Oberbergische Jugendliche führen am Freitag eine Bühnenfassung des gesellschaftskritischen Romans „Endland“ auf.
Netzwerk gegen RechtsGummersbacher Theaterstück zeigt düstere Zukunft

Die jungen Darsteller der Gummersbacher Inszenierung haben sich eingehend mit der dystopischen Geschichte beschäftigt.
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Es ist das Jahr 2030 in Deutschland. Anton und Noah sind Wehrpflichtige. Die beiden Männer bewachen die Grenzmauer, die Deutschland in dieser nahen Zukunft umgibt. Während Anton hinter der neuen Regierungspartei und dem erstarkten nationalen Selbstbewusstsein steht, hadert Noah mit den aufkeimenden ultrakonservativen Rollenbildern, den drastischen Einschnitten beim Klimaschutz und dem Ende des Asylrechts für Geflüchtete. Davon ist auch Sara betroffen, die vor Krieg und Hunger flüchten und ihre Heimat verlassen musste.
Es gibt nur noch ein Flüchtlingscamp, hier treffen Sara und Anton aufeinander, und trotz aller Gegensätze bildet sich zwischen den Jugendlichen ein zartes Band der Freundschaft. Diese wird bald auf eine harte Probe gestellt, und alle drei stehen plötzlich vor den Fragen, wem sie noch vertrauen können und wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Aufführung in der Gummersbacher Aula
„Quasi Endland – und was würdest du tun?“ lautet der Titel des Theaterstücks, welches auf dem Jugendbuch „Endland“ von Martin Schäuble von 2017 basiert und jüngst in München Premiere feierte. Auf Initiative von Nadine Lindörfer, Koordinatorin beim Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis, hat das Stück nun seinen Weg nach Gummersbach gefunden. Die Inszenierung wird von Sven Popovici und Sabrina Schulheis geleitet. Aufgeführt wird sie in der Aula des Gummersbacher Lindengymnasiums an der Moltkestraße am Freitag, 12. September, 18.30 Uhr. Dort fand nun auch die Generalprobe statt.
„Ich habe das Buch 2017 gelesen und war von Anfang an total beeindruckt. Als ich erfuhr, dass das Buch für das Theater adaptiert wurde, keimte in mir der Gedanke, die Geschichte zusammen mit Jugendlichen auch hier im Oberbergischen aufzuführen“, berichtet Lindörfer, während im Hintergrund die jungen Darsteller die Pause nutzen und das Bühnenbild für die nächste Szene vorbereiten - dafür werden ein Bettgestell und Matratzen samt Wolldecke hervorgezaubert.
Wir wollen anderen jungen Menschen zeigen, dass wir trotz unseres Alters die Möglichkeit haben, etwas zu bewegen.
Sechs Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahre meldeten sich auf Lindörfers Aufruf. „Ich hatte deutlich formuliert, dass es nicht nur darum gehe, ein Stück schauspielerisch auf die Bühne zu bringen, sondern sich auch mit der Thematik auseinanderzusetzen. Um so mehr hatte es mich gefreut, als die sechs Jungs und Mädchen ihr Interesse bekundeten und sich eingehend mit der Geschichte und der Botschaft dahinter beschäftigt haben“, sagt die Projektleiterin.
Appell an die junge Generation in Oberberg
Eine der jungen Darsteller ist die 17-jährige Amelie, die wie ihre Mitstreiter in den vergangenen Monaten einen Großteil der Freizeit zugunsten dieser Aufführung geopfert hat. „Die Schauspielerei macht sehr viel Spaß. Ich bin aber auch bei diesem Projekt dabei, weil die Geschichte eine Thematik beinhaltet, die nicht aktueller sein kann. Ich finde es einfach wichtig, sich zu entscheiden, ob man dem ganzen Tun nur zuschaut und selbst nichts unternimmt oder sich aktiv einbringt und etwas dagegen tut.“
Lindörfer ergänzt, dass der Roman und auch das Theaterstück aufzeigen wollen, was passieren könnte, sollte eine gesichert rechtsextreme Partei gewählt werden. In Anbetracht der Tatsache, welchen Stellenwert rechtsextreme Positionen inzwischen bekommen haben, findet Lindörfer es sehr mutig von den Jugendlichen, dass sie ihre Haltung auf der Bühne vertreten.
Schauspielerin Amelie appelliert an ihre Generation: „Wir wollen anderen jungen Menschen zeigen, dass wir trotz unseres Alters die Möglichkeit haben, etwas zu bewegen. Wir sind die Zukunft und wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren, etwas verändern zu können.“
Gefördert wird die Aufführung des Theaterprojekts von der Wipperfürther Hans-Hermann-Voss-Stiftung sowie vom Theaterverlag „henschel Schauspiel“, der das Textmaterial zur Verfügung gestellt hat. Tickets können zu einem Preis von 5 Euro (ermäßigt 1 Euro) erworben werden. Infos dazu gibt es auf der Internetseite des Netzwerks gegen Rechts.