Mareike Thomaier empfängt mit der Handball-Nationalmannschaft der Frauen am 16. Oktober in Gummersbach das Team aus Nordmazedonien.
Handball-NationalmannschaftMareike Thomeier und das Team wollen Nordmazedonien den Spaß verderben

Bei Blau-Weiß Hand hat Mareike Thomaier mit Handball begonnen, jetzt spielt sie mit der Nationalmannschaft in Gummersbach.
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Der Blick ist auf die Weltmeisterschaft im eigenen Land gerichtet, doch wenn die Handball-Nationalmannschaft der Frauen am Donnerstag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, in der Schwalbe-Arena das Team aus Nordmazedonien empfängt, geht es um die Qualifikation für die Europameisterschaft 2026. Im Kader der deutschen Mannschaft ist mit Mareike Thomaier auf der Rückraum Mitte eine Bergisch Gladbacherin. Andrea Knitter sprach mit der 25-Jährigen über das Spiel, die WM und vor allem die Faszination Handball.
Die Partie in der Gummersbacher Schwalbe-Arena ist für Sie quasi ein Heimspiel. Wie fühlt sich das an?
Es ist wie nach Hause kommen. Meine Familie wohnt in Bergisch Gladbach und mit der C- und D-Jugend habe ich oft in Gummersbach gespielt. Ich freue mich total. Es fühlt sich ein bisschen wie früher an und ich habe aus meinem persönlichen Umfeld schon einige Ticketwünsche erfüllt.
Es ist ein Qualifikationsspiel, es ist aber auch eines der letzten Spiele, bevor am 26. November die WM in Deutschland und den Niederlanden startet. Wo stehen Sie mit der deutschen Mannschaft?
Wir wollen das Spiel gegen Nordmazedonien gewinnen. Wir haben bereits im Sommer mit einem Extralehrgang in Rotterdam die heiße Phase der WM-Vorbereitung begonnen, um im November auf den Punkt genau perfekt vorbereitet zu sein. Wir hatten in diesem Jahr Testspiele gegen Topteams wie die Niederlande, Dänemark und Frankreich und haben gesehen, in welchen Bereichen sie uns noch einen Schritt voraus sind. Es sind nur Kleinigkeiten. Es geht nun darum, das am besten funktionierende Team zu finden. Dafür ist die ab Montag startende Lehrgangswoche mit den beiden Qualifikationsspielen in Gummersbach und Belgien wichtig.
Sie gehören zu den Handballerinnen, die im Sommer von der Insolvenz des Deutschen Meisters HB Ludwigsburg betroffen und kurzfristig vereinslos waren. Hatte das Auswirkungen auf die Vorbereitung?
Auch wenn ich erst sehr spät zur HSG Bensheim/Auerbach Flames gewechselt bin, läuft es für mich im Verein sehr gut. Der Saisonstart war gut. Wir stehen aktuell auf Platz zwei der Tabelle. Die Insolvenz kam für alle sehr überraschend, für jede einzelne war es eine Vollkatastrophe und für manche meiner Mannschaftskolleginnen, die familiär gebunden sind, war es existenzbedrohend. Auch für die Nationalmannschaft war es von Vorteil, dass so viele Nationalspielerinnen in Ludwigsburg zusammen gespielt haben. Die Vorfreude ist jetzt doppelt so groß, wenn wir uns im Nationalteam wiedersehen.
Es ist die WM im eigenen Land, und der Druck entsprechend groß, zumal der Handball in der breiten Aufmerksamkeit von seinen Nationalmannschaften lebt. Und da hatte man zuletzt den Eindruck, dass die deutschen Frauen, wenn es um etwas geht, das Nervenflattern bekommen. Ist das so?
Nein, persönlich erlebe ich das nicht so, habe aber mitbekommen, dass uns das Stigma angehangen wird. Bei einer WM geht es von Anfang um viel. Wir möchten möglichst gut aus der Gruppenphase herauskommen, was wir bei den vorangegangenen Turnieren auch geschafft haben. Wir haben einfach total Bock auf die Heim-WM.
Sie sind 44-fache Nationalspielerin, sind in der Champions League angetreten und in der vergangenen Saison mit Ludwigsburg Deutsche Meisterin geworden. Wie hat diese steile Karriere begonnen?
Ich war fünf oder sechs Jahr alt und ein Kind mit sehr viel Energie, die ich loswerden wollte. Ohne Ball ging wenig und eine Freundin hat mich mit zum Handball beim SV Blau-Weiß Hand genommen, wo ihr Vater spielte. Auch wenn es am Anfang noch eher Spielen mit dem Ball war, hat es mir direkt Spaß gemacht, auch weil ich gemerkt habe, dass ich manche Dinge besser kann als die anderen Kinder. Aber es war auch nicht der einzige Sport, den ich betrieben habe.
Was haben Sie noch gemacht?
Ich habe sieben Jahre Ballett getanzt und war das einzige Kind, das nicht mit Stulpen, sondern mit Knieschonern zum Tanzen kam. Dazu habe ich beim TuS Schildgen Korfball gespielt und war dreimal die Woche beim Tennis. Das wurde irgendwann alles zu viel und ich musste mich entscheiden. Die Wahl fiel auf den Handball.
Sie sind schon mit elf Jahren zu Bayer Leverkusen gewechselt.
Mit dem SV Blau-Weiß Hand habe ich jeden Sommer und Winter am Scamix Handball-Camp teilgenommen. Jutta Ehrmann, die heutige Schiedsrichter-Chefin beim DHB und damalige Teammanagerin der Bundesliga-Mannschaft von Bayer Leverkusen, hat mich regelrecht bestochen, damit ich den Verein wechsle. (lacht)
Wie hat sie das denn gemacht?
Ich bekam Geschenke, darunter eine schwarz-rot-goldene Umhängetasche von Puma, die ich überall mit hin genommen habe und die mein ganzer Stolz war. Ich hatte eigentlich ja gar nicht vor, nach Leverkusen zu wechseln, da die C-Jugend immer gegen uns verloren hat. Aber die Tasche hat mich überzeugt.
War es damals schon ein Ziel, Nationalspielerin zu werden?
Nein, es war einfach cool, dabei zu sein. In der B-Jugend hatte ich erstmals den Gedanken, dass es weiter nach oben gehen könnte. In der A-Jugend habe ich mit der Bundesliga-Mannschaft trainiert und wollte meine Spielzeit haben. Mit der Jugend sind wir Deutscher Meister geworden und 2020 hatte ich mein Debüt in der A-Nationalmannschaft der Frauen. Das erste Länderspiel war für mich das Größte. Dass ich 2024 mit dem Wechsel von Leverkusen zur SG BBM Bietigheim, aus der dann die HB Ludwigsburg wurde, auch noch in der Champions League gespielt habe, ist jetzt schon viel mehr, als ich mir als Kind erträumt habe. Es zeigt aber auch: Jedem Mädchen steht ein solcher Weg offen.
In der Nationalmannschaft spielen Sie auf der Mittelposition, sorgen dafür, dass es läuft. Ist das eine besondere Verantwortung für Sie?
Ich teile mir die Position mit Alina Grijseels und Annika Lott. Wir sind mit für die Umsetzung der Spielideen zuständig und dafür, unsere Mitspielerinnen einzusetzen. Wenn man dann auch noch selber Tore wirft, ist das gut. Mein Spiel ist aber vor allem, so zu spielen, dass die anderen zu guten Wurfchancen kommen.
Was rechnen Sie sich für die WM aus?
Ich sehe Potenzial in unserer Mannschaft und keinen Grund, tief zu stapeln. Von einer Medaille dürfen wir träumen, aber davor stehen einige Schritte. Zuerst möchten wir in Richtung Hauptrunde und dann ins Viertelfinale. Ich habe große Hoffnung, dass der Heimvorteil uns trägt.
Wie beschreiben Sie die Stärken des deutschen Teams?
Wir haben eine gute Abwehr, agieren giftig und mit der nötigen Aggressivität. Wir sind unangenehm zu spielen. Dazu kommt ein starker Teamgeist, der ein Vorteil ist und uns im Laufe eines Turniers stark machen kann.
Wer sind für Sie die Titelfavoriten?
Dänemark und Norwegen. Zudem bin ich auf die Französinnen und die Niederländerinnen gespannt, die auch einen Heimvorteil haben. Insgesamt sehe ich aber die Skandinavierinnen, wozu ich auch Schweden als potenziellen Gegner im Viertelfinale zähle, vorne.
Die Weltmeisterschaft ist nur noch ein paar Wochen entfernt. Warum sollen die Zuschauer in die Schwalbe-Arena zum Spiel gegen Nordmazedonien kommen?
Um den Frauenhandball zu unterstützen. Er hat die Aufmerksamkeit verdient. Dafür werden sie ein Spiel sehen, das von Emotionalität geprägt ist. Sie können sich gut mit uns identifizieren und vor allem guten Handball sehen. Nordmazedonien ist kein angenehmer Gegner und wir dürfen ihnen nicht die Freiräume geben. Es darf ihnen keinen Spaß machen, gegen uns zu spielen.