InterviewJürgen Hefner kam als Stadtplaner nach Gummersbach

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Ein Mann sitzt im Grünen auf einer Bank.

Die Revitalisierung des Steinmüllergeländes hat Jürgen Hefner über Jahre mitvorangetrieben.

Der Rat der Stadt Gummersbach hat Jürgen Hefner in seinem Amt als Technischer Beigeordneter bestätigt. Andreas Arnold sprach mit ihm über dessen Arbeit.

Herr Hefner, was macht ein Technischer Beigeordneter?

Er ist Mitglied des Verwaltungsvorstands und zuständig für alle Fragen rund ums Planen und Bauen. Zudem führt er ein Dezernat mit 200 Beschäftigten in den Bereichen Bauaufsicht, Planungsamt, Baubetriebshof, Gebäudewirtschaft und Bauverwaltung.

Was haben Sie in Gummersbach angetroffen, als Sie 1997 hier angekommen sind?

Das Steinmüllergelände hat die Stadt in seiner damaligen Form geprägt. Auf der einen Seite war die Firma ein bedeutsamer Arbeitgeber, das Firmenareal aus städtebaulicher Sicht aber eine Katastrophe, sodass sich die Innenstadt für mich als großes Industriegelände dargestellt hat.

Das klingt nicht gerade begeistert ...

In der Tat war es keine Liebe auf den ersten Blick. Sie sind aber trotzdem geblieben und standen mit dem Team der Entwicklungsgesellschaft ab den frühen 2000er Jahren vor der Aufgabe, das Steinmüllergelände zu überplanen. Als ich im Jahr 2000 bei der Entwicklungsgesellschaft fest angestellt wurde, sprach man darüber, das Bahnhofsgelände zu überplanen. Doch dann war durch die Insolvenz von Babcock auch das Ende von Steinmüller besiegelt und wir standen vor einer viel größeren Aufgabe.

Deren Lösung aber einem Team in Gummersbach an die Hand gegeben und nicht an ein externes Planungsbüro vergeben wurde.

Genau. Erste Überlegungen, die Planung extern zu vergeben, wurden über den Haufen geworfen und die EGG wurde als Entwicklungsträger beauftragt. Mit unserem hoch motivierten Projektteam sind wir aufs Steinmüllergelände gezogen.

Wer gehörte zum Kern?

Im Rathaus natürlich Bürgermeister Frank Helmenstein und Baudezernent Ulrich Stücker. Bei der EG neben mir auch noch Manfred Pelzer-Zibler, der vom Rathaus zu uns gestoßen war. Die Reaktivierung und Überplanung des Geländes wurde schnell zum Schwerpunkt meiner Arbeit. Daneben standen aber auch die Gewerbegebiete in Herreshagen und Windhagen sowie die Wohngebiete in Windhagen und in der Berstig auf der Agenda.

Zu Beginn des Steinmüllerprozesses war von einer „Jahrhundertaufgabe“ die Rede, die Zeit brauche. Tatsächlich ist nach 20 Jahren der überwiegende Teil erledigt.

Damit konnte man zu Beginn auch nicht rechnen. Entscheidend war, dass einige wesentliche Faktoren zusammengekommen sind. Wir waren ein gutes Team mit jungen engagierten Leuten. Wir konnten viel experimentieren und im Rahmen der Regionale 2010 hatten wir Unterstützer und schnell eine hohe Förderfähigkeit erlangt, was den Prozess maßgeblich beschleunigt hat. Als wesentlichen Impuls muss man aber auch den Umzug der damaligen Fachhochschule vom Sandberg auf das Steinmüllergelände sehen.

Wenn Sie heute noch einmal loslegen könnten, was würden Sie anders machen?

Man kann die Zeiten nicht miteinander vergleichen. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sorgen für neue Aufgaben und andere Rahmenbedingungen. Wenn wir heute nach Bergisch Gladbach schauen, wo das Zanders-Areal überplant wird, erkennen wir, dass dort deutlich mehr Gebäude erhalten bleiben sollen. Wobei man aber auch sagen muss, dass es dort viel sehr gute und teils denkmalgeschützte Substanz gibt. Das war hier in Gummersbach anders. Und was die Nachhaltigkeit angeht, haben wir schon vor 15 Jahren ein Nahwärmenetz und ein Parkraumkonzept mit einem zentralen Parkhaus für das ganze Gelände geplant.

Vieles hat sich Gummersbach nun verändert, der Umbau der Vogtei läuft. Was kann man in den nächsten Jahren aus städtebaulicher Sicht erwarten?

Zunächst einmal kann man feststellen, dass die Innenstadt sehr gut aufgestellt ist. Natürlich haben wir mit den ehemaligen Gebäuden von Polizei und Amtsgericht noch Aufgaben vor uns, die wir lösen wollen. Und wir haben in der Innenstadt auch noch die ein oder andere Baulücke, die wir gerne schließen möchten. Und wenn wir auf das Steinmüllergelände schauen, haben wir dort einen Mix aus Handel, Kultur, Sport, Freizeit und Bildung geschaffen, den andere Städte noch erreichen wollen.

Und was ist in den Außenorten?

In Bernberg sind wird mit dem Stadtumbau erst einmal durch. Dort steht das Begegnungszentrum vor der Fertigstellung. Für Strombach haben wir bereits Pläne, was die Nutzung des ehemaligen Hauptschulareals angeht. Hier soll bekanntlich weiterer Wohnraum entstehen. Aber auch in den anderen Stadtteilen wird es aus städtebaulicher Sicht noch Aufgaben geben, die wir angehen wollen.

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