Helen-Keller-SchuleFörderschule in Gummersbach feiert 55-Jähriges

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Zwei Kinder balancieren mit Hilfe ihrer Eltern über Turngeräte.

Spiel und Spaß auf dem Winterfest in Oberbantenberg.

In Oberbantenberg lud die Förderschule des Oberbergischen Kreises zum Wintermarkt.

„Die Eltern stimmen sozusagen mit den Füßen ab: Anstatt auf einer Regelschule, melden sie ihr Kind lieber bei uns an, und damit wächst unsere Warteliste“, beschreibt Schulleiterin Lydia Follmann den Zulauf an der Helen-Keller-Schule in Oberbantenberg.

Die Förderschule des Oberbergischen Kreises mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung feierte am Wochenende das 55-jährige Bestehen bei einem Wintermarkt im und am Schulgebäude. „In den vergangenen Jahrzehnten hat der Wille der Eltern, ihre Kinder gezielt fördern zu lassen, immens zugenommen“, begründet Leitern Follmann die zunehmenden Anmeldungen an ihrer Schule.

Derzeit besuchen 180 Schülerinnen und Schüler ab dem ersten Schuljahr und bis zu ihrem 18. Lebensjahr die Helen-Keller-Schule. Um ausreichend Raum für sie zu schaffen, wurden jetzt Container für den Unterricht auf dem Schulhof aufgestellt, in Derschlag wird zudem ein bestehendes Gebäude umgebaut, in dem dann die drei Klassen mit den insgesamt 39 Oberstufenschülerinnen und -schüler unterrichtet werden.

Helen-Keller-Schule hat eine Warteliste

Dass seine zwölfjährige Tochter wie auch jedes andere Kind an der Helen-Keller-Schule mit ihren ganz persönlichen Fähigkeiten und Stärken wahrgenommen und individuell gefördert werde, das sei eine großartige Leistung der Fachkräfte, betont Jimmy Chohura beim Wintermarkt.

„Uns gefällt vor allem die tolle Gemeinschaft innerhalb der Elternschaft“, ergänzt seine Frau Johanna Chohura. Denn konkurrierende Vergleiche mit anderen Kindern oder deren Reduzierung auf ein Handicap gebe es nicht, dafür gegenseitige Hilfe.

Bei Kaffee, Kuchen, Gegrilltem und viel Musik von den schuleigenen Chören und dem Wiehler Ensemble „Chapelloise“ tauschten sich die Eltern auch beim Wintermarkt aus. Die Kinder und Jugendlichen konnten derweil auf dem Schulhof einen Rettungswagen des Roten Kreuzes und ein Löschfahrzeug der Wiehler Feuerwehr in Augenschein nehmen.

In den Klassenzimmern und auf den Schulfluren erstanden die Besucherinnen und Besucher selbst angefertigte Dekorationen für den Winter – darunter Tierfigürchen um im Einmachglas drapierte Lichterketten und mit Vogelfutter gefüllte Tassen-Sets.

Ziel der Schule sei es, die jungen Menschen zu fördern, damit sie ihr weiteres Leben mit so wenig Hilfe wie nötig und so selbstständig wie möglich verbringen können, sagt Schulleiterin Lydia Follmann. „Dabei ist auch die in den vergangenen Jahren zunehmende Digitalisierung hilfreich.“

Ehemalige werden Peer-Berater

Denn dank iPad oder sogenannten elektronischen Talkern mit Bildern und Blicksteuerung können sich auch die Kinder mit wenig Sprachvermögen mitteilen und mit anderen kommunizieren. Daneben wird ebenso das Gebärden, entsprechend der Gehörlosensprache, für den Dialog mit den Kindern und Jugendlichen genutzt.

„Weil ich gebärden kann, werde ich oft dazu geholt, wenn gehörlose Gäste in die Jugendherberge kommen“, erzählt die ehemalige Helen-Keller-Schülerin Manuela. Die 30-Jährige lebt im Betreuten Wohnen in Oberbantenberg, in der Wiehler Jugendherberge arbeitet sie in der Küche.

Beim Winterfest hat sie als Peer-Beraterin des Landschaftsverbands Rheinland mit den Jugendlichen über das Leben nach der Schule gesprochen. Bei dem Peer-Projekt beraten geschulte Ehrenamtliche mit Beeinträchtigung andere Menschen mit Beeinträchtigung.

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