Gummersbacher GynäkologinMargarita Birkena organisiert Hilfe für die Ukraine

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MargaritaBirkena

Ihren neuen Arbeitsplatz in Gummersbach hat Margarita Birkena gegen die Hilfe für die Ukraine getauscht.

Gummersbach – Eigentlich ist Margarita Birkena Frauenärztin. Und eigentlich wollte die 39-Jährige gerade jetzt auf einer neuen Station ihres Berufslebens Fuß fassen: als Ärztin am Klinikum Oberberg, wo sie Anfang Mai ihren Dienst antreten sollte.

Die Geburtshelferin und Gynäkologin kam auch nach Gummersbach, blieb aber nicht lange. Schnell bat sie ihre neue Chefin, sie zu beurlauben, damit sie im Kriegsgebiet in der Ukraine helfen kann.

Und Chefärztin Dr. Anja Weishap machte mit: Nach nur wenigen Tagen an der neuen Arbeitsstelle beurlaubte sie Birkena, damit sie in der und um die Ukraine herum Hilfe für die Menschen dort und für die anderen Ärzte, die im Land im Einsatz sind, organisieren kann. 

Versorgung an und hinter der Front

Birkena selbst kommt nicht aus der Ukraine, sondern ist in Lettland geboren. Dennoch stellte der Krieg, der am 24. Februar begann, ihre Welt auf den Kopf. „Ich bin keine Ukrainerin, aber die Familie meines Vaters lebt in Charkiw“, erzählt Birkena. Dort seien deren Kinder geboren und aufgewachsen, die auch schon Kinder haben. Das sei ihr Hauptmotiv zu helfen.

Ihr großes Ziel: Alle Menschen, ob direkt an der Front oder dahinter, sollen die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Gerade ist die 39-Jährige, die 2016 ihren Abschluss gemacht und danach nach Deutschland gezogen war, um sich zu spezialisieren, deshalb zurück in Lettland.

Dort organisiert sie drei Krankenwagen für Kliniken in der Ukraine. Warum in Lettland? „Weil das hier sehr unbürokratisch geht.“ Sie können die Wagen dort kaufen und am nächsten Tag in die Ukraine bringen. Tagelanges Warten auf Papiere gebe es nicht.

Große Hilfsbereitschaft im Baltikum

Ohnehin sei die Hilfsbereitschaft für die Ukraine im Baltikum besonders groß, weiß Birkena: „Weil die Menschen hier sagen: ,Wenn die Ukraine fällt, sind wir die nächsten.“ Und einfach über die Grenze flüchten wie jetzt aus der Ukraine könne man dann vielleicht gar nicht mehr – wegen der russischen Exklave rund um Kaliningrad.

Noch wichtiger als die drei Krankenwagen, die sie gerade in die Ukraine bringt, ist Birkena aber das Thema Notfallmedizin an der Front: „Auch Soldaten sind vor allem Menschen, die Hilfe brauchen.“ Wenn sie verwundet würden, entscheide die erste Versorgung der Wunden oft darüber, ob zum Beispiel ein Bein über dem Knie oder darunter amputiert werden müsse.

Spenden für Taktische Notfallrucksäcke

Deshalb, sagt Birkena, sammelten sie und ihre Kollegen jetzt Geld für 500 komplett ausgerüstete sogenannte „Taktische Notfallrucksäcke“. Diese wollen sie den Ärzten zur Verfügung stellen, damit sie an der Front Erste Hilfe leisten können. Das Problem: Jeder einzelne dieser Rucksäcke kostet mit Ausrüstung fast 2000 Euro.

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Deshalb sammelt Birkena jetzt Spenden. Bei diesem Projekt wird sie von ihrem neuen Arbeitgeber, dem Klinikum Oberberg, unterstützt. Wann sie selbst dorthin in ihren Dienst Gynäkologin und Geburtshelferin zurückkehrt?

Stand jetzt soll das im Juli der Fall sein. Bis dahin gibt es für engagierte Ärztinnen und Ärzte wie Birkena noch viel zu tun – an der Front, aber vor allem auch dahinter.

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