Besucher an, wenn zwei Mal am Tag, um 12 Uhr und um 19 Uhr, der „Puja“ genannte Gottesdienst stattfindet. „Zurzeit kommt mal einer, mal zwei“, bedauert sie, „nur heute zum Feiertag sind es ein paar mehr.“ Sie trägt das traditionelle Gewand, den Sari, andere nutzen offenbar die Mittagspause im Büro oder in der Firma zum Gebet. Der Aayyaa, der Priester, nur mit einem violetten Schurz bekleidet, ruft mit hellem Schellenklang zum Schrein von Ganesha, dem elefantenköpfigen ältesten Sohn von Shiva. Er soll Glück bringen, Weisheit, und helfen beim Überwinden von Hindernissen. Der Vorhang, der ihn verbirgt, wird zur Seite gezogen, eine Öllampe entzündet, der Aayya spricht das Mantra auf Sanskrit.

Studentin Naga Ashrita Sunareddyei (u.l.) betet besorgt für ihre Angehörigen in Indien.

Studentin Naga Ashrita Sunareddyei (u.l.) betet besorgt für ihre Angehörigen in Indien.

Die kleine Gemeinde zieht von Schrein zu Schrein, begleitet vom Duft von Räucherwerk und Klängen aus der Musikanlage. Jeder Gott, jede Göttin ist blumengeschmückt, manche mit Lichterketten bekränzt. Zum Abschluss bekommen alle Gläubigen vom Priester rituelle Gaben, unter anderem heilige Asche, Milch, Sandelholz und ein rotes Bindi auf die Stirn. Inzwischen wurden vor Ganeshas Schrein Teller aufgestellt mit Blumen und einer kleinen, aus Kurkuma und Wasser geformten Figur des Gottes.

Ein Gott zum Mitnehmen

Jeder darf nach einer besonderen Zeremonie einen mit nach Hause nehmen. „Das ist zurzeit besonders wichtig, weil nur so wenige Teilnehmer kommen dürfen“, erklärt Selvanathan. „Jede Familie hat zu Hause einen Schrein. Da wird die Ganesha-Figur einen Monat lang aufgestellt, dann wird sie in Wasser aufgelöst. Dieses Wasser bringt Pflanzen Fruchtbarkeit, wenn sie damit begossen werden.“ Ein Junge filmt die Zeremonie mit dem Handy, Segen zum Mitnehmen für die Verwandten daheim.

Pushpamany Selvanathan.

Pushpamany Selvanathan.

„Normalerweise würden wir jetzt nach dem Puja zusammensitzen, würden essen und trinken, die Kinder würden herumrennen, es wäre eine große Freude, ein richtiges Fest“, bedauert Selvanathan. Auch das große zehntägige Tempelfest im Sommer, bei dem Götterfiguren in einer großen, farbenfrohen Prozession durch Gummersbach gefahren und getragen werden, musste im vergangenen Jahr coronabedingt ausfallen. „Wir konnten es nur im engen Familienkreis feiern.“ Ob es diesem Juli anders wird? Sie hofft es.

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Inzwischen haben alle ihre Schuhe angezogen und sind gegangen, die Götter sind wieder hinter Vorhängen verborgen. Nur einen junge Frau umkreist, versunken ins Gebet, den Schrein von Ganesha, 108 Mal. Naga Ashrita Sunareddy studiert Informatik auf dem Campus Gummersbach, anderthalb Jahre bleibt sie hier, um ihren Master zu machen. Doch jetzt kann sie sich kaum auf ihr Studium konzentrieren. Sie hat Angst um ihre Familie in ihrer Heimatstadt in Südindien, verfolgt jede Nachricht von der grassierenden Virusmutation in ihrer Heimat. Jeden Abend skypt sie mit ihren Eltern, ihren Geschwistern. Geht es ihnen noch gut? Sind sie gesund? Was ist mit der Großmutter? „Gestern haben sie gesagt, es gibt keine Beatmungsgeräte und auch keinen Sauerstoff mehr in der Stadt“, sagt sie leise. „Und ich bin hier, so weit weg, und kann überhaupt nichts tun!“ Ganesha ist auch der Gott der Stärke und der Erfüllung von Wünschen.

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