Kunst aus Gummersbach„Das Scheitern ist auch ein Neubeginn“

Ihr Atelier hat Angela Gambke in einem kleinen Zimmer unter dem Hausdach. Ihre Werke sind derzeit in Engelskirchen zu sehen.
Copyright: Dennis Börsch
Gummersbach – Um in ihr Atelier zu kommen, muss Angela Gambke mehrere Treppen bewältigen. Dem Besucher kommt es vor, als ginge es einen Leuchtturm hinauf. Ihr Arbeitszimmer unter dem Dach des Hauses in der Gummersbacher Innenstadt ist klein, was man auch den Formaten ansieht, die sie dort bemalt. Aber der Raum hat Charme und Aura: „Mein Vermieter sagt, dass hier früher schon einmal ein Künstler gearbeitet hat.“
Familie zog 1963 von Herne nach Gummersbach
Ein bisschen mehr Platz zum Malen hätte Gambke schon gern. Wehmütig erinnert sie sich an das weiträumige Atelier ihres Vaters in Liefenroth, das sie früher oft nutzte. Der Maler und Grafiker Lothar Gambke (1921–2011) gehört zu den namhaften oberbergischen Künstlern des vergangenen Jahrhunderts. 1963 kam er mit seiner Frau und den beiden Kindern von Herne nach Gummersbach, um als Kunstlehrer am Grotenbach-Gymnasium zu arbeiten. Der Tochter war Liefenroth auf die Dauer zu weit abgelegen.
Angela Gambke schätzt die kurzen Wege in der Kreisstadt
Seit vielen Jahren ist Angela Gambke an die kurzen Wege in der Gummersbacher City gewöhnt, dort hat sie über die Jahre in verschiedenen Wohnungen gelebt. Auf der Küchenanrichte steht heute ein altes Stillleben des Vaters. „Bei uns zu Hause gehörte die Kunst zum Alltag“, erinnert sie sich. So war es nahezu zwangsläufig, dass sie wie ihr Bruder einen kreativen Beruf wählte. Eigentlich wollte sie Kunstlehrerin werden. Weil kein Studienplatz frei war, schrieb sie sich 1968 in Wuppertal für „Visuelle Kommunikation“ ein.
Viele Jahre lang arbeitete Angela Gambke für die Werbeagentur Terra in Dieringhausen, einer Tochterfirma der Kienbaum-Personalberatung, bei der sie vor allem Stellenanzeigen gestaltete, aber auch Werbung für das Kaufhaus Schramm und andere Kunden. 1989 erlaubte es ihr die neue Computertechnik, sich selbstständig zu machen. Sie entwarf nun auch Plakate und andere Druckwerke für die oberbergische Kulturszene, etwa das Bruno-Goller-Haus.
Ausstellung
Bilder von Angela Gambke sind bis Donnerstag, 23. Juni, in einer Ausstellung der Gruppe „projekt a+“ in der Engelskirchener Bav-Villa, Braunswerth 1-3, zu sehen, immer montags bis donnerstags, 9 bis 16 Uhr, freitags, 9 bis 12 Uhr. (tie)
Die Werbegrafik empfand Gambke durchaus als erfüllende Arbeit. „Jeder Auftrag war anders und hatte eine Thema, in das man sich einarbeiten musste.“ Ein kreativer Wendepunkt war dennoch ein Kurs in „Ausdrucksmalerei“, zu dem sie eine Freundin Ende der 1990er Jahre überredet hatte. Beim Ausdrucksmalen kommt es weniger auf das Ergebnis als auf den Prozess an. „In der Grafik muss am Ende alles perfekt sein“, sagt Gambke. „In der Kunst ist auch das Scheitern etwas Positives, nämlich der Beginn von etwas Neuem. Das musste ich erst lernen.“ 2003 nahm Angela Gambke ein berufsbegleitendes Studium an der Alanus-Hochschule in Alfter auf. Die geübte Zeichnerin machte sich mit den anderen Techniken der Bildenden Kunst vertraut und lernte mit Materialien zu experimentieren. Und sei es, indem sie Heidelbeeren auf dem Papier zerdrückte. „Leider sind die Farben dann bald verblasst.“
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Die Malerei und besonders die feine Zeichnung liegen ihr aber heute am Nächsten. 2009 hatte sie eine erste größere Einzelausstellung im Gummersbacher Goller-Haus, danach zeigte sie ihre Arbeiten vor allem in Gruppenpräsentationen, so mehrmals im Rahmen des „Offenen Ateliers Oberberg“ und derzeit in der Engelskirchener Bav-Villa. Seit 2014 ist sie im Ruhestand und kann sich ungebremst der Kunst widmen. Eine neue Einzelausstellung ist fällig. Angela Gambke steckt die Fühler aus.