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KirchensanierungGummersbacher Turm steht jetzt bombenfest

Lesezeit 3 Minuten
Der Turm der Gummersbacher Kirche vor blauem Himmel.

In strahlendem Weiß präsentiert sich der frisch renovierte Turm. Auch die Zifferblätter der Turmuhr wurden erneuert. 

Die Evangelische Gemeinde Gummersbach feiert den Abschluss der 3,3 Millionen Euro teuren Sanierung mit einem Fest.

Es ist ein ungewohnter Anblick, den die evangelische Kirche in der Gummersbacher Von-Steinen-Straße bietet: Sie ist wieder ohne das Gerüst rund um den Kirchturm zu sehen. Diesen Meilenstein der Sanierung hat die Evangelische Kirchengemeinde am Maifeiertag mit einem Turmfest gefeiert. Sechs Jahre lang haben die Glocken geschwiegen, während der baufällig gewordene Kirchturm von innen und außen instandgesetzt wurde. Insgesamt betragen die Baukosten gut 3,3 Millionen Euro, rund 20 Prozent wurden durch Spenden finanziert.

Menschen stehen vor Plänen im Kirchturm.

Großes Interesse gab es an der Führung.

Nach dem Gottesdienst mit dem Gospelchor Gummersbach unter Leitung von Kantorin Annette Giebeler startete der Festakt unterhalb des Kirchturms mit dem Posaunenchor Hunsheim unter dem Dirigat von Simon Wenigenrath. Pfarrer Markus Aust dankte zunächst dem Gummersbacher Architekturbüro Peter Wirsing und den beteiligten Baufirmen für die Bewältigung der Mammutaufgabe.

„Uns allen bedeutet dieser Tag unendlich viel“, erklärte Bürgermeister Frank Helmenstein. Der eingerüstete Turm habe wie ein Sinnbild für die reparaturbedürftige Gesellschaft gewirkt. Umso mehr freute er sich über die Spendenbereitschaft der Zivilgesellschaft, die mit rund 650 000 Euro die Sanierung ermöglicht hatte. Daneben habe die Kirchengemeinde ihr Tafelsilber verkaufen müssen. Damit spielte er auf den Verkauf von Gebäuden auf dem Steinberg und in Strombach in Höhe von rund einer Million Euro an. Knapp eine weitere kam als einmaliger und außerordentlicher Zuschuss vom Kirchenkreis An der Agger. Vom Denkmalschutz des Landes gab es lediglich 200.000 Euro, ein Antrag beim Bund wurde abgelehnt.

Oberbergischer Kirchenkreis gab Zuschuss

Schon in der Bibel gebe es zahlreiche Hinweise, dass beim Bau eines Turmes Vorsicht geboten sei – sowohl in finanzieller als auch in statischer Hinsicht, schilderte Synodalassessor Oliver Cremer in Vertretung für Superintendent Michael Braun, der am Evangelischen Kirchentag in Hannover teilnimmt. Hier seien diese Warnungen vorbildlich berücksichtigt worden: „Dieser Turm hat die Menschen zusammengebracht.“ Nun stehe er wieder ohne Gerüst da: „Er zeigt auf den Himmel und damit auf Gott.“

Der katholische Kreisdechant Christoph Bersch erinnerte sich, in seiner Jugend die Ausgrabungen am Kölner Dom besucht zu haben, dessen 157 Meter hohen Türmen 16 Meter tiefe Fundamente haben. Das habe ihn tief beeindruckt: „Ein hoher Turm braucht ein festes Fundament.“ Gemeinsam mit Pfarrer Markus Aust segnete er den Turm und die Menschen.

EIn hölzernes Gebälk.

Der marode Glockenstuhl wurde ebenfalls saniert.

„Der Kerberg geht nicht ohne Kirche“, erklärte die Gummersbacher Theologin Corinna Kind. Der Turm sei immer ein Symbol der Stärke und des Friedens gewesen. Schon in ihrer Jugend habe sie im Garten ihrer Eltern den Glocken gelauscht: „Ein ganz besonderes Erlebnis war immer das Beiern zu Weihnachten.“ Mit Blick auf die neuen Zifferblätter der Kirchturmuhr sagte sie: „Unsere Zeit liegt in Deinen Händen.“

Bei einer Turmführung erläuterte Baukirchmeister Frank Vogt den Teilnehmern die Historie der Sanierung. Auslöser sei ein herabgefallenes Putzstück 2016 gewesen. Damals sei lediglich von einer teilweisen Erneuerung der Fassade ausgegangen worden. Doch im Verlauf der Untersuchung und der nur abschnittsweise möglichen Sanierung habe sich gezeigt, dass etwa 70 Prozent der Grauwackesteine aus Lindlar ausgetauscht werden mussten. Die Verfüllung der Steinschüttung inmitten des dreischaligen Wandaufbaus mit Mörtel habe die Standfestigkeit massiv erhöht: „Der Turm ist jetzt atombombensicher.“

Nach Insektenfraß und Feuchtigkeitsschäden mussten auch die Eichenbalken im Glockenstuhl und in der Kirchturmspitze teilweise erneuert werden. Diese hat ein neues Schieferdach erhalten.

Leider sei die Sanierung mit der Restauration des Turms noch nicht beendet, sagte Vogt: Der Dachstuhl und die Eindeckung der Kirche sowie der alte Putz an den Außenwänden des Kirchenschiffes müssten in den nächsten Jahren erneuert werden. Markus Aust beziffert die Kosten für beide Maßnahmen auf weitere rund drei Millionen Euro: „Weder die Kirchengemeinde noch der Kirchenkreis An der Agger können diese Mittel aufbringen. Es gibt noch viele ungelöste Fragen.“